𝕀𝕟 𝕥𝕙𝕖 𝕖𝕟𝕕 𝕥𝕙𝕖𝕪'𝕝𝕝 𝕛𝕦𝕕𝕘𝕖 𝕞𝕖 𝕒𝕟𝕪𝕨𝕒𝕪, 𝕤𝕠 𝕨𝕙𝕒𝕥𝕖𝕧𝕖𝕣
Estellas Sicht:
Ja, schöne Scheiße, hier war ich also wieder. Bahnhof Kings Cross, Gleis 9 3/4, Abschied Nummer 5. War es echt schon so lange her, dass ich zum ersten Mal hier gestanden hatte, und mir Sorgen gemacht hatte, in welchem Haus ich landen würde?Die waren zwar auch nicht ganz unbegründet gewesen, aber ehrlich, egal, wohin ich gekommen wäre, irgendjemanden hätte es immer gestört, da war ich mir mittlerweile todsicher. In Slytherin hätten alle gesagt, dass das ja ohnehin klar gewesen war. In Gryffindor hätten alle gesagt, das könnte doch eh nicht sein und ich wäre trotzdem böse. In Ravenclaw... keine Ahnung, vielleicht hätte sich jemand beschwert, dass ich nicht in Slytherin oder Gryffindor gelandet war. Und in Hufflepuff, wo ich ja tatsächlich war, wollte mir keiner abkaufen, dass ich total freundlich war. Naja, sein konnte. Wenn ich wollte. Natürlich nicht meine Familie, die wussten alle nur zu gut, dass Häuser absolut keine Rolle spielten. Aber andere Schüler. Vielleicht sogar die Lehrer, was wusste ich.
Dann fiel mein Blick auf einen schwarzhaarigen Jungen mit grünen Augen, der mir aufgeregt zuwinkte. Dabei handelte es sich natürlich um niemand anderen als meinen besten Freund bereits seit dem ersten Jahr, Nox Boot, der ebenfalls in Hufflepuff war. Erfreut winkte zurück.
Bevor ich mich jedoch zu ihm gesellte, verabschiedete ich mich noch von meiner Familie. Seit ich mein erstes Jahr angetreten hatte, hatte sich hier kaum etwas verändert. Der einzige Unterschied war, dass Mum nun ein quietschvergnügtes Baby aka mein allerliebstes Brüderchen Castor Grindelwald-Black in den Armen hielt.
Castor war gerade einmal ein paar Monate alt, und wegen ihm unterrichtete Mum auch nicht wie in meinem zweiten Jahr Geschichte der Zauberei. Das tat jetzt wieder ein gewisser Professor Binns, vor dem mich so gut wie jeder schon gewarnt hatte. Irgendwas mit Todesgefahr wegen Langeweile, was auch immer das heißen sollte, bei Mum kam mir Geschichte der Zauberei nämlich ziemlich spannend vor. Remus hingegen war immer noch als Professor Lupin unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, was ich super fand.
Shadow, die auf meiner Schulter saß, schuhute und machte mich dadurch wieder darauf aufmerksam, dass Nox wartete. Schnell machte ich mich auf den Weg zum Hogwarts-Express, denn ich hatte ihn schon einsteigen sehen, doch ich sollte Nox noch nicht erreichen.
"Ella, komm mal mit! Ich muss dir was zeigen!", zischte mir Rubina Potter, kurz Ruby, zu, kaum, dass ich den Zug betreten hatte, und zerrte mich in ein leeres Abteil.
Da die Potters bei uns zu Hause fast schon Stammgäste waren, oder eben andersrum, war Ruby die ältere Schwester für mich, die ich nie gehabt hatte. Abgesehen davon, dass sie mich verstand und immer ein offenes Ohr für mich hatte (außer, wenn sie gerade ein neues Buch angefangen hatte, da verstand sie wirklich keinen Spaß), war sie in Ravenclaw und einhergehend mit ihrer Klugheit wusste sie oftmals einen guten Rat. Sie war die wohl vertrauenswürdigste Person, die ich kannte, und das sagte ich nicht etwa, weil sie Vertrauensschülerin gewesen war und nun deutlich sichtbar das Abzeichen der Schulsprecherin trug. Egal, was ich ihr jemals erzählt hatte, es war bei ihr sicher. Dennoch, ich fragte mich, was sie mir jetzt zeigen wollte. Fragend sah ich sie an.
"Uuuuund? Was gibt's?", fragte ich, von ihrer Geheimnistuerei angesteckt war ich in ein Flüstern verfallen.
Mit verschwörerischem Blick zog sie zuerst einen silbrig glänzenden Umhang und dann ein Stück Pergament aus ihrer Tasche. Wow. Das beantwortete jetzt wirklich all meine Fragen. Absolut einleuchtend. Mein Gesichtsausdruck musste wohl auch ungefähr das gesagt haben, denn sie grinste mich verschmitzt an.
"Also, das ist ein Tarnumhang. Und eine Karte von Hogwarts, mit allen, die sich auf dem Gelände befinden", erklärte sie.
Kurz fragte ich mich, ob ich mich vielleicht verhört hatte, oder ob sie mich verschaukeln wollte. Doch Ruby war noch nie gut darin gewesen, zu lügen, zumindest dann nicht, wenn sie es bei mir versuchte.
"Ernsthaft?!", stieß ich ungläubig, aber auch unglaublich aufgeregt, hervor.
"Ja, ernsthaft!", bestätigte Ruby ebenso begeistert.
"Wen musstest du denn umbringen, um an die zu kommen?!", wollte ich wissen.
Unfassbar, wie kam ausgerechnet Rubina Potter, Musterschülerin, an solche Gegenstände? Klar, sie war gar nicht so brav, wie sie immer wirkte, wenn man sie näher kannte, aber trotzdem...
"Du wirst es nicht glauben!", begann sie, und da wusste ich, dass ich ihr jedes Wort glauben würde, "Der Tarnumhang gehörte meinem Dad! Harry hat ihn mir gegeben, nachdem er letztes Jahr mit Hogwarts fertig war. Anscheinend wird er schon seit Generationen in der Familie weitervererbt! Und die Karte... Tja, das ist noch viel unglaublicher! Denn die wurde gemacht von den Rumtreibern! Du weißt, wen ich meine, hab ich recht?"
Sie betonte das Wort 'Rumtreiber', als handle es sich dabei um eine wahrgewordene Legende - tat es auch, in gewisser Weise, denn wir hatten von ihren Abenteuern zum ersten Mal als Gutenachtgeschichten gehört, bis uns irgendwann klar geworden war, dass diese Geschichten, wenn auch vielleicht etwas ausgeschmückt, der Wahrheit entsprachen.
"Klar doch! Du meinst meinen Dad, deinen Dad, Remus und Peter!", bestätigte ich.
"Ganz genau!", bejahte das rothaarige Mädchen, "Wenn du sie mit dem Zauberstab antippst und sagst 'Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut', dann erscheint sie. Sagst du dann 'Missetat begangen', verschwindet sie wieder. Dein Dad hat sie anscheinend bei seiner Hochzeit den Weasley-Zwillingen gegeben, die kennst du sicher vom Sehen, und die haben sie dann mal Harry gegeben, der hat sie mir gegeben - und jetzt gebe ich sie dir."
Jetzt stutzte ich doch. Wieso sollte sie die Karte und den Umhang nicht behalten? Sie hatte noch ein Jahr in Hogwarts vor sich. Und zumindest den Umhang konnte sie auch danach noch brauchen.
"Aber... warum?", wollte ich wissen.
"Weil du sie dringender brauchst als ich", gab Ruby zurück.
Und damit hatte sie vermutlich recht. Potter, das war ein beliebter Name. Die Potters hatten geholfen, die Welt zu retten. Das hatten meine Eltern zwar auch, aber hallo, wieso die guten Dinge sehen, wenn es doch auch schlechte gab? Meine Eltern waren für viele eine Ausnahme. Die einzig Guten in ansonsten bösen Familien. Und das bekam ich auch deutlich zu spüren. Nachnamen waren wirklich eine Plage.
"Danke", brachte ich schließlich hervor.
Das war bei Weitem nicht genug für so ein cooles Geschenk, aber ich wusste nicht, wie ich es anders formulieren sollte. Ruby schien ohnehin zu verstehen. Sie nickte mir noch einmal freundlich zu, dann machte sie sich auf den Weg. Schulsprecherinnenkram, wie sie mir erklärte. Und ich, ich packte die Karte und den Tarnumhang sorgfältig in meine Tasche und machte mich dann auf die Suche nach Nox. Das neue Schuljahr konnte beginnen...

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Eine Grindelwald in Hogwarts - Here we go again
FanfictionEs ist nun gerade einmal 16 Jahre her, dass Valeria Grindelwald-Black gemeinsam mit ihren Freunden den wohl dunkelsten Zauberer aller Zeiten aufgehalten und alle davon überzeugt hat, dass sie mehr ist als ihr Familienname. Doch es war schon immer so...