16 - fallende Fassade

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„Manchmal sagen Augen viel mehr als Worte, Duha.", dichtete er mir und in seiner Aussage steckte viel Wahrheit, mehr als mir lieb war.

O.g. - 00:01 Uhr

Ich parkte das Auto im Block, bis ich einen Blick zu Duha warf und die unendliche Stille seit beinahe 15 Minuten sich von selbst erklärte, als ich ihren regelmäßigen und ruhigen Atem bemerkte. Noch immer schimmerte ihr Wimpernkranz von den ganzen Tränen, die sie vergoss, unter dem gelben Laternenlicht, der genau auf ihr Gesicht abzielte.
„Duha", sprach ich sie ungern an, worauf sie sowieso keine Antwort gab noch eine Reaktion zeigte.
„Du-", wollte ich sie gerade wecken, bis jemand meine Fahrertür aufriss: „Ooooh habebe hoher Besuch", erklang leiernd und laut die Stimme von Nimo, nicht gerade gut gelaunt wie er immer war, denn seine Aussage steckte voller Ironie, während Duha vor sich hin murmelte, und trotzdem nicht aufwachte. Seit wann hatte so eine schmale Frau einen Schlaf wie ein Bär?
„Bruder der Lieferant vom Koks-", stockte Nima, und seine Augen wurden schmaler, als würde er seinen Augen nicht trauen.
„Nicht jetzt Nima", stieg ich aus, bis Nima mich aufhielt: „Bruder was soll das", sah er mich nun ernst an, während er mit seiner Hand auf Duha deutete und ich seinen Blick nicht deuten konnte.
„Was soll sein", ging ich um das Auto, als ich gerade ihre Tür aufmachen wollte, bis Nima die Tür wieder zu hielt.
„Nima", sah ich ihn warnend an, während er, etwas kleiner als ich, vor mir stand.
„Du bist mir eine Erklärung schuldig", sagte er, als ich zu ihm runter sah, weswegen ich leicht lachte.
„Ouissem willst du mich verarschen, was ist mit dir in letzter Zeit los", wurde mein Bruder vor mir lauter, weswegen ich ihn verwirrt ansah. Was labberte er?
„Auf alles guck nicht so, Khaled, Amir, und dann vernachlässigst du die ganzen Geschäfte. Xalaz woher kommst du überhaupt, und wieso hast du dieses Mädchen im Schlepptau.", hob er schimpfend die Hand, und ich musterte ihn lediglich.
„Geh zur Seite, bevor hier noch was passiert", öffnete ich provoziert ein zweites Mal die Beifahrertür, während ich wusste, dass er recht hatte. Die letzten Tage ging ich den ganzen Dingen nicht ganz nach, das war mir klar und war auch der Grund, weswegen ich nicht mehr weiter darauf einging.
„Wallah Bruder, was soll passieren, fehlt nur noch, dass du mir auch eine Kugel gibst", warf er mir vor, während ich einen Arm unter Duhas Nacken legte und den anderen in ihre Kniekehlen. In einem Zug hob ich sie hoch, als ich die Tür mit meinem Fuß zu trat, während sie so fest schlief, dass sie nichtmals mitbekommen würde, wenn ne Bombe hier hoch gehen würde. Sie war leichter, als ich dachte, während mir Nima gefühlt in den Nacken atmete.
„Bruder halt dich von diesem Mädchen fern, bevor du auch sie kaputt machst.", hob er warnend seinen Finger, bevor er sich umdrehte: „Es fehlen zehn verfickte Kilos von deinem neuen verfickten Lieferanten.", schrie er noch wütend sich aus der Seele, bevor er wütend seine schwarze Mütze vom Kopf riss und im Blockhaus verschwand.

Langsam zuckten auch meine Fingerspitzen, als ich hörte, dass nicht alles auf geradem Wege lief, während ich das Gesicht von Duha betrachtete, welches abgeschwollen war, jedoch sich viel mehr in blau und lila verfärbt hatte, an den Stellen, die Gewalt verspürt haben.
Es ging nicht in mein Schädel rein, wie eine Frau wie sie in einem Affenkäfig wie hier lebte. Jeder Schwerbehinderte in diesem Block würde riechen, dass sie nicht hier her gehört noch hierfür gewachsen war. Ich konnte keinen Sinn dahinter sehen, dass sie ihren Namen vortäuschte. Wer war sie? Versteckte sie sich vor wem? Oder gehörte sie wirklich zu den Bullen? Plausibel erschien mir keiner dieser Spekulationen, und doch blieben alle meine Fragen offen.
Ich wollte Klarheit, und wollte das hier niemals so unbeantwortet stehen lassen.

Ich kramte im Aufzug in ihrer Joggingshose und fand ihren Hausschlüssel, weswegen ich mir den packte und die Tür aufschloss, sobald wir vor ihrer Wohnung standen. Langsam, ohne sie zu wecken, legte ich sie auf dem Sofa ab, und deckte sie mit einer bereits auf dem Boden liegenden Decke zu, in die sie sich innerhalb von Millisekunden einkuschelte. Ich wollte tatsächlich nicht wissen, wie es ihr gerade ergingen musste, dass sie gefühlt in einen Komaschlaf fiel, aber ich nutzte diese Gelegenheit in Ruhe, um mich hier umzusehen, ohne dass sie mir mal um die Ohren schrie. Auch wenn ich es immer ganz amüsant und süß finde, wenn sie wütend wird.
Ich ging etwas rum, als ich auf ihrer Kommode eine kleine, schwarze Tasche mit einem Reißverschluss entdeckte, die ich mir als aller erstes vornahm: unnötiges Zeug wie ein Labello mit Kirschengeschmack, ein kleines Parfüm oder irgendwelche Farbstifte lagen mitten drin rum, bis ich ein kognakfarbendes Kartenetui fand, und mir all ihre Karten ansah, auf denen sie beinahe schwarze Haare hatte, sodass ihr schneeweißes Gesicht viel mehr an Optik gewann. Auf jeder einzelnen Karte stand weder Mia noch Seven, sondern ihr wahrscheinlich echter Name Duha Kurt.
Duha Kurt hieß sie tatsächlich, geboren am 10.10.1999 in Gelsenkirchen und sesshaft in Essen, stand auf ihrem echten Personalausweis, anders als der verfälschte Ausweis ausgab, den sie sich wohl auf irgendeinem, illegalen Wege verschaffen hatte. Es war nicht gerade einfach, sich einen zu besorgen, das wusste ich ganz genau aus eigener Erfahrung, doch wie kam bitte dieses 22-Jährige Mädchen daran? Ihre alte Bankkarte, Krankenkarte, ADAC-Karte und viele andere des gleichen, zog ich hintereinander raus, bis ich sie mir alle in meine hintere Hosentasche steckte.

„O.g.?", hörte ich müde und verwirrt ihre leise, angenehme Stimme, als ich mich sofort zu ihr drehte und sie sich wohl gesehen auf dem Sofa aufgesetzt habe.
„Wie gehts dir?", fragte ich sie vorsichtig, während ich sie nicht von meinen Augen abließ und in meinem Hinterkopf zu viele Fragen schwirrten, die ich sie allerdings jetzt schlecht fragen konnte. Wahrscheinlich wusste sie aktuell nicht mal wo oben und unten ist, so verschlafen wie sie war und ihre Augen nicht aufhalten konnte, als ihre Lider immer wieder runterglitten und sie sich ans Sofa lehnte.
„Gut", antwortete sie mir verschlafen und nuschelnd, als bereits ihre Augen geschlossen waren.
„Es ist spät, leg dich wieder schlafen", kratzte ich mich am Hinterkopf, doch bemerkte ziemlich schnell, dass sie schon wieder eingeschlafen war, als sie wieder verzögert keine Antwort gab. Ich musste wirklich schmunzeln, und wollte sie gerade zu decken und gehen, bis sie nach meiner Handgriff und diese umschloss: „Bleib bitte", lag sie schon mit dem Gesicht zur Rückenlehne des Sofas, weswegen ich etwas verdutzt mit einem ausgestreckten Arm dar stand und um ehrlich zu sein nicht wusste, was ich tun sollte. Kaum zu glauben, dass ich, O.g., mit so etwas Einfachem überfordert war, während ich unsicher abwägte, ob ich mich einfach zu ihr legen sollte, oder nicht, doch anschließend es tat.
Weswegen ich es tat, und diese Entscheidung traf, wusste ich nicht, doch ich tat es einfach. Das war kein Tun, was der O.g., den jeder draußen kannte, machen würde, denn im Normalfall verliefen meine Nächte mit Frauen ganz anders, und endeten viel schneller, bis ich mich wieder davon machte und sie mir hinterher heulten, anders als es heute war, und zwar mit Duha.
Ich legte vorsichtig und behutsam meinen Arm, den sie fest im Griff hatte, an ihrer Taille ab, sodass ihr Aprikosenshampoo Duft meine Gedanken vernebelte. Meine Nase vergrub ich in ihren süß riechenden Haaren, während ich sie von hinten fest im Griff hatte und nun auch ich so langsam in den Schlaf zu wandern schien, als ich wie sie gescheit auf dem zu kleinen Sofa lag, beide fest umschlungen.

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Hey🙂

Ich kann's kaum glauben einfach über 500 reads, ihr seid einfach krass danke danke..... Ich freue mich über jeden einzelnen Read, Kommemtar, Vote🙏🏻🙏🏻🙏🏻
Bin übertrieben dankbar und wirklich glücklich darüber. ❤️

Wegen des Zuckerfestes hab ich aktuell nicht so viel Zeit und dieses Kapitel ist mir kürzer geraten, aber mir ist es auch wichtig, dass ihr mal einen Blick in die Gedanken von O.g. habt. Ich hab versucht nicht all zu viel zu verraten, weil ich viel lieber aus der Sicht von Duha schreibe🥰

Aber umso länger werden die nächsten Kapitel 🤓 ich versuche wirklich mind. Ein Kapitel am Tag zu posten, und morgen wird definitiv das nächste kommen 😏

O.G. - Aus der ZelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt