In deinem Blick vor einem Sommer

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Wie es war, dich wiederzusehen?
Als hätte zu lange in die in die Unendlichkeit führenden Spiegelungen an der gewölbten Decke der Straßenbahn gesehen, in der wir zusammen saßen, ich, den Blick ausgeworfen, ihn nie zurück erhalten. Den nächtlichen Blues mein Ohr geschenkt, taub taub am nächsten Morgen noch erwacht.
Wie oft du mich angesehen, wie ich mich kleide, war es wie einst vor unserer Nacht? Als erkanntest du mein Wesen in dem, das ich an mir trage.
Deine Augen auf meinen, in deinem Blick ein letzter Sommertag, lebendig und herb. Du bist aufziehendes Gewitter, du bist die flimmernde Elektrizität in der Luft, die meine Nerven in sich spaltet - nur eine Berührung - meinen Geist in sich selbst zerstört.
Du bist das Bild auf meinem Nachttisch, das selbst in tiefster Dunkelheit nach dem Erwachen aus schlimmsten Traume ich erkenne, zwischen sanften Fingern gehalten, wie meine Hand, die allein die bedeutungslose Bewegung der Liebhaberin auf deiner Schulter zum Abschied malt, um erst dann vollendens zu verstummen - ein letzter Blick - sag mir, liebst du sie wirklich und was ist das dann zwischen uns? Sie kann schöner sein als ich, klüger, witziger, doch hat sich dir die Art geprägt, wie sie in die Ferne sieht, wie sie die Nacht betrachtet? Ich sagte dir, du bist wie jemand, der von einer überfüllten Party auf einen Balkon zu mir getreten - in goldenem Licht unsere goldenen Augenpaare, wir sind zwei Glühwürmchen, die schwankend durch die Nachtluft irren, bis wir beisammen sind, dann sind wir gefunden - verlässt mich nach einer Zigarette voll Schweigen und kehrst zurück zur Partygesellschaft, du wirst vermisst. Du kehrst zu ihr zurück und das letzte, das ich von dir sehe, ist dein Rücken, ihr warmes Lächeln, die zierlichen Arme, die sich um dich schließen, um den, der aus der Kälte in die Wärme kam.

Briefe an Unbekannt Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ