Schuss ins Herz

Kapitel 20

Langsam wache ich auf, öffne meine Augen und blicke in den Raum hinein. Zunächst verstehe ich gar nicht, wo ich bin, denn in meinem eigenen Zimmer bin ich definitiv nicht. Rechts neben mir höre ich ein leises Gemurmel, langsam drehe ich meinen Kopf und erkenne Sara, Melly mit Manu und Kathi. Überrascht überlege ich, was ich mit denen allen in einem Zimmer mache, aber mein müder Kopf kommt irgendwie nicht drauf. Ich drehe meinem Kopf wieder in die andre Richtung und kuschele mich in mein Kissen. Aber irgendwie fühlt sich das Kissen anders an als ein normales Kissen und plötzlich fällt mir alles wieder ein. Wir hatten Teamabend und ich musste zu Liv auf den Schoss und dann wurde ich müde und bin wohl eingeschlafen.

„Ach du Scheiße", rufe ich. Dann stehe ich ruckartig auf und als ich mich umdrehe, blicke ich Liv direkt in die Augen.

„Meine Güte Lou, was schreist du plötzlich so", erschreckt sich Sara und schaut mich an. Ich drehe mich zu ihr um und schaue sie panisch an. „Lou?", fragt Sara langsam. Doch ich drehe mich wieder um und sehe Liv an. Ich bin komplett überfordert mit der Situation gerade. Ich beginne im Raum hektisch auf und abzulaufen. Immer wieder murmele ich vor mich hin, dass es nicht geht, dass es nicht schon wieder passieren darf.

Die anderen habe ich komplett vergessen, ich bin komplett in meinem Film.

Eine Hand legt sich auf meine Schulter, erschrocken drehe ich mich um und sehe Liv vor mir. „Lou atme, ein und aus", spricht sie leise zu mir.
Ich starre sie an und wie von allein hört mein Körper auf sie. Meine Atmung verlangsamt sich und ich fange an mich zu beruhigen.
Allerdings nur, bis mir auffällt, dass diese Aktion schon wieder alle meine Prinzipien durcheinanderbringt. Das ist alles zu viel gerade, das geht alles nicht. Ich muss hier raus, ich brauche frische Luft.
Hektisch drehe ich mich um und will aus dem Zimmer rennen, doch nach zwei Metern werde ich gestoppt, da ich mit voller Wucht gegen die geschlossene Tür laufe. Mit einem dumpfen Knall falle ich nach hinten und lande auf dem Boden.

„Lou!", schreit Liv und kommt zu mir. Sie setzt sich neben mich und berührt meine Schulter. „Alles okay?", fragt sie.
„Naja ich denke eher nicht, immerhin ist sie gerade gegen die geschlossene Tür gerannt", beantwortet Manu ihre Frage.
Ich öffne stöhnend meine Augen. „Echt witzig, Manu", gebe ich zurück.
„Mach bitte langsam", ermahnt mich Liv, als ich mich aufsetzten möchte.
Als ich sitze, stützt Liv meinen Rücken, sodass ich nicht wieder zurückfalle. „Mein Kopf fühlt sich wie in einer Achterbahn an", stöhne ich.
„Soll ich nochmal erklären wieso?", fragt Manu. Liv schaut sie daraufhin nur genervt an und ich höre, wie irgendjemand Manu einen Schlag auf den Arm gibt.

Ich lege meine Hand an meinen Kopf und hoffe, dass die Schmerzen gleich vorbei sind.

Als mein Kopf dann wieder normal denken kann, ist das Erste, was mir einfällt, dass Saskia ja nichts davon mit bekommen darf.

„Saskia darf von dem Ganzen nichts mitbekommen. Bitte!", richte ich mich an die anderen. „Lou, sei vernünftig" widerspricht Liv mir.
„Wenn wir das Saskia erzählen, schickt sie mich ins Krankenhaus und ich darf gar nicht mehr spielen", erkläre ich ihr. „Und ich darf morgen doch eh schon nicht spielen wegen meiner Roten Karte. Bis zum nächsten Spiel bin ich dann wieder fit, auch ohne dass ein Arzt drüber geschaut hat", füge ich noch hinzu. Liv scheint nicht sonderlich dafür zu sein, denn sie schaut mich immer noch kritisch an.

„Ich würde sagen, wir warten jetzt erstmal die Nacht ab und holen ihr was zum kühlen. Wenn wir jetzt noch Saskia wecken, macht sie uns allen nur die Hölle heiß", kommt mir Melly zum Glück zur Hilfe.
„Und was ist, wenn es Lou heute Nacht schlecht wird und ihr etwas passiert?", flüstert Liv leise. Mein Herz erwärmt sich, sie macht sich Sorgen um mich.

Sara beugt sich zu uns runter und legt ihre Hand auf Livs Schulter.
„Wir bleiben heute alle hier und passen auf sie auf. Falls etwas passiert, bekommen wir das mit", sagt sie zu uns. Zum Glück scheint Liv das zu überzeugen und sie nickt langsam.