Gebrochenes Versprechen

561 22 0
                                    

Abgeschlagen ließ ich mich auf meinen Flugzeugsitz fallen. Ich war bereits seit Stunden Unterwegs und hatte null geschlafen.

Das störte mein Gehirn aber nicht daran Gedankenachterbahn zu fahren.

Ich werde nie wieder den Anblick von Richy vergessen! Blut spuckend am Boden, mitten in diesem trügerisch ruhigen Wald. Nichts war zu hören außer die Rufe der Raben.

Starr vor Schock konnte ich im ersten Moment gar nichts tun.

Nicht Atmen, nicht reden, nicht schreiben! Es war das erste Mal, seit ich denken kann das mich die Angst vollständig beherrschte! Verdammte Scheiße ich war nicht so! Ich bekam keine Panikattacken!

Jacke war es der mich in die Wirklichkeit zurückholte. Nym0s schien mich nicht nur zu beschützen, sondern auch seine Tür zu meiner Welt zu sein. Oder zumindest zu meinem Handy. Mit seiner Computerverzerrten Stimme, redete er mir zu, bis ich wieder klar denken konnte.

Es ist schon witzig, wie sehr ich ihm vertraue, ich kannte ihn gar nicht!

Das Einzige was ich wusste ist, dass er Hannas Halbbruder war, schwarze Haare hatte und ganz nebenbei, der meist gesuchte Hacker der Welt.

Klasse Indikatoren, um jemanden zu vertrauen.

Schlimmer noch, ich hatte Gefühle für ihn, die weit über Freundschaft hinaus gingen.

Wenn das hier Vorbei war, war ich sowas von reif für eine Delphintherapie!

Nur leider brachten mich eben diese Gefühle noch mehr zum Verzweifeln. Denn ich war gerade dabei mein Versprechen ihm gegenüber zu brechen! Zusätzlich zu meiner Angst kamen also noch Schuldgefühle, der ganz schlimmen Sorte.

Doch ich konnte nicht länger tatenlos zusehen. Es stand längst nicht mehr nur Hannas Leben auf dem Spiel, sondern auch das der anderen.
Das Leben meiner Freunde!

Wenn ich überhaupt, das Recht hatte sie so zu nennen. Schließlich war Jake nicht der Einzige, der seine Identität hinter dem Berg hielt. Ich hatte lediglich das Talent, Menschen für mich zu gewinnen und gekonnt zu vermeiden das ich zuviel preisgab, ohne das es jemanden auffiel.

Auch wenn ich doch etwas verwundert war da ich nie wirklich gefragt wurde.

Ob Jake es wusste?

Nein ich glaubte nicht. Ich bezweifekte das er mir dann auch nur ein Stück Vertrauen geschenkt hätte.

Plausibler war es da, dass er es vermieden hat Informationen über mich zu suchen, um mich zu schützen.

Selbst als er auf der Flucht war, hat er immer über mich gewacht. Die lähmende Angst auf seine Reaktion, wenn er es erfuhr war das schlimmste überhaupt. Doch verhindern konnte ich es diesmal nicht.

Jake war zu schlau und vorsichtig, um diese Frage nie zu stellen.

Der Zeitpunkt, an dem ich ihm alles erklären musste, würde sich nicht aufhalten lassen.

Doch zuerst galt es einen Mörder und Entführer aufzuhalten. Ich übersah etwas Wichtiges und das gefiel mir nicht.

Der Angriff auf Richy, warf die meisten Fragen auf.

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, hatte ich alle mir möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um ihm zur Hilfe zu kommen.

Doch nirgends war eine Spur von ihm.

Weg, er war einfach weg.

Verschluckt von den finsteren Wäldern Duskwoods.

Lediglich eine kleine Blutpfütze und Rabenfedern fand man. Wie in der Legende. Doch ein Detail hatte ich niemanden erzählt.

Richy hatte ganz klar eine Weibliche Stimme gehört. Nach dem Angriff auf Jessy war ich mir sicher ein Mann würde sich hinter unserer Legende verstecken. Richy wurde bewusst in den Wald gelockt.

Aber Warum?

Damit die anderen nicht wegfuhren?
Oder war es die Antwort auf die Markierung?

Geht man nach der Legende, wäre es unwahrscheinlich, denn Neumond ist erst in einer Woche.

War das meine Deadline? Freitag in einer Woche? Entweder Ich oder der Mann ohne Gesicht?

So viele Fragen waren offen und die konnte ich nur vor Ort klären. Die Polizei hatte die anderen in beschlag genommen und beobachtete sie nun.

Und ich? Ich hatte mich mit den Worten „Ich werde mir etwas einfallen lassen, verlasst euch auf mich!“ verabschiedet und war offline gegangen. Zu Jake hatte ich gar nichts gesagt. Ja er hatte mir mehrfach Geschieben, doch ich hatte mein Handy abgeschaltet. Hinterher kam ihm noch der Gedanke mich zu orten und ich brauchte Vorlauf mir eine Entschuldigung zurecht zulegen.

Denn ich brach das Versprechen nie nach Duskwood zu fahren. Oder in meinem Fall zu fliegen.

Die Schuldgefühle ätzten in meinem Magen wie Säure. Konnte man ein Leben riskieren, wenn es damit andere Retten würde?

Mir kam es immer mehr so vor als wäre diese Jagt zu persönlichen Schlachtfeld zwischen mir und dem Mann ohne Gesicht geworden. Wie war Hanna an meine Nummer gelangt? Und wer hat sie gelöscht?

So kam ich nicht weiter, ich brauchte schlaf! Dringend! Bei diesem Karussell aus Fragen und Gefühlen fast unmöglich! Für solche Fälle hatte ich immer eine Schlaftablette dabei. Ich sahs in einem 14 Stunden Flug und konnte nichts machen und wer weiß wann ich das nächste Mal zum Schlafen kam.

Um das ganze abzurunden orderte ich mir einen Whisky. Und nach kurzer Zeit spürte ich die künstliche Müdigkeit in meinem Kopf.

Mein letzter Gedanke galt Jake und die Hoffnung, dass er mir verzeihen würde.

Duskwood - The lie between us (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now