„Hey Y/n! Ich sehe du hast dich schon eingelebt?", fragt Charles mit einem Lächeln, am Anfang des zweiten Monats in dem du an seiner Schule warst.Er hatte dich gerade nach Ende des Unterrichts abgefangen. Er wollte unbedingt mit dir reden, nur wolltest du das nicht.
Um genauer zu sein, redest du kaum mit irgendjemandem hier. Alle starren dich an, flüstern und zeigen auf dich, wenn du einen Gang entlang läufst oder in eines der Klassenzimmer kommst. „Mhm", gibst du murmelnd von dir und zwingst deine Füße sich schneller fortzubewegen.
Charles kann ohne Probleme mit dir mithalten, bemerkt jedoch deine abweisende Haltung ihm und anderen gegenüber. Weil er dir nicht das Gefühl geben will, dass du weglaufen musst, hält er dich kurzerhand am Oberarm mit einem sanften, wenn auch festen Griff fest und bringt dich zum stoppen.
Erschrocken schaust du erst auf seine Hand an deinem Oberarm und dann zu ihm nach oben. Deine Augen sind vor Schreck geweitet. Er zieht sofort seine Hand zurück, als er deine defensive Haltung bemerkt.
„Ich weiß, wie schwierig es sein kann, sich zu intrigieren, aber zum Akzeptieren deiner Fähigkeiten gehört nun einmal auch, dass du Freundschaften schließt", Charles lächelt aufmunternd, du schaust jedoch nur beschämt auf den Boden.
Es ist nicht so, dass du nicht gern Freunde hättest, allerdings scheint es so, dass sich keiner mit dir anfreunden will.
„Du solltest nicht immer auf andere warten. Statt, dass du darauf wartest, dass andere den ersten Schritt machen, solltest du ihn vielleicht machen.", mit diesem Satz überlässt Charles dich wieder deinen eigenen Gedanken.
Kurz überlegst du und versuchst Szenarien in deinem Kopf durchzugehen, wie sowas ablaufen könnte. Dann seufzt du kopf schüttelnd und begibst dich zu deinem Zimmer, welches keiner mit dir teilen wollte.
***
Am Nachmittag des nächsten Tages stehst du unschlüssig mitten in der Cafeteria und suchst mach einem freien, vorzugsweise leeren, Tisch.
Freundesgruppen sitzen um dich herum. Lachen. Reden und Tuscheln. Manche beäugen dich mit Misstrauen und stellen ihre Taschen dann auf den freien Platz am Tisch.
Andere wiederum beachten dich nicht einmal, auch, wenn du versuchst zu fragen, ob der Platz schon besetzt ist. Seufzend stellst du dein Tablet in den Container für leere Tablets und verlässt die Cafeteria unter mitleidigen Blicken der Köchin.
***
Die nächsten Tagen verlaufen ziemlich ähnlich.
Allein aufwachen. Allein zum Unterricht und dann versuchen eine Sitzplatz zum Essen zu finden. Keiner hatte bisher auch nur Anstalten gemacht auf dich zuzugehen, also warum solltest du das tun?
Stumm begibst du dich mit dem Tablet nach außerhalb der Cafeteria und setzt dich auf eine der Treppenstufen, die nach oben führen.
Es ist so still im Eingangsflur, man könnte selbst das noch so leiseste Flüstern hören.
Jetzt, wo du wirklich ganz allein da sitzt, auf der Treppenstufe aus knarrendem dunklen Holz, hast du plötzlich gar keinen Hunger mehr.
Ein Knoten bildet sich in deinem Hals und du versucht ihn zu ignorieren, aber je länger du das Essen vor die anstarrst, desto weniger willst du es essen. „Du solltest das essen, bevor es kalt wird", Charles setzt sich lächelnd neben dich.
Du hattest die Tränen nicht einmal bemerkt, die dir über die Wangen laufen, bis du dunkle tropfen Flecken auf deinem Oberteil bemerkst. Schnell wischst du sie mit deinem Ärmel weg.
„Ich hab nicht wirklich hunger", murmelst du und stellst das Tablet auf die Stufe vor der, auf der deine Füße stehen.
Charles Lächeln verschwindet, als er den sehnsüchtigen Blick in Richtung Cafeteria Türen bemerkt. Du hättest gerne Freunde, ja das schon, aber warum ist es so schwer, welche zu finden?
„Manchmal brauchen Dinge Zeit, Y/n. Die anderen Schüler müssen sich erst an dich gewöhnen. Ich bin mir sicher, wenn du erst einmal eine Zeit hier bist, wirst du schnell Freunde finden", damit steht Charles auf.
„Und wie lange soll das dauern? Soll ich bis dahin, meine ganze Zeit hier allein und in Einsamkeit verbringen?", gibst du beleidigt von dir und klingst alles andere als ruhig.
Charles seufzt. „Ich hab nicht auf alles eine Antwort, Y/n", er hört sich in seinem Stolz verlässt an, als er sich umdreht und dich allein lässt. Schon wieder.
Du gibst zu, dass es härter geklungen hat, als du gedacht hattest. Wahrscheinlich war das deine einzige Chance überhaupt mit jemandem reden zu können.
Wütend schmeißt du das Tablet in den Mülleimer außerhalb der Cafeteria und rennst in den großen Garten der Schule.
Deine Hände beginnen zu schwitzen und deine Sicht verschwimmt vor Tränen. Es fühlt sich an, als würden deine Handschuhe sich enger zusammen schüren.
Dein Atem beginnt schneller zu werden, als du weinend auf die Knie sinkst und das nasse Grass wahrscheinlich grüne Flecken an deiner Hose hinterlassen wird.
Wie von selbst lösen sich deine Handschuhe von deinen Händen. Dessen unbewusst stützen sich deine Hände auf das Gras.
Wie eine Welle, beginnen Pflanzen zu verwelken.
Das Grad beginnt zu trocken und gelb anzulaufen. Statuen zerbrechen und werden von Rissen geziert. Mauern brechen ein. Der Teich trocknet aus. Die Bäume verlieren ihre Blätter und sterben ab.
„Schaut mal da draußen!", ruft ein Schüler geschockt und zeigt auf den nun zerstörten Garten.
Eine Masse an Schülern strömt nach draußen in den Hinterhof, um das Schauspiel zu betrachten.
Erschrocken von dem Ausruf des Schülers, öffnest du deine Augen und dein Atem stockt geschockt. Deine Augen richten sich auf den von dir verursachten Schaden.
Dein Kopf beginnt sich plötzlich schwer zu fühlen, deine Hände beginnen zu zittern. Kalter Schweiß rinnt über deine Stirn. Die salzige Flüssigkeit läuft an deinen Schläfen entlang.
„I-Ich", beginnst du, doch brichst im nächsten Moment auf dem ausgetrockneten Gras zusammen. Deine Augen schließen sich, während dein Körper zur Seite fällt.
„Y/n!", die Stimme von Charles bricht durch die Masse an Schülern und sie gehen zu Seite, bilden einen Gang für den Schulleiter und Lehrer.
„Y/n", Charles Stimme ist nun nicht einmal mehr ein flüstern. Nur ein sanftes Hauchen im tosenden Wind.
Charles rennt zu dir und kniet sich neben dich, zitternd bewegen sich seine Hände an deinen Hals, tasten nach einem Puls, doch da ist keiner. „Komm schon, Y/n.", flüstert er verzweifelt und versucht beinahe schon panisch dich wieder zu beleben.
Am Ende waren es deine eigenen Fähigkeiten, die dich letztendlich selber umbrachten und nicht die Einsamkeit.
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𝐋𝐢𝐟𝐞𝐥𝐢𝐧𝐞 || 𝖭𝗈 𝖳𝗂𝗆𝖾 𝗍𝗈 𝖽𝗂𝖾
Short Story------------------------------------ 𝑨𝒗𝒆𝒏𝒈𝒆𝒓𝒔 𝒉𝒂𝒃𝒆𝒏 𝒌𝒆𝒊𝒏𝒆 𝒁𝒆𝒊𝒕 𝒛𝒖 𝒔𝒕𝒆𝒓𝒃𝒆𝒏. 𝑺𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒏𝒅 𝒅𝒂𝒎𝒊𝒕 𝒃𝒆𝒔𝒄𝒉𝒂̈𝒇𝒕𝒊𝒈𝒕 𝑳𝒆𝒃𝒆𝒏 𝒛𝒖 𝒓𝒆𝒕𝒕𝒆𝒏. ------------------------------------ Ein Imagine und One Shot...