Daydream

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Dieser Ort schien ein undurchdringbares Labyrinth zu sein. Rechts und links flankiert von Riesenbäumen und erfüllt von uralter Magie. Jede Straßenecke wirkte lebendig und wandelbar, ein atemberaubendes Wechselspiel aus Licht und Schatten. Jedes noch so kleine Detail versuchte sich Boruto ins Gedächtnis einzuprägen. Instinktiv spürte er die Gefahr, aber auch die Chance, die auf seinem Weg wartete. Und weit darüber hinaus. Boruto begann tiefer zu blicken, seine Sinne auszustrecken. Es roch nach ihr. Hier, wo immer er auch war. Doch sehen konnte er sie nicht. Boruto gefiel das alles ganz und gar nicht. Unwillkommene Gefühle stiegen in ihm auf, als er einen Schritt nach dem anderen machte. Auf einmal zögerte er. Dort im Schutz der Schatten. Ein paar Schritte trat er näher, ohne die Augen von der Gestalt abzuwenden.

,,Sarada ..."

Er schüttelte den Kopf und trat unerwartet noch näher. War sie das wirklich? Sein Puls begann unter der Oberfläche seiner Haut zu rasen.

,,Sarada", wiederholte er verunsichert, als die Gestalt nicht reagierte.

Allmählich hob sie den Kopf und Boruto schreckte vor dem zurück, was er zu Gesicht bekam. Es war tatsächlich Sarada, doch ihr Blick war leer und jegliches Feuer war daraus gewichen. Ihre Haut fahl, die Wangen waren eingefallen und ließen die Knochen hervortreten. Sie wirkte wie eine leere Hülle ihrer selbst. Boruto schluckte schwer, während er darum kämpfte den Schock abzuschütteln. Noch keine Silbe war über ihre Lippen gekommen. Sarada starrte Boruto einfach nur an, so als würde sie durch ihn hindurch sehen. Als würde er in ihrer Welt gar nicht existieren. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um seine Hände vom Zittern abzuhalten. Krampfhaft ballte er die Finger zu Fäusten, damit sie still blieben.

,,Was hat er dir angetan?", fragte er, bevor sein Atem zittrig entwich.

,,Er?", wiederholte sie, als wüsste sie nicht von wem er sprach.

Sie neigte ein wenig ihren Kopf und starrte ihn mit diesen beängstigenden, fremden Augen an.

,,Madara", half Boruto ihr auf die Sprünge, was Sarada ein bitter klingendes Lachen entlockte.

Sarada erhob sich und bewegte sich auf Boruto zu.

,,Madara hat gar nichts getan. Es ist das Erbe der Uchiha, das mich langsam vergiftet. Die Rache. Das Blut. Der Hass. Die Dunkelheit."

Sie blieb vor ihm stehen. Ihr Blick war kälter als Eis. Das war doch nicht Sarada.

,,Was suchst du hier?"

,,Ich möchte dir helfen. Ich möchte dich ..."

,,Retten", beendete Sarada den Satz schroff.

Unwillkürlich streckte sie ihre Fingerspitze aus, um seine Brust zu berühren.

,,Ich brauche nicht gerettet zu werden, denn ich bin längst verloren."

Boruto packte ihr Handgelenk und sah ihr eindringlich in die Augen.

,,Das kannst du deinen Eltern erklären."

Ihre Augen weiteten sich.

,,Nein, er darf nicht hierher kommen."

,,Dein Vater?"

Sie neigte den Kopf zu einem Nicken.

,,Sag mir warum."

Plötzlich wandte sich Sarada ab, wobei sie sich auf die Unterlippe biss. Boruto würde es nicht verstehen, schließlich ging es um ihre Familie, um ihr Erbe. Allmählich wandte sie sich ihm wieder zu.

,,Bitte Boruto halte ihn auf", flehte sie.

In den dunklen Seen ihrer Augen lag so viel Trauer, dass Boruto nicht umhinkam seine Hand auszustrecken, um mit seiner Handfläche ihre Wange zu berühren. Die Berührung ließ Sarada die Lider niederschlagen.

If you do Right/ Naruto FF Part Vier Where stories live. Discover now