06 | Fehler

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𝐒𝐨𝐥𝐚𝐧𝐚

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Ich drehte mich in diesem kleinen, unbequemen Bett hin und her. Fand einfach keinen Schlaf mehr. Das Licht was herein schien, war wahrscheinlich auch daran schuld. Wäre besser wenn ich es hinnahm und richtig aufwachte. Es war besser schon Mittag. Denn es roch nach leckerem Essen.

Gähnend setzte ich mich auf und sah mich kurz etwas in dem Zimmer um, da ich einfach nicht mehr wusste, wohin ich gestern Nacht meine Kleidung gelegt hatte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Bevor ich mich aber anziehen würde, würde ich erstmal baden gehen.

Ich stank. Meine Haare waren nicht mehr so schön weich wie sonst immer und ich sah wahrscheinlich sehr müde aus.

„Guten Morgen, Solana." verwirrt sah ich Vesemir an. Denn dieser war einfach in mein Zimmer gekommen und schien irgendwie gemerkt zu haben, dass ich wach geworden bin.

„Hallo? Ist es etwas wichtiges?" hob ich fragend meine Augenbrauen. Er schüttelte belustigt den Kopf und reichte mir ein schwarzes, luftiges Kleid. Und ein Korsett. Ich war nun verwirrter.

„Es ist nichts wichtiges. Nur würde es mich freuen, wenn du Geralt beim Training von der Prinzessin unterstützt." erzählte er. „In so einer Kleidung? Trainier ich zusammen mit Geralt, wie Ciri einen Mann am besten verführen kann?" schmunzelte ich leicht fassungslos und schüttelte den Kopf.

„Mach dich fertig. Sie scheint draußen am verzweifeln und ihr beide seid euch in kurzer Zeit sehr nah gekommen. Hilf ihr, bevor es Mittagessen gibt.".

„Okay. Dann werde ich mir jetzt gleich den Arsch abfrieren. Danke, Hexer." stand ich mit der Kleidung auf und zeigte zur Tür. „Wenn ich mich dann jetzt fertig machen darf.". „Natürlich. Es gibt dein Lieblingsessen." sagte Vesemir noch, bevor er das Zimmer verließ und ich wieder alleine war.

Ich zog mich also wie gewünscht um. Das Kleid war schön und das dunkelgraue Korsett passte perfekt dazu, nur wusste ich, dass ich frieren werde. Wer schön sein will, muss leiden. Richtig? Obwohl ich diese Kleidung nicht mal selbst auswählen durfte.

Meine Haare strich ich irgendwie glatt, bevor ich sie in einen Zopf flocht und nach hinten legte. So störten sie nicht, sahen aber trotzdem gut aus.

Zusammen mit meinem Bogen, den Pfeilen und meinem Schwert in der Hand, lief ich aus dem Zimmer. Die Treppen hinunter in die riesige Halle. An den Männern vorbei, die schon ein wenig getrunken hatten. Und dann hinaus in die Kälte.

Geralt saß etwas abseits von der Prinzessin, die mit dem Holzschwert trainierte und dabei schon ziemlich gut wirkte. Das sie es am Ende ihrer Übung aber fallen ließ, überraschte mich. Ihr Griff wirkte eigentlich fest.

„Guten Morgen zusammen." sagte ich und legte meine Sachen ab, stemmte meine Hände in die Hüfte und lächelte. „Schön einen Hexer lächeln zu sehen." kam es von Ciri, die in dem Moment ihre geflogenen Haarsträhnen aus dem Mundbereich fischte.

„Ich hab noch Emotionen und Reaktionen in mir. Vielleicht kommt das noch. Ich wurde verdonnert, dir zu helfen. Eigentlich wäre ich im Moment lieber in einem heißen Bad." sagte ich, stieg über den Stamm und stellte mich neben die Übungsfigur. „Das kannst du nacher wiederholen. Lenk sie nicht ab." ermahnte mich der böse, weiße Wolf.

„Näh deine Rüstung wieder ganz. Ich kann auch gut lehren. Bereit, Ciri?" fragte ich sie.

„Erst wenn du mir was beeindruckendes mit deinem Bogen gezeigt hast.".

„Du lenkst sie ab, Solana." hörte ich Geralt murmeln und begann innerlich über diesen Dickkopf zu fluchen. Konnte er nicht einfach leise sein und mich machen lassen, wenn er doch viel lieber seine Rüstung flickte?

„Sei leise. Sonst lenkst du mich ab, Hexer." antwortete ich, worauf er aufsah. Ciri rollte nur schmunzelnd mit den Augen. „Meine Stimme lenkt dich ab?". „Nein. Der Scheiß, der aus deinem Mund kommt, wenn du ihn öffnest. Das lenkt mich ab. Und jetzt ruhe bitte.".

„Also..." fing die Prinzessin an und zog dieses Wort extra lang. „Klar zeig ich dir was. Aber danach machst du weiter, okay?". „Unbedingt." lächelte sie. Ich erwiderte es und schnappte meinen Bogen und einen Pfeil.

„Du darfst nicht blinzeln, sonst vergeht es dir." machte ich sie auf etwas gefasst. „Sag mir bescheid, wenn du loslegst." ich hob den Daumen und begann dann die Mauer hinauf zu klettern. Die Treppen waren im Moment zu weit entfernt. Ich wollte keine Zeit verschwenden.

Ich sprang auf den höchsten Holzstamm und stellte sicher, dass ich auch sicher stand. Bevor ich gleich diesen Handstand auf der kleinen Fläche machte, sammelte ich eine riesige Menge Luft und hielt sie in mir.

„Bist du dir sicher, Solana?" hörte ich die Prinzessin fragen. Ich nickte nur und brachte mich in den Handstand. Um anzumerken: ich hatte davor meine Schuhe ausgezogen. Sonst könnte der Bogen nicht halten. Meine Füße taten weh. Doch für Ciri tat ich es gerne.

„Bereit?".

„Ja!".

Ich zog den Pfeil mit meinem Zeh auf und zielte auf eine erhörte Übungspuppe, ließ los und traf direkt in den Kopf.

Die Prinzessin mit den hellen Haaren begann zu klatschen. Nur konnte ich mich in diesem Augenblick nicht richtig freuen. Ich kam schwer aus der Position zurück und würde eher fallen, anstatt richtig drauf zu stehen.

„Ich brauche Hilfe." probierte ich ruhig zu bleiben und ließ den Bogen los, wodurch er runterfiel. Aber glücklicherweise nicht kaputt ging.

„Geralt!" der Gerufene, eher Angeschrieene sah auf und seufzte genervt aus.

„Das hast du dir selber zuzuschreiben, Hexer. Du kommst runter. Und wenn nicht, fang ich dich auf. Vielleicht.".

„Du bist eine riesige Hilfe. Danke, dämlicher Hexer." sagte ich. „Ist doch lächerlich." nuschelte ich und schwang mich einfach von dem Holzbalken ab.

Ich fiel, wie es eigentlich zu erwarten war und landete in Geralts starken Armen. Wie es ebenfalls zu erwarten war.

„Da hat jemand aber schnell reagiert." grinste Ciri und schnappte sich wieder das Holzschwert. „Ich hätte den einzigen weiblichen Hexer also sterben lassen los. Stimmt." ließ er mich wieder auf dem kalten Boden ab, worauf ich etwas erschrak und meine Beine wieder hoch zuckten. Sie schlangen sich wie automatisch um das Becken von Geralt.

„Dir steht Sarkasmus nicht, Hexer." gab ich von mir und sah ihn mit einem überzeugungsstarken Welpenblick an, damit er mich bis zu meinen Schuhen trug. „Und du bist ziemlich verweichlicht.".

„Ciri übernimmt den furchtlosen Part jetzt. Ich entspanne und genieße gleich ein heißes Bad und mein Lieblingsessen." grinste ich den Mann mit den goldenen Augen an. „Vesemir will es seinem Liebling echt gemütlich machen.". „Du bist sein Liebling, Idiot. Für ihn bist du wie ein Sohn. Und ich denke für dich ist er schon fast wie ein Vater." sagte ich und war froh, in Socken und Stiefeln zu stecken.

„Hier. Dein Bogen. Was machst du mit dem Pfeil da oben?".

„Einen neuen bauen. Kann ich dir gerne beibringen. Und das Bogen schießen dazu. Dann wärst du die zweite unter den Hexern.".

„Sie ist kein Hexer, Solana.".

„Du hast echt immer etwas zu Meckern.".

„Viele Menschen machen Fehler. Und die bemerke ich.".

„Aha. Hast du schonmal einen Fehler gemacht?" wollte ich wissen und legte den Bogen zurück zu meinem Schwert. „Nein. Vielleicht wird der aber noch kommen." kam es ziemlich ehrlich von Geralt, wobei er mir etwas unangenehm tief in die Augen gesehen hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 14 ⏰

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𝐈'𝐦 𝐚 𝐖𝐨𝐦𝐞𝐧 | Geralt von RivaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt