Kapitel 5 ~Dimitri~

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Einige Wochen sind vergangen seit unserem Ersten Training. Ich behielt mein Pokerface auf sobald ich Rose sah, doch meine Gedanken konnte es nicht ändern. Mit jeder Stunde, die ich sie sah, wuchs meine Bewunderung für sie. Sie war folgsamer als gedacht, sie meinte es wohl wirklich ernst und hat eingesehen das sie noch viel lernen muss, bevor sie Lissas Wächterin seien kann. Es war Sonntag und Gottesdienst, als ich hinter ihr und Lissa saß. Sie redeten immer währenddessen, es war ok. Wegen des Zusatztrainings hatte Rose keine Zeit, um mit Lissa Zeit zu verbringen, der Gottesdienst war die kleine Pause die sie sich verdient hat.
Sie tuschelten wohl über Christian Ozera und das Rose ihn umbringe, wenn er Lissa verletzt. Wenn ich nicht im Gottesdienst sitzen würde, hätte ich schmunzeln müssen, aber Lissa lachte hörbar kurz auf. Sie erregte die Aufmerksamkeit von Kirova. Ich räusperte mich als Zeichen, dass sie leise seien müssen. Kirova beachte mich mit einem Nicken als Dankeschön und Rose und Lissa schenkten dem Gottesdienst wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Ich merkte auch ohne, dass sie mich ansah, wie genervt sie davon war. Ich schmunzelte leicht. Sie ist wirklich leicht zu durchschauen für mich. Der Gottesdienst endete und ich wollte gerade gehen als Jesse Zeklos, ein adliger Moroi der sich für etwas Besseres hielt als der Rest, zu Rose kam.
„Hey Rose, dich bekommt man wirklich selten zu Gesicht. Sehr schade bei der Augenweide die du bist.", hörte ich ihn reden. Wie respektlos von ihm. Ich taxierte ihn mit meinem Blick. „Halt die Klappe Jesse" antwortete Rose barsch. „Wie dem auch sein, Rose wir sollten uns unbedingt treffen und über alte Zeiten...reden". Daraufhin beugte sich Rose zum ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. In mir brodelte eine Mischung aus Wut und Enttäuschung hoch.
Und da war noch was. Eifersucht? Bin ich eifersüchtig auf einen Jungen, dem Rose anscheint näherstand als mir? „Reiß dich zusammen Belikov", warnte ich mich selbst. Ich beobachte die beiden weiterhin doch, nachdem sie sich vielsagende Blicke zu warfen verließ Rose die Kirche mit Lissa zusammen. Ich habe mich zu früh gefreut, dass Rose vernünftig geworden ist. Ich schüttelte den Kopf und ging auf mein Zimmer. Meine nächste Wache wird während der Nachtruhe sein. Ich versuchte etwas zu schlafen, aber meine Gedanken schweben die ganze Zeit um Rose. Was hatte sie nur vor? So wie ich sie, mit ihrem impulsiven Temperament einschätze, wird sie sich mit ihm treffen wollen. Was sie dann tun werden versuchte ich zu ignorieren damit die Eifersucht nicht im mir hochkam. Wo könnten die beiden sich treffen? Auf deren Zimmern nicht, das wäre zu riskant. Die Klassenzimmer sind während der Nachtruhe abgeschlossen ebenso wie die Mensa. Es gab nicht viele Möglichkeiten. Ich werde die nächsten Tage versuchen herauszufinden was Rose vorhat, um sie von einer Dummheit zu bewahren beschloss ist. So schlief ich, ein wenig beruhigter, ein. Meine Schicht begann mit der üblichen Aussprache bei Alberta. Jeder Wächter berichtete kurz ob etwas vorgefallen war oder ob es wichtige Dinge zu tun gab. Da die Schule durch starke Schutzzauber vor Strigoi geschützt war, gab es bei der Übergabe meist nichts Spannendes zu berichten. Ich startete meinen Rundgang. Besonders hatte ich dabei einige Orte im Kopf, die ich mir vorgenommen habe in Hinsicht auf Rose und Jesse für die nächsten Schichten besser unter die Lupe zu nehmen. So patrouillierte ich von den Gärten, den Sportplätzen bis hin zum Schulgebäude in dem die Klassenzimmer und verschieden Aufenthaltsräume waren. Alles blieb ruhig. Innerlich atmete ich auf, dass ich Rose nirgends gefunden habe. Morgen werde ich sie zur Rede stellen und versuchen ihr aus dem Kopf zu schlagen, sich mit diesem Jesse zu treffen. Gerade als ich mit einem Stockwerk fertig war hört ich einen Schrei, der meinen Puls zum Rasen brachte. Ich rannte los in die Richtung, aus der er kam und stürmte in den Aufenthaltsraum der Morio. Ich stockte in meiner Bewegung kurz, weil das was ich sah mich zutiefst erschütterte. Ich sah Jesse wie er auf Rose, auf meiner Roza lag und kurz davor war ihr Blut zu trinken.
Ich stand mit einem Hechtsprung über ihnen und packte Jesse am Nacken und zog ihn von ihr weg. Sie atmete hörbar erleichtert auf. Jesse hatte ich fest im Griff.
„Mr. Zeklos, ich denke ich habe mich wohl versehen. Das wird ein Nachspiel für sie haben.", versuchte ich möglichst ruhig zu sagen ohne Emotionen in meiner Stimme mitfließen zu lassen. Dennoch schaute ich ihn wütend in die Augen. „Tut mir leid Wächter Belikov. Aber was sollte ich tun? Diese Bluthure drängte sich mir auf.", sagte er ungerührt dessen was ich vorher sagte. In mir kochte eine Wut auf, wie ich sie noch nie gespürt habe. „Sie gehen jetzt besser, bevor ich mich vergesse.", drohte ich ihm. Jetzt konnte er die Wut deutlich hören. In seinen Augen blitze kurz Angst auf und er ging wortlos aus dem Raum. Ich schaute jetzt auf Rose hinab die immer noch auf dem Sofa lag. Ich schaute sie wütend an. Ich war über die Maße enttäuscht von ihr. Doch meine Sorge, die ich um sie hatte, war größer, das konnte sie sehen. Ich half ihr sich aufzusetzen und nahm neben ihr Platz. „Was haben sie sich nur dabei gedacht Rose?", fragte ich enttäuscht. „Ich...ähm ich." Sie konnte nicht antworten, sie war noch zu geschockt. „Sie müssen besser auf sich aufpassen Roza", sagte ich ihr ohne darüber nachzudenken, dass ich sie soeben mit ihrem russischen Namen ansprach. Sie hat es genau gehört, ihre Wangen wurden kaum merklich etwas rot. „Es tut mir leid, Dimitri. Ich wusste nicht dass er so krank ist. Ich wollte das so gar nicht." Ihr liefen leise Tränen übers Gesicht. Ich weiß, was ich hier tue ist falsch, aber ich kann nicht anders. Ich streckte meine Hand nach ihr aus und wischte ihre Tränen vorsichtig weg. Ich sah, dass sie die sanften Berührungen genoss. „Das geht zu weit!", ermahnte ich mich. Ich habe mich von meiner Zuneigung ihr gegenüber überwältigen lassen, aber ich muss professionell bleiben. Ich zog meine Hand
wieder weg und sagte: „Sie sollten jetzt in ihr Zimmer gehen, ich begleite sie Rose." Wir gingen schweigen los. „Werden sie das an Kirova melden?", fragte Rose nach kurzer Zeit besorgt. Mein innerer Wächter schrie „Ja, ich muss!", aber von meinen Lippen kamen die Worte: „Nein, werde ich nicht. Ich weiß wie viel ihn die Schule und das Training derzeit abverlangt. Ich kann verstehen warum sie das gemacht haben." „Danke Dimitri." „Dennoch", fuhr ich mit einem Ton fort der zeigte ich frustriert ich von ihrer Tat war, „bin ich enttäuscht. Ich habe mehr von ihnen gehalten." Sie antwortete nicht. Sie war sich bewusst, wie impulsiv und unüberlegt das von ihr war. Sie schaute mir in die Augen und konnte sehen, dass ich verletzt war. „Belikov!" Ermahnte ich mich. Sie darf dich so nicht sehen. Sie ist deine Schülerin und du ein Wächter. Ich setzte mein Pokerface wieder auf und unterdrückte meine Gefühle. Wir sind bei ihrem Zimmer angekommen und als ich mich gerade umdrehen und gehen wollte sagte sie: „Danke nochmal. Sie waren mein Retter." „Stets zu Diensten. Wir sehen uns morgen beim Training.", antwortet ich kurz angebunden. Ich war ein Wächter der Schule und so sollte sie mich auch sehen. Ich ging und fuhr mit meiner Patrouille fort. Bei der Wachübergabe, nach einer restlichen ruhigen Nacht, erzählte ich nichts von dem Zwischenfall. Jesse Zeklos hatte eine Strafe verdient, aber ich würde Rose Gnadenfrist von Direktorin Kirova beenden. Das wird wohl unser Geheimnis bleiben müssen.
Ich machte mich danach direkt auf dem Weg zum Training mit Rose. Sie war bereits da, als ich kam und machte sich schon warm. Sie hat wohl wirklich ein schlechtes Gewissen wegen gestern, dass ist das Erste Mal, dass sie vor mir an der Halle war. Ich machte es mir in der Ecke bequem und las während sie die gewohnten Laufübungen machte. Ich versuchte sie dabei zu ignorieren. Was in der Nacht passierte war viel zu intim geworden. Ich werde ab jetzt das Lehrer-Schüler Verhältnis besser einhalten. Dennoch bemerkte ich, dass Rose mich hin und wieder beobachtete. Das Training war zu Ende und ich ging Richtung Wächterquartiere. Ich brauchte etwas Schlaf bevor ich meine nächste Schicht antreten konnte. Ich fiel nach der aufwühlenden Nacht schnell in einen traumlosen Schlaf.
Als ich ausgeruht aufwachte schaute ich auf die Uhr. Noch genug Zeit zum Frischmachen und Essen bevor es zum nächsten Training mit Rose ging und zu meiner nächsten Nachtschicht. Ich atme kurz entnervt auf. „Wie ich mich schon wieder auf die Tagesschicht freute" sagte ich zu mir selbst laut. Nachschichten sind mit dem Extratraining immer schwer zu vereinbaren mit einem gesunden Schlafrhythmus. Das einzig Schöne daran war, dass ich so etwas die Sonne genießen konnte. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile. „Genug gegrübelt Belikov". Ich stand auf duschte mich und holte mir etwas zu Essen. Auf dem Weg zur Turnhalle kamen mir Schüler entgegen, die gerade auf den Weg in ihr Wohnhaus waren. Was ich da aufschnappte gefiel mir überhaupt nicht. „Hathaway ist eine Bluthure, sie macht es mit jedem." Ich schnaubte wütend aus. Dieser Jesse Zeklos ist wohl mit den gestrigen Geschehnissen hausieren gegangen. Ich spürte wieder die gleiche Wut wie gestern Nacht. Ich joggte los um vor Rose an der Halle zu sein. Ich wollte nicht, dass sie jetzt allein in der Halle ist. Ich war vor ihr da und lief unruhig im Kreis. Dann hörte ich endlich die Hallentür. Ich schaute zu ihr auf und konnte ihr direkt ansehen, wie schlecht es ihr ging. Sie trug auch das Wächterpokerface, sie konnte es sehr gut. Aber ich erkannte den Schmerz, der dahinter lag. „Oh meine liebe Roza", dachte ich, „es tut mir so leid, dass ich dich davor nicht beschützen konnte." „Kann es losgehen Genosse?" fragte sie bemüht entspannt.
Ohne meine Antwort abzuwarten, lief sie los.
„Stopp." Sie lief weiter und ignorierte mich. „Stopp Rose." Sie lief weiter. Ich ging ihr entgegen und hielt sie am Arm fest. Sie blieb stehen und hatte dicke Tränen in den Augen. Sie so zu sehen, sprengte mein Herz in tausend teile. Ich versuchte es ihr dennoch nicht zu zeigen. „Greif mich an." Sie schaute hoch, wobei die Tränen, die sich in ihren Augen gesammelt hatten nun runterliefen. Ich schaute ihr direkt in die Augen und sprach bewusst deutlich und eindringlich: „Greif mich an." Ich ging zwei Schritte zurück und ging in Kampfposition. Das war das Zeichen für Rose. Sie griff mich immer und immer wieder an. Ich wehrte alles ab, aber sie legte ihre ganze Wut, ihren ganzen Zorn in die Angriffe. Ich wusste, dass es ihr nicht darum ging zu gewinnen. Sie will nur ihre Wut rauslasse und das war okay. Wir sprachen kein Wort ihr liefen nur ununterbrochen die Tränen das Gesicht runter.
Ich wusste, dass ihr das gut tat. Sie kann perfekt flüchten. Ab jetzt lernt sie zu kämpfen.

Vampire Academy - RomitriWhere stories live. Discover now