Kapitel 7

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Georges Pov.

Etwas gelangweilt lag ich auf dem großen Sofa und verfolgte das Qualifying auf dem Fernseher. Die paar Tage seitdem Lewis nach Portugal gereist war, hatten sich wie Kaugummi gezogen. Ich vermisste meinen Freund unheimlich und es frustrierte mich, hier in London zu sein und nicht im Paddock. Natürlich wollte ich nicht in mein Auto steigen, obwohl es ein wirklich merkwürdiges Gefühl war hier zu sitzen und meinen Freunden zuzusehen, Jack in meinem Auto sitzen zu sehen, statt selbst mitzufahren. Aber ich würde das Baby niemals in Gefahr bringen! Das hatte ich bereits einmal getan, von nun an schwor ich mir, meinen kleinen Schatz vor allem Unheil zu bewahren. Trotzdem würde ich nur wenigstens gerne, zumindest Lewis von der Garage aus anfeuern. Doch bis das wieder möglich war, würden noch einige Wochen ins Land ziehen. So musste ich mich, zumindest vorerst, damit zufrieden geben, meinen Freund immer wieder gehen zu lassen und ihn, in dieser Zeit, nur über Bildschirme sehen zu können. ,,Alles in Ordnung?", erklang die Stimme meines Trainers. Schnell wandte ich mich ihm zu. ,,Ja." ,,Bist du sicher? Du wirkst irgendwie…deprimiert." Ich seufzte leise, während Aleix sich auf den Sessel mir gegenüber setzte. ,,Es ist nur komisch hier zu sein und nicht mit den Anderen in Portugal. Ich vermisse Lewis. Und ich weiß, dass du und meine Eltern immer hier sind und ich eigentlich nie alleine bin. Aber ich wäre trotzdem gerne zumindest dort." ,,Das versteh ich, George. Du vergisst, wie lange ich dich jetzt schon kenne. Wir sind Freunde. Und glaub mir, das alles tut mir so unendlich leid." Verwirrt sah ich ihn an. ,,Was meinst du?" Was hatte Aleix denn mit der ganzen Sache zu tun? Niedergeschlagen senkte mein Trainer den Blick. ,,Es tut mir so leid. Ich bin immer bei dir, ich kenne dich, deine Verhaltensweisen und im Endeffekt fallen mir so viele Gelegenheiten ein, in denen du dich anders verhalten hast. Ich hätte etwas merken müssen. Mir hätte auffallen müssen, dass etwas anders ist. Ich hätte dich davon abhalten können, ihn dein Auto zu steigen, ich hätte das alles verhindern können. Aber das habe ich nicht. Weil ich zu unfähig dazu war." ,,Oh Gott, Aleix. Seit wann denkst du das denn schon?", entfuhr es mir erschrocken. ,,Hör mir jetzt genau zu, okay? Was passiert ist, war meine Schuld. Nicht deine. Ich habe es Lewis auch schon gesagt. Niemand von euch hat etwas gewusst und ich weiß, dass du mich nicht hättest fahren lassen, genau wie Lewis. Aber es ist nun mal passiert. Man kann es nicht mehr ändern. Aber es ist nicht deine Schuld, Aleix. Ich bin in der 12. Woche, ich bin die ganze bisherige Saison schwanger gefahren. Anfangs hab ich es selbst nicht mal gewusst. Also hör auf dir die Schuld zu geben, denn die hast du nicht. Ich will nie wieder hören, dass du so etwas denkst. Wir sind Freunde und es tut mir leid, dass dir diese ganze Situation den Eindruck vermittelt hat, das du irgendeine Schuld daran hast." Entschuldigend legte ich eine Hand auf seinen Arm. ,,Ich habe mich nur furchtbar erschrocken, als ich dich so gefunden habe und mir Vorwürfe gemacht, dass ich nichts gemerkt hatte, das es dir nicht gut ging.", sprach er. ,,Das konntest du nicht. Es ging mir gut, nachdem ich aus dem Auto gestiegen war. Nur etwas erschrocken. Die Schmerzen kamen erst später. Du hättest nichts bemerken können." Nach meiner Rede konnte ich sehen, dass er tatsächlich etwas beruhigter war. Zufrieden damit, wandte ich meine Auf wieder dem Fernseher zu. ,,Oh schau, Lewis ist an der Reihe."

Lewis Pov.

,,Gut gemacht, Lewis. Das ist die Pole.", hörte ich Bonos Stimme durch das Headset. ,,Super." Froh über dieses Ergebnis fuhr ich mein Auto zurück in die Boxengasse. Schnell stieg ich aus und brachte die Interviews hinter mich. Eigentlich wollte ich all das so schnell wie möglich hinter mich bringen, um mit meinem Freund zuzusehen telefonieren und ihn wenigstens über einen Videoanruf zu sehen. Es bereitete mir noch immer Unbehagen ihn in England zurückzulassen, ohne auf ihn und das Baby aufpassen zu können, mich um sie kümmern zu können. Abgesehen davon, vermisste ich ihn auch schrecklich. Leider war das jedoch nicht so schnell möglich. Genervt darüber, dass die meisten Reporter sich mehr für Georges Fehlen interessierten, als für die heutigen Rennergebnisse und sich wohl irgendwelche Theorien, im Bezug auf das letzte Rennwochenende ausdachten, ging ich zurück zum Motorhome. ,,Was ist los?", wollte Toto, der vorne bei den Ingenieuren stand, wissen. ,,Die Aasgeier von der Presse eine Verschwörungstheorie nach der nächsten auf. Das Statement von Williams interessiert die gar nicht.", gab ich genervt zurück. ,,Sie vermuten jetzt, du hättest irgendwas unternommen, dass er nicht fahren darf." ,,Das ja die Höhe. Als ob wir uns so kleinlich verhalten würden.", sagte Toto spöttisch, doch gleichzeitig konnte man ihm auch die Wut, über eine solche Aussage, ansehen. ,,Vorallen Dingen, weil doch eher du George aus dem Verkehr gezogen hast, Lewis.", kam es spaßeshalber von Valterri, der neben James stand. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. ,,Wie geht es George denn?", fragte Bono. ,,Schon viel besser. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er mitgekommen.", schmunzelte ich. ,,Es ist schon besser so, er soll sich schonen. Wenn der Arzt ihm wieder eine Reiseerlaubnis gibt, kann er jedes Rennen von hier aus verfolgen. Wir werden es ihm schon gemütlich machen.", meldete sich Toto zu Wort. ,,Das wird ihn sicher freuen." ,,Wie meint ihr das denn? Er…kann dann doch bestimmt wieder fahren.", meinte Bono verwirrt. Richtig, bisher wusste außer den Eingeweiten noch niemand von Georges Schwangerschaft. Doch wie ich ihn kannte, hätte er bestimmt nichts dagegen, Bono und James ebenfalls einzuweihen. Er mochte die beiden schließlich und auch sie, vorallem Bono, hatten sich in der Vergangenheit sehr um ihn gekümmert. ,,Nein, er…wird in nächster Zeit nicht fahren können.", gestand ich schließlich. ,,Warum? Hat er sich doch schwerer verletzt, als ihr gesagt habt? Oh Gott, das ist alles meine Schuld. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen.", entfuhr es meinen Renningenieur. ,,Wovon redest du bitte?" Ich wechselte einen hilflosen Blick, mit dem restlichen Anwesenden. ,,Ich bin ihm begegnet, nachdem er Totos Büro verlassen hat. Es ging ihm nicht gut, ich habe ihm angeboten, einen von euch zu holen, aber…das wollte er nicht, er hat es runter gespielt. Also…hab ich ihn gehen lassen. Ich hätte das nie getan…wenn ich gewusst hätte, dass er verletzt ist." Ich seufzte leise. ,,Du hättest nichts machen können." ,,Aber…" ,,Nein, wirklich. Es hätte nichts geändert. Er ist nicht verletzt." Verwirrt wurde ich angesehen. ,,George ist schwanger." Stille. ,,Was?!" Ich nickte. ,,Lewis, das ist großartig. Herzlichen Glückwunsch.", sagte James. ,,Ja, das ist toll.", stimmte Bono zu. ,,Ist denn alles gut?", fragte er noch. ,,Anfangs sah es eine Weile nicht so gut aus. Aber inzwischen geht es George und dem Baby gut." ,,Gott sei Dank." ,,Wie gesagt, mach dir keine Vorwürfe. George erzählt mir sonst was anderes." Bono grinste leicht. ,,Ich werde es versuchen." ,,Und ich werde jetzt ein Interview geben, um solche Behauptungen zu dementieren.", meinte Toto und verschwand. ,,Ich will nicht in der Haut von dem Reporter stecken, der es jetzt abbekommt.", lachte Valterri und steckte uns damit an. ,,Ich werde mich auch mal umziehen gehen.", verabschiedete ich mich und ging in meinen Fahrerraum. Nachdem ich mich schnell fertig gemacht hatte, warf ich einen Blick auf mein Handy und schmunzelte. 

Du bist super gefahren. Ich bin so stolz auf dich. Ich liebe dich, mein Weltmeister!

Das war typisch George.

Georges Pov.

Nervös verfolgte ich das Rennen auf dem Rennen auf dem Bildschirm. Ich konnte nur hoffen, das Lewis die Führung behält, doch Max war ihm dicht auf den Fersen. ,,Versuch dich etwas zu entspannen, Schatz.", meinte Mutter, die mich heute besuchte. ,,Entschuldige Mama. Es ist nur etwas völlig anderes, das Rennen zu sehen, als selbst mitzufahren." ,,Dann kann ich mir vorstellen.", schmunzelte sie. ,,Versuch dich trotzdem nicht allzu sehr aufzuregen." ,,Das muss ich auch nicht. Lewis wird gewinnen.", behauptete ich überzeugt. ,,Natürlich wird er das, Schatz." Hibbelig sah ich den Rest des Rennens und sprang jubelnd auf, als mein Freund als erster die Ziellinie überfuhr. ,,Siehst du, Mama. Was hab ich dir gesagt.", rief ich und fiel ihr um den Hals. ,,Ja, du hattest recht.", gab sie grinsend zu. ,,Weißt du, dass erinnert mich daran, wie du vor Jahren, als kleiner Junge, immer vor dem Fernseher gesessen hast und jedes Rennen verfolgt hast. Und jetzt bist du selbst einer dieser Fahrer und bekommst dein eigenes Kind.", sprach sie emotional, als wir wieder saßen. ,,Es hat sich nichts geändert. Außer das du Lewis jetzt nicht mehr nur als dein Idol anfeuerst." ,,Lewis ist großartig, Mama. Er tut alles für mich und er freut sich so auf das Baby." ,,Ich weiß.", lächelte sie. ,,Ich könnte mir niemand besseren für dich wünschen." ,,Danke, Mama. Aber ich muss ihn jetzt anrufen, bevor er zu den Interviews geht.", meinte ich aufgeregt und lief ins Schlafzimmer, um einen Moment Ruhe zu haben. Dort zog ich mein Handy hervor und wählte Lewis Nummer. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er abnahm. ,,Georgie." ,,Ich bin so stolz auf dich. Du bist großartig gefahren und hast dir diesen Sieg so sehr verdient.", platze ich sofort heraus, was ihn lachen ließ. ,,Danke, mein Liebling. Ich habe nur für dich gewonnen." Sofort bildete sich ein strahlendes Lächeln auf meinen Lippen. ,,Geht es dir sonst gut?" ,,Ja, es geht mir fantastisch. Und dem Kleinen auch." ,,Schön. Du Liebling, ich hab leider keine Zeit mehr. Ich muss zu den Interviews. Ich ruf dich später zurück." ,,Ich weiß doch. Ich wollte dir nur vorher kurz gratulieren. Ich liebe dich!" ,,Ich liebe dich auch, Georgie!"

Accident with consequencesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt