Teil 1

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Wärme.
Sie beginnt mich langsam zu umhüllen und schmiegt sich geschmeidig um meine Silhouette. Es war angenehm, obwohl es die Mittagssonne war, die vom Himmel herunterbrannte. Ich begann mich zu räkeln und meine Arme und Beine von mir zu strecken.
Ich wollte aufstehen und meine Augen öffnen - fast hätte ich das auch geschafft!

Aber es war zu schön.

Zu idyllisch in der allumschließenden Wärme, die mich umarmte. Es fühlte sich genauso an, als wenn eine liebende Mutter ihr Kind in den Arm nahm um das Kleine vor der Welt zu beschützen und zu behüten.
Eine Liebe, die keine Grenzen kennt.
Eine Liebe, die allgegenwertig ist und endlos andauert.
Von dieser Liebe umhüllt lies ich mich wieder zurückfallen und einen - vor mich hindösenden Zustand der Ruhe - wieder einnehmend.

Zu stressig waren die letzten Tage, welche vollgestopft mit meiner Arbeit waren. Da durfte ich mir doch auch einmal etwas Ruhe gönnen, oder nicht?
Tag ein Tag aus - immer der gleiche Trott.
Die Leute kommen in den Laden.
Brauchen Beratungen.
Bedanken sich.
Zahlen.
Gehen.
Nächster Kunde.

Da ist das hier - sinnlos unter einer Buche liegen - wie ein Kurzurlaub, den ich mir hart erarbeitet hatte.

Meine Augen schlossen sich und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine filigranen Lippen.
Vollkommene Zufriedenheit... oder?
Stopp!
Ich war mit Shinobu - meiner besten Freundin - zu einem Kaffee verabredet!
Wie spät ist es?!

Panisch riss ich meine Augen auf und wurde von der Sonne geblendet - so viel zur liebenden Mutter... Nun war sie eher die Art von Mutter die hervortrat, wenn man vergessen hatte die Spülmaschine auszuräumen nachdem es einem x-tausende Male gesagt wurde.

Geschickt sprang ich auf und richtete meine rosa Haare mit den grünen Spitzen. Oft werde ich für sie belächelt und mit Aussagen wie: „Jetzt werde doch endlich erwachsen und färbe deine Haare in einem natürlichen Ton!" oder „Wie skurril sind deine Haare denn?!" konfrontiert.
Na und? Wenn sie mir eben gefallen, dann lasse ich sie so! Auch wenn ich  nur deswegen einsam ende, werde ich mich nicht wegen ein paar solcher Clowns ändern! Davon bin ich fest überzeugt!

Ich schritt den Kieselweg entlang und lies meinen Blick über die sich gelblich färbenden Felder schweifen, wie sich die Ähren sanft im Wind wiegten. Sie sahen aus wie ein ruhiges Meer, welches zum Verweilen einlud. Aber hatte keine Zeit mehr, da ich bereits viel zu spät war.

Shinobu wird mich ins Jenseits schicken, dachte ich. Besorgt verzog ich meine Mimik während ich mir ihre Standpauke vorstellte. Wie sie mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herumwedelte und sagte: „Ach Mitsuri! Pünktlichkeit ist wichtig! Du darfst nicht immer so spät kommen, denn du weißt: Wer zu spät kommt, den beißen die Hunde."

Gedankenverloren fragte ich mich: Welche Hunde eigentlich? Alle im Dorf sind doch so lieb... Da würde mich nie und nimmer einer beißen! Da bin ich mir sicher! Lächelte ich zufrieden in mich hinein.

Über mir herrschte reges Treiben, da die Vögel nur so von Süd nach Nord und von Ost nach West flitzten. Wie schön es doch sein muss die Flügel zu öffnen und einfach losfliegen zu können. Frei von jeglichen Pflichten und Gesetzen... und von der lästigen Männer-Suche, träumte ich vor mich hin. Versteht mich nicht falsch! Männer sind schon toll und so, aber ich will mich an keinen binden und mich für ihn verändern! Entweder er akzeptiert mich so wie ich bin oder er kann mir gleich gestohlen bleiben... und bis jetzt konnte jeder gleich wieder gehen!

Und bevor ich mich versah, war ich vor dem Café angekommen. Shinobu wartete bereits auf mich. Als sie mich erblickte zog sie eine Augenbraue hoch und setze einen Blick auf, der förmlich „Dein Ernst?! Ich warte schon seit über einer halben Stunde auf dich!" schrie.
Sie war kleiner als ich, doch das hinderte sie nicht daran sich vor mich hinzustellen und mich mit den Worten: „Ach Mitsuri! Pünktlichkeit ist wichtig! Du darfst nicht immer so spät kommen, denn du weißt: Wer zu spät kommt, den beißen die Hunde." zu tadeln. Ich kicherte leicht während ich mir meine Hand vor den Mund hielt.
Ich wusste es!, sagte ich zu mir selbst.
Shinobu schaute mich verärgert an und fragte: „Was soll das denn jetzt? Warum lachst du einfach? Nimmst du mich etwa nicht ernst?!"
„Nein, nein Shinobu das ist es nicht. Ich kenne dich nur zu gut."
„Was meinst du?"
„Naja, ich wusste bereits, dass du genau das sagen wirst zu meiner Verspätung", lächelte ich breit.

Ein Kaffee für zweiDonde viven las historias. Descúbrelo ahora