Kapitel 2

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Ich bürstete gerade meine langen, braunen Haare, als ich eine Nachricht von Victoria erhielt.

Guten Morgen:) Willst du heute zocken? Also Minecraft oder Genshin?? Ich fühl mich heute nicht so gut und bleibe von der Schule zuhause❤️

Ich lächelte und schrieb gleich zurück. Da ich in meinem Bundesland bereits Ferien hatte, war ihre Idee kein Problem.

Guten Morgen Süße, gut geschlafen? Und ja lass zocken. Ich frühstücke jez noch.

Für manche mag das etwas seltsam erscheinen, aber bei uns war es normal geworden, so miteinander zu schreiben. Und war doch okay, zwischen normalen Freundinnen sich süß zu nennen.

Ich lief mit meinem Handy in der Jogginghose die Treppe nach unten. Ich liebte es, nicht in der Schule sein zu müssen, da ich meine Ruhe hatte. Ich schnibbelte Bananenscheiben und Erdbeerstückchen in eine Schüssel und gab Haferflocken dazu. Anstatt Milch gab ich mit einem Löffel Naturjoghurt darauf und rührte um. Mein absolutes Lieblingsfrühstück.

Mein Handy hatte jetzt schon das 5. Mal hintereinander vibriert, deshalb zog ich es jetzt heraus und las Victorias neue Nachrichten.

Ich bin noch so müde und mein Bruder ist auch hier, der muss heute irgendwie nicht in die Ausbildung.

Er hat eben gesagt unsere Eltern haben gestern im Streit gedroht, sich trennen zu lassen..

Ich hab Angst, ich will das nicht!:(

Was machst du jetzt?

Sorry wegen der ganzen Nachrichten

Ich seufzte. Längst hatte mir Vika, wie ich sie oft nannte, schon von den Streitereien ihrer Eltern erzählt. Es tat mir leid.. Ich war sehr froh, dass meine Eltern sich so gut verstanden. Irgendwie war die Liebe nie verblasst. Aber sie saßen sich auch nicht wie Hühner aufeinander. Manchmal fuhr mein Vater für eine Woche auf Geschäftsreise oder in den Urlaub zum Mountainbiking. Oder meine Mutter fuhr Shoppen mit ihren Freundinnen. Streiten hörte man sie eigentlich nie, sie waren sich oft einig und nervten sich nie gegenseitig.

Victorias Eltern waren da anscheinend das totale Gegenteil. Arbeiteten den ganzen Tag, kamen gestresst nachhause und schmissen sich dann den ganzen Missmut und Frustration an den Kopf. Oft hörte ich sie, wenn Vika mir Sprachnachrichten schickte oder wir telefonieren. Sie schämte sich jedesmal und stummte sich ganz oft.

Ich tippte schnell eine Nachricht. Ich wusste oft genau, was ich sagen sollte.

Ruh dich heute etwas aus, ja? Genieß die Ruhe und werd gesund. Das mit deinen Eltern ist so kompliziert. Vielleicht verstehen sie sich ja bald wieder. Und wenn nicht, trennen sie sich vielleicht. Aber oft sagen auch Leute dass das gut war. Weil die dann nichtmehr gestritten haben. Wovor genau hast du Angst?:(
Ich esse jetzt<3
Und schreib mir ruhig so viele Nachrichten, wie du möchtest.

Dazu schickte ich noch ein Bild meines Frühstücks. Vika meldete sich sofort zurück.

Oah, sieht total lecker aus..
Also eigentlich war ich eben immer so stolz, dass meine Eltern trotz allem immernoch zusammen waren und alle anderen in meiner Umgebung schon getrennte Eltern hatten..

Ich biss mir nachdenklich auf die Lippen. Wie wäre es, wenn meine Eltern sich trennen würden? Ich konnte mir das garnicht vorstellen. Nicht, weil es so schlimm war. Es ging einfach nicht. Sie passten zusammen wie Baum und Blume. Feuer und Wasser. Sonne und Erde und Mond. Penis und-
Whatever. Schon klar, was ich meine oder? Und außerdem kann man Auch 2 Penisse zusammen tun. Und zwei Vaginas.

Etwas verstört von meinen eigenen Gedanken schaute ich wieder auf mein Handy.


Okay.. nagut.. Ich kann da leider echt kaum was machen, das weißt du.
Aber ich bin für dich da, wenn du reden willst. Schreib mich an oder ruf an. Hab dich ganz fest lieb, fühl dich gedrückt^^


Victoria las meine Nachricht und tippte auf das >Gefällt mir< zeichen. Unter meiner Nachricht ploppte daraufhin ein rotes Herz auf. Ich seufzte, öffnete Youtube und sah mir die Tagesschau von gestern an.

-

Der Tag verlief ruhig. Irgendwann zockten Victoria und ich eine Runde und mehr.
Sie hörte sich wirklich traurig und erschöpft an. Ich machte mir wirklich ernsthaft Sorgen. Leider konnte ich sie nicht richtig trösten und in den Arm nehmen.. Wir hatten uns bisher 5 mal getroffen, waren dabei immer dicker zusammengewachsen. Beste Freunde eben. Aber seit langem sah ich sie nichtmehr. Sie schickte auch keine Bilder mehr, in denen sie glücklich etwas aus ihrem Leben zeigte, wie sie es früher getan hatte. Ach wenn wir uns doch wieder sehen könnten..

-

Ich kam gerade aus dem Garten, da ich die Blumen gegossen hatte und hörte mein klingendes Handy. Da es schon eine Weile vor sich hin bimmelte, beeilte ich mich, ranzugehen. Ich hoffte schon es wäre Vika, als ich den Namen ,,Max" auf dem Bildschirm erkannte. Ich wollte nicht rangehen. Ich wollte nicht.
Wieso tat ich es trotzdem?

,,Hey Babe. Hast du Sturmfrei?"
Mein Gesicht verzog sich zu einer gequälten Grimasse. Ich hasste lügen. Auch Notlügen. Max war viel zu feinfühlig, er würde es sicher merken. Irgendwie hatte er in der Vergangenheit kontrollieren können, ob ich wirklich nicht alleine zuhause war. Deswegen dachte ich auch, dass er so sensibel wäre. Dass er eine Handytrackerapp heimlich auf mein Handy installiert hatte, wusste ich da noch nicht. Es war jedenfalls über meine Kontakte sofort mit meiner Familie verbunden, sodass er sogar erkannte wenn meine Mutter oder Vater da war, oder Freunde..

Daher log ich auch nicht. ,,Ja..? Ähm-", wollte ich anfangen, da hörte ich Max' Grinsen förmlich aus dem Hörer. ,,Perfekt. Bis gleich." Ich seufzte laut, nachdem er aufgelegt hatte. Keine Ahnung was ich fühlte und wieso ich mich verliebt hatte, falls das jemals überhaupt der Fall gewesen war.. Max' Aussehen war schön.. Er war am Anfang der Beziehung auch vorsichtig und liebevoll gewesen. Jetzt war er irgendwie viel egoistischer und unaufmerksamer geworden und das Einzige an mir, dem er Aufmerksamkeit schenkte war mein Körper.

Ich schaute auf Vikas Chat mit mir. Was sie jetzt wohl tat? Ich seufzte nochmal und ließ mich ins Bett fallen. Was Max heute wieder von mir wollte? Wieder Sex? Traurigerweise hatte ich ihm mein erstes Mal geschenkt. Er war wirklich vorsichtig, aber nicht liebevoll. Er fragte einfach die ganze Zeit ob er jetzt weiter rein konnte. Niemand von uns war gekommen, nur Max hatte sich danach neben mir einen runtergeholt, nachdem ich mich weigerte, ihm einen zu blasen. Eigentlich ein echter Idiot.., oder?

Summer love kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt