Kapitel 28

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Verwirrt starrte ich auf den dunklen Display meines Handys. Alans Verhalten bereitete mir eindeutig Sorgen und ich beschloss, Jake davon zu erzählen, sobald er aufwachte.
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, machte ich mich wieder daran, unser Abendessen zuzubereiten. Anschließend schnappte ich mir ein Buch und machte es mir auf dem Sofa gemütlich. Auch wenn ich gerne wieder nach nebenan zu Jake gegangen wäre, er brauchte seine Ruhe und auch mir konnten ein paar Minuten Zeit für mich nicht schaden. Die letzten 24 Stunden waren aufregend gewesen und wenn ich daran dachte, dass Jake erst gestern Abend hier aufgetaucht war, kam mir das Ganze noch unwirklicher vor. Ich schob den Gedanken beiseite und schlug mein Buch auf. Doch so sehr ich es auch versuchte, mich auf die Worte vor mir zu konzentrieren, es klappte nicht. Frustriert schlug ich es wieder zu und warf es ans andere Ende des Sofas. Das Telefonat mit Alan ließ mir einfach keine Ruhe mehr. Irgendetwas sagte mir, dass er etwas wusste, doch was? Hatte er herausgefunden, dass Jake wieder in Duskwood war und wollte anhand meiner Reaktion herausfinden, ob er sich bei mir versteckte? Ich kannte Alan mittlerweile relativ gut und war mir eigentlich ziemlich sicher, dass er so niemals vorgehen würde. Ich vertraute ihm, immerhin hätte er mich nach allem was passiert war wegen einiger Straftaten belangen können, hatte es aber nicht getan. Auch als er Jake in der Mine vermutet hatte, hatte er dem FBI seine Vermutung verschwiegen, obwohl diese bereits vor Ort waren. Was auch immer Alan mit seinem Anruf bezwecken wollte, er schien nichts diesbezüglich unternehmen zu wollen, da war ich mir vorerst sicher.

Jake schlief länger als ich es erwartet hätte und so kam es, dass wir erst nach 22 Uhr aßen. Er sah erholter aus und wirkte weniger gestresst, was ich als gutes Zeichen deutete.
Ich befüllte unsere Teller und setzte mich zu ihm. Schweigend begannen wir zu essen. Wir hatten noch nicht viel miteinander geredet, seit er aufgewacht war und ich wusste nicht recht, wie ich ihm am Besten von meiner Vermutung erzählen sollte, also entschied ich mich für kurz und schmerzlos. Immerhin würde er vermutlich am Ehesten einschätzen können, ob wir uns Sorgen machen mussten.
"Ich glaube, irgendetwas stimmt nicht, Jake". Augenblicklich hielt er in seiner Bewegung inne und sah mich aufmerksam an. Ich konnte förmlich dabei zusehen, wie die Anspannung zurück in seinen Körper drang und besitz von ihm nahm. "Was meinst du damit?", fragte er ruhig, doch seine Stimme war zu sachlich und verriet, dass er in Alarmbereitschaft war.
"Ich habe vorhin einen seltsamen Anruf von Alan Bloomgate erhalten", fuhr ich fort. "Zuerst wollte er mit mir über Richy sprechen, weswegen ich mir zunächst nichts dabei dachte, doch dann verhielt er sich plötzlich seltsam. Er wollte wissen, wie es mir geht und ob es vielleicht irgendetwas gibt, worüber ich mit ihm sprechen wolle". Jake schien sich etwas zu entspannen, sagte jedoch nichts, weshalb ich weitersprach. "Irgendwas an seinem Verhalten beunruhigt mich Jake, es war als wüsste er, dass du hier bist". Jake runzelte die Stirn, reagierte aber ansonsten nicht annähernd so, wie ich es erwartet hätte. Ich hätte gedacht, er würde sofort aufspringen und zu seinem Laptop laufen oder im schlimmsten Fall sogar die Flucht ergreifen, stattdessen führte er seine Gabel an seinen Mund und kaute, bevor er mir antwortete, "Ich denke nicht, dass er Verdacht schöpft. Bisher deutet nichts darauf hin, dass ich hier bin, also mach dir bitte keine Sorgen". Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, doch ich starrte ihn fassungslos an. "Nein Jake, irgendetwas stimmt nicht, glaub mir", wiederholte ich, doch er ließ sich davon nicht beirren. Erst als er unsere leeren Teller nahm und an mir vorbei in die Küche ging, traf mich die Erkenntnis wie ein Blitz. Sofort stand ich auf und ging auf ihn zu.
"Was verheimlichst du mir?", stellte ich ihn zur Rede, die Hände ich die Hüften gestemmt. Er räumte gerade unser Geschirr in die Spülmaschine, dann drehte er sich zu mir um und sah mich mit großen Augen an. "Ich weiß, dass du nicht ehrlich zu mir bist, andernfalls hättest du gerade niemals so reagiert", führte ich meinen Vorwurf weiter aus und sah ihn fordernd an. Jake seufzte bevor er seine Worte mit Bedacht wählte. "Hör mal, ich kann dir bloß sagen, dass du dir in Bezug auf Alan wirklich keine Sorgen machen musst, Y/N", sagte er sanft und kam einen Schritt auf mich zu. Vorsichtig nahm er meine Hand und drückte sie leicht, doch ich entzog sie ihm wieder. "Tja, zu dumm, dass ich dachte, wir wären weit darüber hinaus, einander Dinge zu verheimlichen", erwiderte ich traurig, während ich nickte und die Tränen der Enttäuschung, die sich in meinen Augenwinkeln bildeten wegblinzelte. Dann drehte ich mich um und ging nach nebenan ins Schlafzimmer. Jake folgte mir nicht, denn er kannte mich mittlerweile gut genug, um zu wissen, wann mir alles zu viel wurde.
Ich zog mir Shorts und ein T-Shirt an, ehe ich ins Badezimmer ging. Dort spritze ich mir kühles Wasser ins Gesicht und putze mir die Zähne. Es tat weh, dass Jake noch immer Geheimnisse hatte, doch ich wusste auch, dass er es vermutlich tat, um mich und uns zu schützen.

Duskwood - The things we lost in the fire Where stories live. Discover now