Herz

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,, Die alle könnens nicht wissen,
Nur Eine kennt meinen Schmerz;
Sie hats mir ja zerrissen,
Zerrissen mir das Herz."
- Heinrich Heine

Die Jahre gingen ins Land und Hades holte wie versprochen seine Geliebte und seine Tochter wieder aus dem Hotel.
Es würde auch höchste Zeit. George, Hayleys Vater, hätte noch da bleiben wollen, doch Hayley beharrte darauf, dass sie endlich gingen.
Sie wollte ihre Tochter aufwachsen sehen.
Neela war seit Jahrzehnten jetzt auf dem Stand eines drei Monate alten Babys.

Hades brachte sie nach San Francisco. Seine Suche nach einer Alternative zu dem Schwur war erfolglos geblieben und in San Francisco selbst gab es noch andere unsterbliche Wesen, die die Anwesenheit von Neela vielleicht überlagerten.
Sie bewohnten dort eine kleine Doppelhaushälfte am Rande der Stadt.

Hayley und ihr Vater brauchten eine Zeit, um sich zurecht zu finden. Die Welt war nun eine ganz andere.
Elvis und die Beatles gab es nicht mehr. Stattdessen gab es jetzt Take That.
Die Technik war auf einem neueren Stand. Einfach war es nicht. Solange sie Hades (gegen den Willen beider) noch finanzierte, machte George eine Ausbildung zum Schweißer.
Er konnte so die Familie halbwegs über die Runden bringen, solange Hayley noch im Mutterschutz blieb.
Deshalb entsagte sie Hades' Hilfe, sobald ihr Vater seinen ersten Lohn erhalten hatte.

Als Neela älter wurde, begann Hayley, wieder als Gärtnerin auf einem Friedhof zu arbeiten. Den Job hatte sie schnell bekommen. Sie konnte gar nicht verstehen, weshalb ihn sonst keiner machen wollte. Hades konzentrierte sich wieder auf seine göttlichen Aufgaben und überließ seiner Liebsten die Erziehung ihrer Tochter.
Hayley akzeptierte das. Er hatte ihr schon so viel geholfen und ihr das Wertvollste geschenkt, was sie hatte. Neela.
Es gab keine Zwischenfälle mit Monstern. Entweder reichte Nyx' Schutz bis hin zu Neela oder es war die Ausstrahlung der anderen Wesen in San Francisco, die Neela verbargen.

Obwohl Hades nicht persönlich anwesend war, hatte er immer wieder ein Auge auf seine Geliebte und seine Tochter, falls es doch Monster schaffen würden. Doch in all der Zeit blieb es ruhig. Neela kam erst in den Kindergarten und dann in die Schule.
Sie entwickelte sich prächtig und war ihrem Alter weit voraus, was wahrscheinlich daran lag, dass sie mehr Gottheit als Mensch war.
Daraus resultierte natürlich auch zwangsweise darin, dass sie mit Gleichaltrigen schlecht zurecht kam.
Die Aura, weshalb die Sterblichen lieber nichts Hayley zu tun haben wollten, hatte sich bei Neela nur noch verstärkt.

Hayley hatte ihre kleine Tochter nicht für die Musik begeistern können. Dafür hatte diese ein großes Faible für Kostüme und Bücher.
Hayley gab ihr bestes, um ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein. Es funktionierte natürlich nicht immer, aber meistens waren beide ein Herz und eine Seele.

Zu ihrem siebten Geburtstag bekam Neela von ihrer Mutter und ihrem Großvater eine zwei Tages Reise nach San Diego zur Comic Con. Es war ihr großer Traum gewesen.
Opa George würde zuhause bleiben und die Stellung halten, während Hayley mit ihrer Tochter nach San Diego fuhr.
Die Autostrecke führte eine weite Strecke durch die Wüste und dauerte insgesamt knapp neun Stunden.
Beide genossen die Fahrt und vor allem die gemeinsame Zeit.
Neela tat ihrer Muttter den Gefallen und sang ein paar Lieder mit ihr. Hayley kam Neela entgegen und sie hörten nicht nur Opern.

Für das Mädchen war es das erste Mal, dass sie außerhalb von San Francisco war. Sie saugte die neue Welt in sich auf. Die weiten Strecken Natur, ohne Häuser oder Menschen. Nur Wüste.
Und dann San Diego, das so anders war als San Francisco.
So viele andere Menschen und dann die grandiose Comic Con.
Natürlich war Neela vorbereitet. Sobald sie gewusst hatte, hatte sie mit der Hilfe ihrer Mutter an einem Kostüm gebastelt. Seit sie im Fernsehen Avatar gesehen hatte, hatte sie sich als Katara verkleiden wollen.
Zusammen mit ihrer Mutter hatte sie aus alter Kleidung ein Kostüm genäht. Neela konnte die Stoffe in ihren Händen so verarbeiten, dass sie tatsächlich ihrer Vorstellung entsprachen. Ihre Mutter staunte regelmäßig, wie dieses zierliche Kind lebensechte Kostüme nähen konnte.

TotensängerinWhere stories live. Discover now