#31/Der Morgen danach

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PoV. Manu

Als ich am nächsten Morgen müde meine Augen öffnete, blickte ich direkt in die hellen Sonnenstrahlen, sodass ich meine Augen zischend wieder schloss. Ich wälzte mich auch direkt in die andere Richtung, um der Lichtquelle so schnell wie nur möglich zu entkommen. Jedoch stieß ich dabei geradewegs gegen die Brust meines Freundes. Dieser murrte unverständlich auf, als ich mich jetzt fast komplett an ihn kuschelte und meine Hand um seinen Rücken legte, um ihn näher an mich zu ziehen. „Manu", murmelte er schlaftrunken, „ich bin ein bisschen verkatert". 

Leicht musste ich schmunzeln. „Das war ja so klar", kicherte ich in dem Wissen, dass ich gestern, da ich Barkeeper war, keinen einzigen Tropfen Alkohol zu mir genommen hatte. „Dann mache ich dir einen Joghurt mit Topping fertig, aber danach müssen wir wirklich aufräumen", sprach ich wie eine genervte Mutter. Nachdem er nur etwas grummelte, erhob ich mich aus seinem Bett und nahm mein Handy mit in die Küche. Auf dem Weg dahin schloss ich die Augen lieber, um nicht das unerträgliche Chaos ansehen zu müssen, weil ich wahrscheinlich sonst vor Unglauben umkippen würde. Jedoch verriet mir ein kurzer Blick auf mein Handy, dass ich eine Nachricht von Nils erhalten hatte. Was wollte Herr Jokezal denn so früh von mir? Schnell schaute ich nach. Ein Angebot gleich vorbeizukommen, um mit mir zu reden?! Doch bevor ich noch weiter nachdenken konnte, hatten meine Finger wie von selbst ein ‚klar' eingetippt und ich tänzelte schnell nach unten.

Sicher in der Küche angekommen, schnappte ich mir die Packung mit dem Naturjoghurt, füllte ein wenig davon in ein Schälchen und machte eine ordentliche Portion von dem Topping drauf, welches nach Waldfrucht schmeckte. Zusätzlich griff ich zu einem Glas Orangensaft statt zu der Flasche Konterbier, da ich ihm nicht noch mehr Alkohol einflößen wollte, denn ich hatte schon sehr schnell von dem Vorfall zwischen Ardy und T mitbekommen. Ich war echt enttäuscht von Ardy, weil ich ihn nach all dem, was wir zusammen durchgemacht hatten, als schlauer eingeschätzt hätte.

In diesem Gedanken versunken, ging ich wieder zurück zu Palle und stellte sein Frühstück neben ihn auf den Nachttisch. Lächelnd setzte er sich auf und ergriff die kleine Schüssel. „Süß, dass du dir so viel Mühe gegeben hast", murmelte er, wodurch ich mich leicht verlegen am Hinterkopf kratzte und dabei ein brüchiges Kichern hervorstieß. „Ich weiß gar nicht, wieso ich mich schon nicht viel eher in dich verliebt habe", fuhr er fort, während er allmählich anfing etwas von dem Joghurt zu verspeisen. Bei dieser Überflutung von Komplimenten war ich mir sicher, dass ich mittlerweile errötet war und auch noch kläglich versuchte diesen rosanen Schimmer hinter meinen Händen zu verstecken. 

Denn sogleich zog mich Palle wieder zu sich ins Bett und kraulte behutsam meinen Kopf, währenddessen ich diesen auf seinem Oberkörper ablegen konnte, ich somit dem ruhigen Herzschlag lauschte und das angenehme Heben und Senken seiner Brust wahrnahm. In aller Seelenruhe löffelte er die Schale leer und streichelte fürsorglich meinen Rücken. „Herr Jokezal kommt gleich vorbei", flüsterte ich zaghaft, als ich ein bisschen mit seinen Fingern spielte. „Der kann gerne mithelfen aufräumen, da hab' ich kein Problem mit", meinte Palle und ich glaubte ein Grinsen aus seiner Stimme herauszuhören. „Dann ist ja gut", sagte ich komplett verträumt und musste mich zusammenreißen nicht noch einmal einzuschlafen, denn die Situation war nur allzu einladend dafür.

Ich rappelte mich ein wenig auf und musterte gedankenversunken seine Augen. Mir gefiel schon immer dieses satte braun, welches den Anschein machte, als sei es ein See, der mit einer warmen, geborgenen Farbe gefüllt wäre, in welche man sich federleicht sinken lassen konnte, da sie einen wie auf einem flauschigen Kissen abfederte. Fast wie in Zeitlupe nährte ich mich mit meinem Gesicht dem seinen. Dabei wich mein Blick aber nicht von seinen unfassbar schönen Augen, bis sich meine Lippen dann nahezu schwerelos auf seine legten. Ein kleines Feuerwerk durchströmte meinen Körper, als ich das unglaubliche Gefühl seiner leicht rauen Lippen vernahm und sich diese schon bald im Einklang mit meinen bewegten.

Ich löste mich von ihm und schaute ihn ein wenig verloren an, als hätte ich jegliche Erinnerungen an das, was gerade geschehen war, verloren. Ein kleines bisschen verwirrt von dieser durch ihn ausgelösten, magischen Trance, schüttelte ich meinen Kopf und begann damit das Haus nach leeren Flaschen abzusuchen. Auch Palle sträubte sich nun endlich aus dem Bett und tat es mir gleich, wobei er die ganzen Gläser einsammelte.

Schon nach nicht allzu langer Zeit klingelte es an der Tür. Schnell stürmte ich die Treppen runter und öffnete diese. Vor mir stand wie erwartet Nils mit einer kleinen Tüte in der Hand. „Ich nehme mal an, Palle ist auch hier", meinte er gelassen, während ich ihn eintreten ließ. Sofort nickte ich ihm zu: „Spaklette kommst du kurz, Nils hat was für dich".

Direkt fing mein Lehrer an zu kichern. Vermutlich aufgrund des schönen Spitznamens sowie der tollen Stimme, die ich gerade extra aufgesetzt hatte, um meinem Freund zu signalisieren, dass es etwas wichtiges war. Gelassen trabte Palle auch schon die Treppe herunter und begrüßte Nils knapp aber herzlich. 

„Hier Palle, ein Geschenk für dich", sagte Herr Jokezal, als er die Tüte mit dem Geschenk Palle entgegenstreckte, „am besten ihr macht es zusammen auf, wenn ich wieder weg bin". Nun wirkte er etwas verlegen, währenddessen Palle schon auf dem Weg zurück nach oben war, damit er dort das Geschenk abstellen konnte. Ich hingegen musste Nils einfach einen ‚sus'-Blick geben.

„So, wo kann ich helfen?", fragte Nils entschlossen, sodass ich ihm gleich das ganze Ausmaß an Verwüstung zeigen konnte, dass wir zusammen beseitigen mussten. Nach ein wenig verstrichener Zeit, in der ich hauptsächlich darüber nachdachte, was in dem Geschenk war, fiel mir allerdings etwas auf. „Warte mal Nils, ist es überhaupt erlaubt, als Lehrer seinen Schülern Geschenke zu machen? Weil es ist dann doch offensichtlich, dass du uns nicht gleich behandelst", gab ich zu bedenken. 

„Nein so herum sollte es eigentlich kein Problem sein, aber gut, dass du es ansprichst", sprach er ruhig, was mich verwirrte. „Wie meinst du das?", fragte ich desorientiert nach. Er lachte lautlos: „Nach einer umfassenden Beratung habe ich mich dazu entschieden diesen Ort für's erste zu verlassen. Ich glaube es ist besser für mich, damit ich mit all dem abschließen kann. Ich gebe mir immer noch einen Teil der Schuld dafür, dass es so weit kommen konnte. Wäre ich wachsamer gewesen, hätte mir auffallen müssen, dass es doch sehr unüblich ist, noch andere Personen außer die, die die Party geschmissen haben, auch noch dort zu behalten. Das hätte jedes Kind bemerkt, dass da was faul ist."

Kleine Tränen bahnten sich den Weg über seine Wangen. Ohne Umwege legte ich einen Arm um ihn, um ihn ein bisschen zu trösten. „Weißt du Manu", seine Stimme war brüchig, „ich bin dir so dankbar. Du und Ardy, ihr habt mir bei der Übergabe so viel Kraft gegeben und mich so in meiner Selbstwahrnehmung gestärkt, dass ich es überhaupt erst schaffen konnte einer von euch zu werden, die Kräfte zu übernehmen und sie euch wieder zurück zu geben. Auch wenn ich schon weiß, was mit Ardy vorgefallen ist, bin ich so unendlich dankbar für euch alle. Vor allem bin ich dir dankbar. Danke Manu, danke für alles."

Er schaute mich mit einem gebrochenen Blick an.

„Aber eines musst du wissen: Jeder ist irgendwann am Ende, auch ich."

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Das war das letzte richtige Kapitel dieser Fan-fiction. Und wie Herr Jokezal, möchte auch ich mich bedanken. Bedanken bei den paar Leuten, die mit Elan und Freude diese Geschichte gelesen haben und mich immer unbewusst dazu verleitet haben weiter zu machen. Die mich vielleicht schon länger begleitet haben, obwohl ich so gut wie keine Reichweite habe, die für diese Kapitel gevotet und kommentiert haben und mir somit gezeigt haben, dass es einen Grund gibt diese Geschichte weiterzuschreiben. Vielen lieben Dank <3 ~Mana

1274 Wörter


Jeder ist irgendwann am Ende ~Glpalle, Zomdado, TardyWhere stories live. Discover now