Kapitel 10

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Mirey

Warme Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht und langsam wachte ich auf. Gähnend streckte ich mich in alle Himmelsrichtungen und merkte das er nicht neben mir lag, wahrscheinlich hab ich mal wieder zu lange geschlafen. Nachdem ich ein paar Minuten einfach an die Decke gestarrt habe, ging die Tür auf. Alessio kam rein und sein Anblick beunruhigte mich, er sah wieder so angespannt aus. „Mach dich fertig" mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was? Ich verdrehte die Augen „Guten Morgen Alessio" sagte ich genervt „hör auf die Augen zu verdrehen und jetzt los" warum war er auf einmal so kalt? Ich machte mich schnell fertig und zog mir ein langes Sommerkleid an. „Bin fertig" sagte ich kleinlaut und schaute ihn an, er nahm meine Hand und ging mit mir die Treppen hinunter. Wo will er jetzt hin? Kurz vor dem Büro stoppte er „Mirey, Du musst mir glauben es tut mir so unglaublich Leid, ich möchte das auch nicht. Aber du musst machen was er sagt! Bitte" er schaute mich so verzweifelt und traurig an und mein Herz klopfte laut an meine Brust. Lange hatte ich nicht so eine Angst, was ist denn nun los? Wie traten ins Büro und dort saß ein Mann Mitte 50, er so so böse aus, so kalt.
„Mirey, Mirey, Mirey es ist so schön dich endlich zu sehen. Du siehst deiner Mutter so ähnlich mein kleines. Es ist so schade dass sie nicht mehr unter uns ist" wovon redet der, ich merkte wie Alessio meine Hand immer fester drückte. „Dein Vater wird dass hier garnicht gerne sehen, wie du hier mit deinem baldigen Ehemann und Schwiegervater an einem Tisch sitzt meine hübsche, unschuldige Mirey" sagte er in einem hinterhältigen Ton „was?" krächzte ich raus. „Du wirst meinem Sohn in ein paar Tagen heiraten" ich suchte Zuflucht in seinem Blick, doch er wusste es, diese Reue in seinen Augen, er wusste es. Ich bekam keine Luft, ich hörte nichts mehr und begann am ganzen Körper zu schwitzen.

Gegen die Tür gelehnt, weinte ich in mich hinein. Wie konnte er mir so etwas antun? Ich würde für immer an ihn gebunden sein, ich werde zwangsverheiratet. Der Druck in meiner Brust breitete sich immer mehr aus und ich bewegte mich kein Stück.

Nach gefühlten Stunden beruhigte ich mich und konnte wieder ein klaren Gedanken fassen. Ich muss hier weg! Schnell lief ich auf den Balkon. Er war ca 2 Meter hoch, hier könnte ich runter springen und dann über den großen Baum über die Mauer, die Chance war so klein, aber ich musste sie nutzen. Niemals könnte ich so leben. Ich hörte noch wie er an die Tür klopfte und mich bat ihn rein zu lassen, dann sprang ich. Autsch, das war mein Knöchel. Ich rannte so schnell ich konnte zum Baum und kletterte auf ihn hinauf und da war ich über der Mauer. Der erste Schritt zur Freiheit, wo sollte ich hin. Ich war nur ein paar Wochen bei ihm, aber er war mir so wichtig geworden. Zumindest der Alessio den ich glaubte zu kennen.alles nur gespielt um sich an meinem Vater zu rechen, aber für was? Wer war mein Vater und was hatte er getan?

Alessio

„Mirey, bitte lass mich zu dir. Ich muss dir das erklären, bitte" Ich bat nie um etwas, ich bekam alles was ich wollte. Aber bei ihr war es anders, bei ihr empfand ich mehr als nur Hass.

Ich hörte kein Weinen mehr „Ich mach jetzt die Tür auf Mirey, geh bitte weg damit ich dir nicht weh tue". Mit der Schulter rannte ich gegen die Tür und sie sprang auf. Ich schaute mich im Zimmer um, aber weder im Bad noch im Ankleidezimmer war sie. „ Scheiße Scheiße Scheiße" schrie ich. Sie ist abgehauen! Wenn er sie vor mir findet wird er sie umbringen ohne auch nur mit der Wimper zu Zucken. Ich wählte die Nummer meines Bruders „Bro du musst mir helfen, sie weiß es, sie ist abgehauen. Komm her und bring Via, Rául und Vivi mit!" meine Geschwister und ich hatten seit dem Tod unserer Mutter nicht mehr viel Kontakt aber ich weiß sie würden mir helfen. 20 Minuten später waren sie da und wir stiegen schnell ins Auto und fuhren den Weg entlang der am wahrscheinlichsten war.

Mirey

Ich rannte jetzt schon über 30 Minuten den Berg runter, die Polizei konnte ich vergessen. In dieser Stadt waren sie alle korrupt, ich musste in die Stadt wo viel Menschen sind. Nach weiter 10 Minuten hörte ich ein Auto hinter mir und sprang sofort ins Gebüsch, es war nicht er. Puh.

Schon seit Stunden irre ich durch den Wald, ich hatte mich verlaufen. Nachdem ich mich entschlossen hatte, dass es auf den Straßen nicht sicher war, ging ich in den Wald, hier würden sie mich nicht finden. Aber es ist so kalt hier und mein Magen knurrt. Mein Knöchel schmerzte immer mehr und lief langsam aber sicher blau an. Ich muss mich ausruhen, müde lehnte ich mich an einen Baum. Mittlerweile war es schon dunkel, wahrscheinlich geht die Sonne bald wieder auf. Binnen Sekunden schlief ich ein.

Alessio

Seit Stunden liefen wir durch den Wald, die anderen fahren die Straßen ab, doch meine Schwester Vivi meinte wir sollten auch im Wald gucken. Mit ihr hatte ich am meisten Kontakt und daher hab ich auch oft mit ihr über Mirey gesprochen. Langsam wurde es wieder hell, meine Gedanken kreisten sich die ganze Zeit um sie. Geht es ihr gut? Ist sie verletzt? Werd ich mich je wieder in ihren Augen verlieren, die so viel mehr wert waren als all das was ich je in meinen Händen hatte?

Ja, ich hab sie damals nur zu mir geholt, weil mein Vater es so wollte. Ich wollte mich genauso an ihrem Vater rächen, weil ich die Wahrheit nicht kannte. Ich dachte er war für den Tod meiner Mutter verantwortlich und wollte ihm auch etwas wichtiges nehmen und seine Tochter in meiner Gewalt zu haben würde für ihn das Ende sein. Doch jetzt möchte ich sie bei mir haben weil sie mein sein soll, sie soll die Mutter meiner Kinder sein, sie soll neben mir aufwachen, sie soll meine Hand halten wenn ich es brauche und das gleiche möchte ich für sie sein. Ich weiß nicht ob ich mich in sie verliebt habe, aber ich weiß das sie mein Herz hat und ich es nie wieder aus ihren Händen nehmen möchte. Wenn sie es nicht hat, dann soll es keiner haben .

Alessio, schau" flüsterte mir Vivi ins Ohr und zeigte zu einer großen Eiche unter der meine Mirey lag. Eingerollt schlief sie da, so friedlich, wenn sie mich sieht wird sie wieder weg laufen. Knack.

Mirey

Ich schreckte auf und sah ihn. Ich sah diese blauen Augen in denen ich ertrunken bin. Nach denen ich mich aber auch so sehnte. „ Il mio cuore, bitte lauf nicht weg. Ich muss mit dir reden, bitte" mein Herz nannte er mich, ich darf das nicht zulassen.  Ich sprang auf und rannte. Sekunden später spürte ich kräftige Hände um meiner Hüfte, die mich zu ihm drehten. Er drückte mich fest an ihn heran und hielt mich fest. Ich strampelte und schrie „Lass mich los, ich kann das nicht. Tu mir das nicht an. Ich weiß nicht was mein Vater dir getan hat aber ich kann da doch nicht für! Ich kenne ihn doch noch nicht einmal!" schrie ich verzweifelt und die Tränen rollten wie ein Wasserfall meine Wangen herunter. „Er wird dich umbringen. Mein Vater hat gesagt er wird dich umbringen Mirey!" schrie er mich an. Was? Ich bewegte mich nicht mehr sondern sackte in mir zusammen und weinte als ob es kein Morgen gebe. Er nahm mich noch fester in den Arm und streichte mir über den Kopf. Er versuchte mich zu beruhigen und er schaffte es. Ich hörte auf zu schluchzen und schaute hoch zu ihm.

Alessio

Eine Riesen Last viel von mir ab, als ich wieder in ihre Augen schauen durfte. Sie schaute mich an und sagte dann das womit ich am wenigsten gerechnet hatte „ok" sie stimmte der Hochzeit zu, jetzt konnte ich für ihre Sicherheit sorgen, mein Vater konnte ihr nichts mehr antuen. Mit ihr im Arm stand ich auf und wir liefen zurück zur Straße wo meine Geschwister schon auf uns warteten. Ich setzte mich mit ihr auf die Rückbank, mittlerweile war sie wieder eingeschlafen. Alle guckten sie an
„Sie schaut so unschuldig und rein aus Bruderherz" sagte meine jüngste Schwester und alle nickten, einschließlich mir. Sie war so unschuldig obwohl sie schon so viele Verluste überstehen musste. Mein Engel.

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