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Wie in Trance schloss ich unsere Haustür. Sobald sie ins Schloss fiel brach der Damm und die Tränen liefen in ganzen Bächen über meine Wangen. Was hatte ich nur getan?

~  ...  ~

Das Wochenende verbrachte ich im Bett. Nur um aufs Klo zu gehen, verließ ich mein Zimmer. Ich weinte viel und aß kaum. Ich hatte keinen Hunger. Viele Stunden verschlief ich einfach und selbst Liam wollte ich nicht bei mir haben. Mein Vater kam ein paar mal zu mir und fragte, ob ich etwas brauchte. Offentsichtlich machte er sich Sorgen um mich, doch die paar Tage musste er das wohl aushalten. Montag ging ich nicht zur Schule, ich fühlte mich nicht bereit mich einer Begegnung mit Jeremy zu stellen. Mein Brustkorb zog sich beim bloßen Gedanken daran, ihn zu sehen, zusammen. Und Dienstag wäre ich am liebsten auch zuhause geblieben, aber nachdem alle aus dem Haus waren, hatte mich Tante Isabella gezwungen zur Schule zu gehen. Sie hatte mich förmlich hinausgetragen und dann den Weg nach innen versperrt. Das ist kein Witz. Sie hatte die Tür zugeschlossen und war mit mir zur Schule gelaufen, um auch sicher sein zu können, dass ich nicht irgendwo anders hingehe. Und dann meinte sie: "Ich weiß ja nicht was mit dir los ist, aber es tut mir weh zu sehen, wie du dir die Freude am Leben nimmst. So geht das nicht weiter. Also los, mit verstecken löst man keine Probleme."

Tatsächlich heiterte mich diese liebevolle Art von ihr irgendwie auf. Ich schaffte es sogar zu lächeln und hauchte ein "Okay.".

Sie nahm mich in den Arm und strich mir tröstend über den Rücken. "Du weißt, ich bin für dich da, falls dir was auf der Seele liegt, ja?"

Ich nickte und fast wären mir wieder die Tränen gekommen, doch ich zwang mich sie herunter zu schlucken und mich meiner Angst zu stellen.

Doch spätestens als ich das Klassenzimmer betrat, bereute ich, dass ich nachgegeben hatte.

Umdrehen ging nicht mehr. Die Lehrerin schloss schon die Tür. Jetzt war ich nun mal hier, jetzt würde ich das auch durchziehen. Ob ich wollte oder nicht.

Mit wackeligen Beinen lief ich wie in Zeitlupe zur letzten Reihe, wo schon Kyle saß.

Immerhin musste ich nicht den ganzen Tag alleine herumsitzen und zu Jeremy gucken, sondern hatte jemanden der mich ablenkte.

Als Kyle mich entdeckte, stand er auf, was mich verwirrte, aber darauf an sprach ich ihn nicht. Zu Jeremy hatte ich angestrengten Abstand gehalten, nicht ein mal einen Blick hatte ich mir erlaubt.

Wir beide setzten uns wieder, weder er, noch ich hatten Schulsachen dabei.

An meinen Rucksack hatte Isabella dann doch nicht mehr gedacht.

"Du siehst echt furchtbar aus." meinte Kyle, während ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken ließ. Schön gebettet in die Ärmel meines Pullis.

Normalerweise könnte man annehmen, dass so ein Satz in einem eher bemitleidenden Tonfall gesagt wird, aber er klang eher angeekelt als tröstend. Arsch.

"Na danke, jetzt fühl ich mich gleich viel besser." brummte ich. Natürlich war das Ironie. Hoffentlich verstand er sowas.

"Na dann..."

Ich hob den Kopf um ihm einen behinderten Blick zuzuwerfen und musste feststellen, dass er schadenfroh grinste.

"Du schuldest mir ein Date." behauptete Kyle. Aha, daher wehte der Wind.

Stöhnend ließ ich meinen Kopf wieder zurück in meine Arme sinken. "Also ein gewolltes Kind war er bestimmt nicht." murmelte ich zu mir selbst. Zum Glück so leise, dass er nicht verstand, was genau ich sagte.

KAYATahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon