Prolog

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Kalte Schneeflocken streiften mein Gesicht während ich tiefer in den Wald ging und mit jedem Schritt weitere Fussstapfen im glitzernden Schnee hinterliess. Der Wind liess die Tannenzweige peitschen und ich beschleunigte mein Tempo während der Baumstamm, der sich vor mir erstreckte, immer grösser wurde bis ich schliesslich vor ihm stehen blieb. Mein Blick huschte zwischen der weissen Landschaft und den dunklen Tannen hin und her bis ich mir sicher sein konnte das ich alleine war. Mit meiner Hand, die nun schon taub vor Kälte war, tastete ich mir meinen Weg über die raue Rinde, bis hin zu einer ovalen Öffnung und schob sie dann vorsichtig hinein. Als ich den vertrauten Griff in den Händen zu spüren bekam zog ich ihn heraus, meinen Bogen. Das Eschenholz war etwas steif durch die lange Unbenutzung, doch es erstrahlte immer noch in voller Pracht als ich den Bogen in den Händen drehte. Nochmals griff ich in die Öffnung und bekam das Leder meines Köchers zu fassen, an einigen Stellen war er kahl doch noch gut zu gebrauchen. Über die Pfeile durfte ich mich nicht beschweren, ich hatte sie schon so lange genutzt das ich vergessen hatte neue zu machen und nun waren einige von ihnen morsch, doch ich hatte keine Zeit, nicht jetzt wo meine Familie am verhungern war und mich am meisten brauchte. Nach dem Tod meiner Mutter war ich verantwortlich für meine Geschwister und meinen Vater, ich hatte ihr ein Versprechen gegeben, ich hatte versprochen für sie alle zu sorgen. Deshalb hatte ich mir das Jagen beigebracht, um meine Familie mit Essen versorgen zu können, und das ohne Geld.

Vorsichtig schob ich die Dornenzweige zur Seite um bessere Sicht auf die Lichtug, die sich vor mir erstreckte, zu bekommen und ich hob meinen Blick als ein leises Pfeifen in meinen Ohren ertönte welches durch den Wind, der durch die Zweige wehte, verursacht wurde. Es wunderte mich nicht als nach vergangenen Stunden immer noch kein Beutetier auftauchte. Doch ich konnte nicht noch ein weiteres Mal mit leeren Händen nach Hause kommen, also wartete ich, wartete bis die Dämmerung einbrach und wartete auf jenes Zeichen eines Beutetiers. Meine Augenlider wurden schläfrig, doch ich hielt sie weiterhin offen während ich meinen Bogen langsam sinken liess und mir verzweifelt meine Haare aus dem Gesicht schob. Ein paar Momente vergingen und ich konzentrierte mich auf meine Atmung und auf meinen Herzschlag. Als ich dann jedoch ein Geräusch wahrnahm spannte ich blitzschnell meinen Bogen, was in meiner rechten Schulter einen höllischen Schmerz auslöste, aber ich ignorierte ihn als mein Blick auf einem fetten Truthan haftete. Unser lang ersehntes Abendessen! Pfeil und Bogen waren auf das Ziel gerichtet, allerdings zögerte ich, denn er durfte mir auf keinen Fall entwischen. Also beschloss ich langsam aus dem Gebüsch zu kriechen, dabei verfing sich meine alte Hose in den Dornen und ein Geräusch ertönte während die Nähte nachgaben und schliesslich rissen. Der Truthan blickte alarmierend auf, flatterte mit seinen Flügeln und rannte davon. Ich liess den Pfeil fliegen, es war als wäre die Zeit stehen geblieben als er sich direkt auf den Truthahn zubewegte, doch er verfehlte sein Ziel nur um Haaresbreite und landete scharf im Schnee. Innerlich verfluchte ich mich selbst, ich hätte niemals diesen Fehler begehen sollen und dank mir mussten wir nun einen weiteren Abend hungern.

Auf dem Rückweg hatte ich Pfeil und Bogen wieder verstaut und ein paar Beeren gesammelt um wenigstens die Bäucher meiner jüngeren Schwestern zu füllen. Währenddessen überlegte ich mir eine Ausrede wieso ich diesmal nichts gefangen hatte. Die Zweige der Tannen wiegten sich im Wind während sich die letzten Sonnenstrahlen über die Baumkronen erstreckten und den Wald in ein orangerotes Licht färbten. Und da stand sie, die knorrige Hütte die nichtmal wie ein Zuhause aussah, sich aber so anfühlte. Das Leben was wir Dorfbewohner führten war schwierig, doch ich war überzeugt davon das es sich eines Tages ändern würde, das wir eines Tages ein besseres Leben führen könnten. Im Winter rangen alle um das letzte Stück Fleisch auf dem Markt, oder um den letzten Tropfen Wasser im Brunnen während die Adeligen sich mit Essen vollstopften und mit Wein überhäuft wurden. Es war unfair, und ich war immer noch in Gedanken versunken als ich die knarrende Treppe betrat die zum Eingang des Hauses führte. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und der Gedanke an die enttäuschten Gesichter meiner Familie löste einen Stich in meiner Brust aus. Meine Hand griff nach dem Türknauf, drehte ihn auf und ich trat über die Schwelle in die Hütte. Stickige Luft wehte mir entgegen, die zwar wärmend war aber die Atemwege meiner Lunge zuschnürte. Nach einiger Zeit wurde das Gefühl weniger schlimm und die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Leise zog ich meine Stiefel aus und hängte meinen Mantel auf während ich die Beeren vorsichtig in der Hand balancierte. "Liv!" Ich zuckte zusammen als hinter mir die Stimme meiner Schwester Elaine ertönte, die Hoffnung und die Aufregung darin war kaum zu überhören, es würde so schwer sein ihr zu verkünden das ich heute wieder erfolglos war. Elaine hatte von uns allen am meisten unter dem Tod unserer Mutter gelitten und manchmal sah ich sie auf dem Markt um Essen betteln um es uns einfacher zu machen, doch die anderen Dorfbewohner hatten ihre eigene Probleme. Mit verzogenem Gesicht drehte ich mich zu ihr um, ein erneuter Stich, jetzt mitten in mein Herz. "Du- du hast doch was gefangen, oder?", fragte sie mit leiser Stimme während meine zwei anderen Schwestern Adelle und Amalia nun ebenfalls zu uns stiessen. Ich schüttelte meinen Kopf. "Tut mir leid-", meine Stimme wurde brüchig als ich auf die Beeren zeigte. Amalia prustete los. "Denkst du wirklich dass das-", sie zeigte höhnisch auf die kleinen Beeren in meiner Hand, "uns satt macht? Kommschon Livia, du hättest die genauso gut dort lassen können wo du sie gefunden hast" Sie war die einzige die mich mit vollem Namen nannte und mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und stolzierte in unser Schlafzimmer. "Sie hat einfach Hunger und ist frustriert, das verstehst du doch, oder?", die ruhige Stimme von Adelle hallte in meinen Ohren wieder und ich nickte nur während ich zusah wie sie sich ebenfalls abwandte. Nur Elaine blieb bei mir. "Ich nehme sie gerne, du hast dir Mühe gegeben und das ist alles was zählt" Ich nahm sie dankbar in den Arm und streichelte langsam über ihren Kopf. "Es wird alles gut, versprochen. Morgen mache ich mich früh auf den Weg und ich werde nicht ohne etwas zurückkommen", murmelte ich während ich versuchte meine Verzweiflung in ihrem vertrautem Duft zu vertuschen. Die Tür hinter uns knarrte und ich richtete mich ruckartig auf als ich meinen Vater im Türramen stehen sah, doch es war nicht der Mann den ich kannte. Seine alten Kleider hielt er abschätzig in seinem Arm und war in einem eleganten schwarzen Mantel gekleidet. Auch Elaine starrte ihn ungläubig an, doch seine nächsten Worte waren noch überraschender "Das ist nicht nötig. Mädchen, packt eure Sachen wir werden keine weitere Sekunde in diesem Haus verschwenden"
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1170 Wörter

Hey hey :3
Das ist meine erste Story da ich gerade ein wenig rumprobieren möchte.
Ich habe noch nie wirklich eine Story veröffentlicht, also wäre ich
wirklich froh über ein paar Rückmeldungen sowie auch Kritik
um mich zu verbessern.
Auch über sonstige Kommentare oder Vorschläge und Fragen
würde ich mich sehr freuen.
Viel Spass beim lesen des Prologs ^^
Liebe Grüsse
Luv_ur_s3lf




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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 08, 2022 ⏰

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