Teil 4

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Ich merkte, wie mir erneut die Hitze in die Wangen stieg. Leicht schüttelte ich meinen Kopf - um die Gedanken daraus zu verbannen - und widmete mich wieder dem lecker duftenden Essen.

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„Mmmmh", summte ich vor mich hin, sobald ich einen Bissen im Mund hatte.
Für das, dass er ja "völlig talentfrei" sein soll, hat er ein enormes Kochtalent, lächelte ich in mich hinein.


Das ein oder andere Mal hörte ich flüsternde Rufe aus dem Nebenraum. Anscheinend suchte er etwas oder jemanden, da Obanai immer wieder einen Namen sagte. Ich spitzte meine Ohren und lauschte etwas genauer um die Worte zu verstehen.
Mit einem enorm angestrengten Blick hörte ich: „Kabiramari" oder so ähnlich. Vielleicht einer seiner Kollegen, der eigentlich die nächste Schicht übernehmen sollte, jedoch nicht auftauchte. Wohl eher kaum, da ich jeden hier kenne... oder es wurden zwei neue angestellt, schweiften meine Gedanken umher.
Ohne mit großartig weitere Gedanken zu machen, wendete ich mich dem wichtigeren zu: Essen!
Schließlich wollte ich nicht, dass das gute Essen kalt oder gar schlecht wird!

Genüsslich aß ich somit weiter, bis ich etwas an meinem Bein spürte. Irritiert blickte ich auf den Boden und was mir entgegenblickte war nichts anderes als eine kleine weiße Schlange. Friedlich zischelte sie mir entgegen. Es wirkte fast so, als würde ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen ruhen.
Ich gab einen hohen quietschenden Ton von mir - einerseits aus Überraschung, andererseits, weil das kleine Tierchen so niedlich war.
„Na du Kleiner? Was machst du denn hier?", fragte ich die Schlange mit einer kindlichen Stimme.
Sie zischelte nur zwei Mal als Antwort - nur konnte ich sie leider nicht verstehen.
Verdattert blickte ich sie einen Moment an, um dann zu antworten: „Ich verstehe zwar nicht was du von dir gibst, aber willst du mit auf die Sitzbank? Da unten wirst du doch nur zerdrückt von irgendwelchen Passanten."
Die kleine Schlange vor mir schien leicht mit ihren Köpfchen zu nicken und ich beugte mich hinunter um ihr meine Handfläche als Transportmittel anzubieten. Das Reptil begann sich auf meine Hand zu schlängeln, rollte sich etwas zusammen und blickte dann zu mir.
Mit den Gedanken „Intelligent ist das Tier - das kann man nicht bestreiten" hob ich sie zu mir hoch.


Gerade als ich sie absetzen wollte hörte ich herbeieilende Schritte neben mir.
„Du hast ihn gefunden!", hörte ich den freudigen Ausruf Obanais.
Irritiert blickte ich zu ihm. Meine verwunderten Augen trafen seine besorgten. Kurz verlor ich mich in ihnen, bis ich kurz meinen Kopf schüttelte und erwiderte: „Meinst du diesen kleinen Kerl hier?" Während ich das sagte präsentierte ich die weiße Schlange auf meiner Hand, indem ich sie vor ihn hielt.
Er nickte eifrig: „Ja, genau! Er gehört zu mir."
„Na wenn das so ist: hier hast du ihn wieder.", lächelte ich und wollte das Tierchen zurückgeben.


Obanai streckte seine Hand aus und kurz berührten sich die seinige und die meine. Für lediglich einen Bruchteil der Sekunde durchzogen wohlig tuende Blitze meinen Körper - ausgehend von der Berührungsstelle. Er hatte warme Hände.


Doch die kleine Schlange machte keinerlei Anstalten meine Hand zu verlassen.
Wir beide blinzelten das Tier an und regten uns nicht. So verweilten wir einige Minuten bis ich das Schweigen brach: „Irgendwie hat der Kleine nicht vor sich zu bewegen."
„Hmm...", gab er von sich: „Das ist eigentlich nicht normal, da Kaburamaru nicht zu Fremden geht..."
Kaburamaru? Das war dann wohl der Name den er immer wieder leise gerufen hatte, dachte ich zufrieden. Na klar kenne ich ihn dann nicht, wenn es sich dabei um eine Schlange handelt.


„Vielleicht denkt er, dass ich keine Fremde bin, weil ich vorhin mit dir hier gesessen habe.", überlegte ich laut. Die Hitze schoss mir ins Gesicht als ich meine Worte Revue passieren ließ. „A...Also das heißt nicht, dass i...ich eine Freundin bin. I...ch meine, dass wir uns heute erst getroffen haben und somit absolut - zu 100 % - Fremde füreinander sind...", versuchte ich mich zu retten. Währenddessen nickte ich energisch mit meinem Kopf, sodass meine pinken Haare mitwippten.
Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf leicht schief und erwiderte mich einer leichten Röte im Gesicht: „Das stimmt wohl... A...Aber du kennst meine Geschichte... Also sind wir keine Fremden mehr in diesem Sinne...."
Kaburamaru schien zu dieser Aussage eifrig zu nicken. Verstand er uns? Er ist eine Schlange... wohl kaum.

Ein Kaffee für zweiWhere stories live. Discover now