Kapitel 2 - Magier meldet sich zum Dienst

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Um ein Haar hätte ich verschlafen, als ich meinen alten Blechwecker von der Sofakante stieß. Die Armlehnen meiner antiken, holzbeinigen Coach waren zu stilvollen Schnörkeln geschwungen. Sie baten mir genug Platz, um nützliche Dinge wie einen Wecker, Bücher und tagsüber mein Bettzeug abzustellen.

Zum Glück schaffte ich es vor dem morgendlichen Londoner Berufsverkehr, meine Wohnung zu verlassen. Von der Haltestelle Westminster waren es bis zum New Scotland Yard nur wenige Gehminuten. Ich nahm den schnellsten Weg direkt am Fluss.

Trotz meiner verfrühten Ankunft stand Sergeant Paxton bereits vor dem modernen, teils gläsernen Gebäude. Sie blickte Richtung Themse, wodurch Sie mich nicht sofort wahrnahm.

„Guten Morgen Sergeant, ich nehme an, Sie warten auf mich."

Paxton drehte nur leicht den Kopf in meine Richtung, ihre Arme blieben dabei weiter vor ihrem Oberkörper überkreuzt. Sie trug eine dunkle Polizeiuniform, inklusive der mit ihrem Dienstrang gekennzeichneten Jacke. Vermutlich wartete Sie in der morgendlichen Kälte, um zu verhindern, dass ihre Kollegen uns zusammen sahen. Medien, Hellseher und Magier gehören nicht gerade zu den beliebtesten Charakteren auf einer Wache.

„Hätte Sie mit Klamotten fast nicht erkannt. Inspector Ainsley bestand darauf, dass Sie sich den Tatort mal ansehen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Sie noch irgendetwas entdecken, das die Spurensicherung nicht längst in Beschlag genommen hätte."

Jap, beim Sergeant war ich schon mal beliebt. Sie führte mich zum offiziellen Angestelltenparkplatz, auf dem ihr Dienstwagen, einer vieler Polizei-Skodas, stand. Paxton drückte auf den kleinen Knopf am Schlüssel des Octavia herum, doch nichts geschah.

Meine Anwesenheit legt hin und wieder Elektronik lahm, lässt Tiere verrücktspielen oder verursacht kleinere Unglücke. Ist es nicht schön, Magier zu sein?

Paxton gab nach mehreren, erfolglosen Versuchen auf und steckte den Schlüssel ins Schloss. Sie hielt mir die Tür auf, die zur Rückbank.

„Haben Sie Angst, dass ich Sie mit Horoskop-Sprüchen langweile oder anfange, Ihre Handlinien zu lesen?", fragte ich herausfordernd. Paxton war sichtlich genervt.

„Ich halte nur nicht so viel von Scharlatanen wie Ihnen, Copperfield."

Sehr beliebt.

„Woher kennen Sie meinen Tinder-Namen?"

Paxton verdrehte die Augen und schlug die Tür, durch die ich mich auf die viel zu enge Rückbank quetschen musste, zu. Sie gab ein genervtes Schnauben von sich und stieg vorne ein.

Wir fuhren eine gute halbe Stunde, vorbei am Buckingham Palast, Green Park, Hyde Park und der Paddington Station. Nachdem wir halb London durchquert hatten, kehrten wir in ein Wohngebiet ein, eines von denen, in dem jedes Haus gleich aussah. Sogar die Vorgärten waren gleich bepflanzt.

„Jede Wette, dass selbst die Hausfrauen zum gleichen Friseur gehen, um den monotonen Stepford-Look nicht zu alterieren."

Obwohl Paxton nicht antwortete, meinte ich doch ein Grinsen im Rückspiegel erkannt zu haben.

Wir hielten vor der Hausnummer 177. Paxton öffnete meine Arrestzelle auf vier Rädern, so dass ich meine Beine aus dem Auto strecken konnte, um den normalen Blutfluss wiederherzustellen.

Das Haus war von außen polizeilich versiegelt. Ich brauchte einen Moment, um wieder normal gehen zu können, da mir beide Beine eingeschlafen waren.

„Kommen Sie schon Houdini, ich habe nicht ewig Zeit. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich noch ehrliche Arbeit zu verrichten."

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⏰ Last updated: May 30, 2022 ⏰

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