Kapitel 2

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Man kann mir nicht erzählen, dass irgendjemand auf dieser Welt den Montag mag, dieser Tag ist so unnötig! Man ist müde vom Wochenende und Lust auf Arbeiten oder Schule hat man sowieso nicht.

Zum Glück aber habe ich diesen Montag heute schon zur Hälfte überlebt, Schule ist fertig und gerade sitze ich an meinen Hausaufgaben von Geschichte. Ein weiterer Grund, wieso ich den Montag übrigens nicht mag, ist Mr. Smith, der gibt uns einfach immer viel zu viele Hausaufgaben. So als hätten wir nichts anders sonst zu tun.

Wir haben mittlerweile halb sechs, meine Hausaufgaben sind fertig und ich packe gerade meine Sachen fürs Training heute Abend. Ich bin gerade dabei loszugehen, als die Tür schwungvoll aufgeht und Claire hineinplatzt. „Heute Abend Party 20:00 Uhr der Oberstufe, du bist dabei" schreit mir Claire förmlich entgegen. „Wir haben Montag, seit wann ist da eine Party?", frage ich verwundert. „Luis aus der zwölften hat Geburtstag und feiert heute eine Party und er hat die gesamte Oberstufe eingeladen, was uns, liebe Lou, miteinschließt. Außerdem war die letzte Party schon so lange her", erklärt sie mir freudig. „Die letzte Party war vor einer Woche", unterbreche ich meine beste Freundin. „Ja, sag ich doch - zu lange her, auf jeden Fall beeilst du dich nach dem Training und kommst her und dann gehen wir und ich suche mir solange ein Outfit heraus." Damit widmet sie sich ihrem Kleiderschrank und ich lauf aus unserem Zimmer raus in Richtung Sportplatz.

Die Idee von einer Party ist aber nicht mal so schlecht, so kann ich wieder Alkohol trinken und meine ganzen Sorgen vergessen. Mit dem Wissen, dass der Montag also doch nicht so schlecht enden könnte wie gedacht, mache ich die Tür zur Kabine auf und setz mich an meinen Platz.

Es ist laut und überall hört man Gesprächsfetzten von meinen Mitspielerinnen, die sich wie immer über Gott und die Welt unterhalten.

„Na den Montag gut überstanden?" Ich schaue von meinem Platz auf und sehe Sara, die mich erwartungsvoll anschaut. „Ich würde sagen, wie immer gerade so, wobei mit der Party heute Abend habe ich gute Chancen, dass ich ihn auf jeden Fall überlebe", meine ich darauf. Sara fängt an mit lachen. „Die Party ist also auch schon bei den Kleinen angekommen."

„Du weißt doch wenn es um Partys geht, sind wir Kleinen immer am Start", gebe ich lachend zurück. „Stimmt, vor euch kann man auch nichts geheim halten", erwidert Sara immer noch lachend.

„Beeilt euch, ich will in zwei Minuten alle draußen sehen", ruft Saskia unsere Trainerin in die Kabine. „Tja, erst die Arbeit dann das Vergnügen." sagt Sara und läuft los in Richtung Feld. Auch ich packe meine Trinkflasche und folge den Mädchen nach draußen.

Als ich damals so früh zum Team dazugestoßen bin, hatte ich große Angst das mich alle nur als Witzfigur betrachten und mich nicht ernst nehmen. Aber das haben sie nie, ich war von Anfang an ein Teil des Teams und wurde sofort respektiert. Ich glaube, vor allem Liv hatte damals viel dazu beigetragen, zumindest meinte Sara mal zu mir, dass, bevor ich kam, Liv ihnen einen Vortrag gehalten hatte, dass sie mich so behandeln sollen wie als wäre ich in ihrem Alter. Warum sie das ihnen damals erzählt hatte, weiß ich nicht, aber ich glaube, es war ein weiterer Grund, wieso ich mich in sie verliebt habe.

Als ich zum Team dazugestoßen bin, fiel Liv mir direkt auf. Sie war hübsch und hatte ein wunderschönes Lachen. Am Anfang hatte sie sich viel um mich gekümmert, hatte immer geschaut, ob es mir gut ging und ob ich zurechtkam. Auch im Bus saßen wir ein paar Mal nebeneinander und hatten immer viel zum Lachen. Bis ich dann gemerkt habe, dass ich mich in sie verliebe, ab da fing ich an auf Abstand zu gehen, zumindest so gut wie das ging. Und irgendwie gingen wir das dann beide zu diesem Zeitpunkt. Ich war im Team integriert und ihre Aufgabe als Kapitänin war getan. Mir war das ganz recht, so brauchte ich nicht die Angst zu haben, dass mein größtes Geheimnis an die Öffentlichkeit gelangte.

Plötzlich gibt es einen lauten Knall und ich schrecke aus meinen Gedanken auf. „Guten Morgen Lou, danke dass du dich nun auch an unserem Training beteiligst." Meine Trainerin schaute mich genervt an. Ich war also mal wieder in meinen Gedanken versunken und habe ihre Ansage nicht mitbekommen. Normalerweise kann ich das gut verstecken und Sara erzählt mir alles später, aber dieses Mal ging das wohl schief. Sara ist jetzt auch diejenige von allen, die sich am lautesten über mich lustig macht. Als ich in Richtung Liv schaue, sehe ich wie auch sie sich gerade sehr auf meine Kosten amüsiert. Aber bei ihr ist es mir egal, denn ich sehe ihr Lachen und dadurch geht es mir sofort besser.

Das meine ich übrigens damit, dass sie so eine Aura auf mich hat und deshalb brauche ich auch dringend diesen Abstand. Das ist eh viel besser, Liv will sowieso nichts von mir und wenn sie mein Problem erst einmal kennt, findet auch sie mich eklig. Deshalb wird Abstand gewahrt und niemand, vor allem Liv, wird an mich rangelassen.

„Also los, fünf Runden ums Feld und Liv, teile doch währenddessen Lou bitte mit, was ich gerade Wichtiges erzählt habe, damit auch sie auf dem neusten Stand ist", schreit meine Trainerin. Und da ist wieder ein Moment, wo ich mir denke, dass das Schicksal definitiv etwas gegen mich hat. Mein Plan wurde in nur zwei Sekunden wieder einmal komplett kaputt gemacht, na danke auch. Liv kommt also lächelnd auf mich zu und ich denke nur „ach du scheiße Lou bitte bau keinen Mist".

Schuss ins HerzDonde viven las historias. Descúbrelo ahora