Hilferuf (1/4)

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Die Person die mir eine ungefähre Vorstellung des Wunsches geschickt hat, möchte anonym bleiben.
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Sicht von Philipp

Es war ein warmer Frühlingstag. Ich war zuhause und chattete mit Freunden. Irgendwann lief ich zum Kühlschrank, um mir etwas zu trinken zu holen. An der Kühlschrank erblickte ich eine Foto- Collage mit Fotos von Thomas und mir. Mir kam die Idee, dass ich ihn anrufen könnte. Schliesslich hatten wir die letzten Tage nur im Dienst Kontakt. Also wählte ich seine Nummer. Niemand ging dran. Ich schickte ihm eine Nachricht.

Warum gehst du nicht an dein Handy? Ist dein Akku mal wieder leer? Bitte antworte. Ich wollte fragen ob wir zusammen Eis essen oder sowas machen wollen.

Seufzend legte ich mein Handy weg und öffnete den Kühlschrank. Drinnen war eine grosse Auswahl von verschiedensten Getränken. Ich entschied mich für eine Cola. Erwartungsvoll, auf das kalte Getränk, öffnete ich es und setzte mich zurück auf das Sofa.

30 Minuten später:
Ein leises pling! ertönte. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Es war eine von Thomas.

Hilfe ich we

Ich musste die Nachricht dreimal lesen. Dann löste ich mich aus dem Schrecken und standruckartig auf. Wie ferngesteuert wählte ich die Nummer meines besten Freundes. Nach einiger Zeit hörte ich ein Knacken in der Leitung. „Hallo?" fragte ich in mein Handy. Jetzt hörte ich ein Keuchen und rennende Schritte am anderen Ende. „So ein Typ..." Mehr hörte ich nicht. Die Verbindung brach ab. Ich atmete tief durch und schloss die Telefon- App. Dann wechselte ich auf die Ortungs- App. Ich suchte nach dem Standort von Thomas. Ein schwaches Signal, welches immer wieder verschwand und auftauchte, war zu erkennen. Ich versuchte die Panik zurückzuhalten und ging zur Tür. Während ich die Schuhe anzog, erkannte ich wo das Signal war. Es war eine kleine Nebengasse. Der einzige Grund warum ich die Gasse kannte, war dass ich vor langer Zeit dort mal einen Einsatz hatte. Ich zögerte eine Sekunde. Man sollte eigentlich die Polizei rufen, nicht selber hingehen. Ich verdrückte das Gefühl und schnappte mir den Autoschlüssel. Ich rannte zum Auto und gab die Gasse ins Navi ein. Das Ergebnis tauchte innerhalb weniger Sekunden auf. Auf der Fahrt dorthin, zwang ich mich dazu, mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Bei der Gasse angekommen, liess ich  ein Auto einfach stehen. Aber ich schloss es ab. Es war eine Gasse wie in einem alten Krimi. Alle Häuser waren heruntergekommen und einige hatten keine Fenster mehr. Ich zückte wieder mein Handy. Thomas' Standort war gleich wie vorhin. Der rote Punkt verschwand und tauchte wieder auf. Er musste also in einem diesen Häusern sein. Dann vibrierte mein Handy. Es war ein Anruf von meinem Freund. Ich tippte auf das grüne Telefon- Symbol. „Hallo, Thomas?" fragte ich in mein Handy. „Philipp? Du musst..." Wieder brach das Gespräch ab. Ich spürte wie ich zitterte. Ich zoomte auf dem Bildschirm näher ran. Der Standort war ungefähr fünf Häuser von mir entfernt. Ich lief dorthin und rief meinen Freund währenddessen nochmals an. Es ging niemand mehr ran. Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch hinter mir. Auf alles vorbereitet drehte ich mich um. Es war nur eine Katze. Sie maunzte leise. Ich bückte mich zu ihr runter. An ihrem Halsband war etwas, was wie ein zusammengerollter Zettel aussah. Langsam streckte ich die Hand aus und nahm ihr vorsichtig den Zettel ab. Ich rollte ihn auf und erschrak. Das war eindeutig die Handschrift meines Freundes.

blau haus keller , verfolge Auto

Erschrocken und ruckartig stand ich auf. Die Katze wich zurück. Der Text sah so aus, als ob er unter Zeitdruck geschrieben wurde. „Danke kleine Katze!" raunte ich. Die Katze setzte sich hin und starrte mich an. Aber etwas war merkwürdig. Thomas hatte die Katze losgeschickt. Sie kam von hinten an mich ran. Aber sein Standort war vor mir. Also lief ich zügigen Schritten noch etwas weiter, bis ich genau dort stand, wo der rote Punkt auf dem Handydisplay war. Ich sah mich um. Auf dem Boden lag ein Handy. Ich bückte mich runter und erkannte es als das meines Freundes. „Oh nein!" dachte ich. „Thomas hat sein Handy nicht mehr. Das heisst ich kann ihn weder anrufen, noch seinen Standort finden." Ich steckte mir das Handy meines Freundes in die Hosentasche und sah wieder auf den Zettel, den ich noch in der Hand hielt. Nachdenklich las ich ihn nochmals durch. Blau Haus Keller. Ich trat in die Mitte der Gasse und sah mich um. Ein blaues Haus? Ich erblickte eines. Ich war vorhin daran vorbei gelaufen. Es war eines ganz am Rand. In der Nähe meines Autos. Ich rannte möglichst ohne Geräusche dahin. Es war ein altes Haus. Die blaue Farbe an der Fassade blätterte teilweise ab. Es gab keine Haustür mehr. Ich war mir ganz sicher dass dort niemand mehr wohnte. Meine Vernunft schrie, ich soll weggehen und die Polizei rufen. Doch ich ignoriere es und trat langsam in den Flur. Eine Treppe links von mir führte unter die Erde. Mir fiel das Wort auf dem Zettel wieder ein. Keller. Also stieg ich zitternd die Treppe hinunter. Stufe für Stufe wurde es immer dunkler. Also schaltete ich die Handy- Taschenlampe ein. Unten erwarteten mich mehrere Räume. In der Hoffnung, dass sich dort irgendwo mein Freund befand, lief ich vorsichtig auf die erste Tür zu. Sie war einen spaltbreit offen. Ich schob sie langsam auf und leuchtet mit dem Handy in den völlig dunklen Raum. Er war komplett leer. Das einzige was es dort gab, waren Spinnennetze, Spinnen und eine Menge Staub. Ich ging zur nächsten Tür. Mir war nicht so wohl bei der Sache. Was würde mich hier in diesem Geisterhaus erwarten? Die zweite Tür war geschlossen, aber nicht abgeschlossen. Ich öffnete sie und leuchtete hinein. Bis auf zwei alte Holzstühle, Staub, Spinnen und Spinnennetze war nichts drinnen. Es blieben noch zwei Räume übrig. Ich ging zur dritten Tür. Sie war wieder einen spaltbreit offen. Mein Blick fiel auf die Türklinke. Ich erschrak. Dort war etwas Blut. Auf alles vorbereitet öffnete ich die Tür. Auf dem Boden war noch mehr Blut. Doch es gab nichts in dem Raum wie der übliche Staub, die Spinnen und ihre Netze. Ich spürte wie meine Angst grösser wurde. Und ich hatte das Gefühl dass ich nicht alleine war. Aber dann erblickte ich im hinteren Teil des Raumes etwas was auf dem Boden lag. Ich nahm meinen Mut zusammen und schritt hinein. Ich erkannte den auf dem Boden liegenden Gegenstand als Jacke. Beim genaueren Betrachten erkannte ich, dass es Thomas' Jacke war. Nervös hob ich sie hoch und verliess den Raum voller Sorge wieder. Ich drehte  mich zur letzten Tür. Sie war halb offen. Ich erschrak und war froh dass ich noch keinen Mucks gemacht hatte. Es flackerte ein schwaches Licht in diesem Raum. Drinnen hörte man ein leises Geräusch. Ich atmete tief durch und hoffte dass es von Thomas kam. Vorsichtig kniete ich mich auf den Boden und kroch bis zum Türrahmen. Ich sah in den Raum. Er war tatsächlich eingerichtet. Allerdings nur aus einem alten Holz- Schreibtisch, wie man sie aus Piratenfilmen kannte. In der hinteren Ecke war etwas, was mich erstarren liess. War es eine Schlange? Nein. Es war ein Seil. Und dann erschrak ich heftig. Am Schreibtisch sass jemand. Es war ein Mann. Ein halb vermummter Mann. Zum Glück hatte er mich noch nicht gesehen. Ich zog mich schnell  zurück und schlich so schnell und leise wie es ging die Treppe wieder hoch. Oben rannte ich aus dem alten Haus und liess mich auf den abgetretenen Asphalt fallen. In meinen zitternden Händen hielt ich verkrampft die Jacke und den Zettel. Ich las ihn nochmals. Was sollte „verfolge Auto" bedeuten? fragte ich mich. Soll ich mit meinem Auto jemandem verfolgen? Soll ich ein bestimmtes Auto verfolgen? Welches und wo war es? Mir wurde kalt und ich erlaubte mir, Thomas' Jacke anzuziehen. Dann ertönte ein Motor. Ich sprang auf und ging unauffällig nach vorne. In der Nähe meines Autos war ein weiteres Auto. „Soll ich das verfolgen?" dachte ich. Ich stimmte mir selbst zu. Also liess ich den Fahrer, welchen ich nicht erkennen konnte, den Motor starten und losfahren. Als es auf die normale Strasse einbog, rannte ich zu meinem Auto, schloss es auf, stieg ein und folgte dem schwarzen Wagen. Auf der Fahrt achtete ich darauf, dass ich genügend Abstand hielt. Denn der Fahrer hatte mein Auto ja schon in der Gasse gesehen und könnte es nun wieder erkennen. Der Wagen fuhr in eine Gegend die ich nur zu gut kannte. In eine Strasse, die ich noch besser kannte und zu einem Haus, welches wie mein zweites Zuhause war: Thomas' Haus. Ich parkte etwas von dem anderen Auto entfernt und blieb erstmal sitzen. Der Fahrer stieg aus und lief in Richtung von Thomas' Grundstück.

Thomas Schmidt und Philipp Stehling StoriesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora