Kapitel 10 | Ashton

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Frustration hing wie eine dunkle Wolke bedrohlich über Ashtons Kopf. Achtlos ließ er den Wohnungsschlüssel auf die marmorierte Küchentheke fallen, bevor die Kühlschranktür aufriss. Seine eisblauen Augen scannen die Fächer nach dem Champagner ab, von dem er schwören könnte, ihn vor einigen Tagen drapiert zu haben. Für einen Moment wie diesen, in dem er die Sorgen einfach nur ertränken wollte.

Eigentlich war dies bereits sein Plan für das Treffen mit Erin geplant. Entgegen seiner Hoffnung hatte dieses nicht den Geschmack von herbem Alkohol und leichte Orientierungslosigkeit bei ihm hinterlassen, sondern den bitteren Geschmack der Wahrheit.

Sie hatten sich noch eine Weile über Erins neue Rolle unterhalten, nachdem es Ashton gelungen war, vom Thema Parker wieder wegzukommen, auf das er Erin ursprünglich selbst angesetzt hatte. Doch obwohl ihm Erin lebhaft vom Inhalt des Filmes vor schwärmte, der Ashton für gewöhnlich auf ähnliche Weise mitgerissen hatte, bekam Ashton seine Worte nicht mehr aus dem Kopf.

'Dein Ego ist verletzt, weil du Parker nicht so einfach um deinen Finger wickeln kannst wie die Frauen, die du sonst datest. Für gewöhnlich triffst du dich mit Schauspielern, Models und allem anderen, das die Presse gut vertragen kann, wenn die Beziehung öffentlich wird. Diese Frauen gewinnen irgendwas, egal ob die Beziehung zu Ende geht. Aufmerksamkeit springt dabei immer heraus. Hast du mal darüber nachgedacht, dass es möglicherweise genau das ist, was Parker nicht will?', war das Letzte, was er Erin zu dem Thema herausbringen lassen hatte, bevor Ashton es krampfhaft zu wechseln versucht hatte. Seitdem wiederholte sich Erins Erklärung in seinem Kopf.

Auf dem Weg nach Hause hatte er das Radio aufgedreht in der Hoffnung auf einen nervigen Song, dessen hartnäckiger Ohrwurm Erins Worte ablöste. Doch es war vergeblich. Er konnte es nicht einfach ausblenden. Obwohl er nicht bereit war, all das einzusehen, was Erin gesagt hatte, lag er mit einer Sache richtig. Es nagte an Ashtons Ego.

Als ihm der Champagner in die Hände fiel, schlug er die Kühlschranktür fester als beabsichtigt zu und verursachte damit ein Klirren. Dem schenkte er jedoch keine Aufmerksamkeit. Stattdessen wandte er sich zur Seite, nahm ein Glas aus dem Schrank und ließ sich auf einen der Barhocker fallen, die er vor der Kücheninsel drapiert hatte und normalerweise selten Anwendung fanden. Geübt entkorkte er die Flasche und begann, die prickelnde Flüssigkeit in sein Glas zu gießen.

Dabei fiel sein Blick aus dem bodentiefen Fenster zu einer Linken, das ihm den Blick auf die nächtliche Skyline erlaubte. Früher hatte er beim Anblick des Lichtermeers, das die Dunkelheit zerriss, gestaunt und minutenlang, wie von dem Schauspiel gebannt, am Fenster gestanden. Es war eines von vielen Dingen gewesen, das ihn in den ersten Wochen in New York staunen ließ. Mittlerweile waren diese Erinnerungen in den Hintergrund getreten. Verwischt von der Zeit und gemischt mit Ärgernissen und Problemen. Trotzdem wusste er, wie viel Glück er hatte.

Deshalb wirkte es für ihn wie ein Widerspruch in sich, wieso Parker das nicht wollen könnte. Erin mochte damit recht haben, dass seine bisherigen Beziehungen stets einen zusätzlichen Gewinn für beide Partner geborgen hatten. Doch wieso sollte Parker das nicht ebenfalls wollen? Vermutlich würden viele jederzeit tauschen, wenn er ihnen anbot, an seine Stelle zu treten.

Doch da war noch etwas anderes. Eine leise Stimme, die ihm zuflüsterte, dass das möglicherweise nicht das Problem war. Dass es nicht sein Leben war, das sie abschreckte, sondern er selbst. Schließlich hatte sie gesagt, dass sie einen Typen wie ihn nicht wollte und kaum hatte er die Worte Erin gegenüber wiederholt, waren auf dem Gesicht seines besten Freundes nicht wie bei Ashton selbst Fragezeichen aufgetaucht. Stattdessen hatte er sofort gewusst, was sie meinte. Dass es sein Ruf war, der sie abschreckte. Ein Ruf, an dem er seit dem Beginn seiner Karriere hart gearbeitet hatte, in der Erwartung, es würde ihn begehrenswert erscheinen lassen. In den meisten Fällen war dieser Plan aufgegangen und es war ihm leicht gefallen, jemanden für sich zu gewinnen, wenn er es wollte.

The Actors DesireWhere stories live. Discover now