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Categoría

Drama/Sad
• Old times

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- dear love -

[1985 - London, an einem regnerischen Samtag Nachmittag.]

An der Scheibe flossen bereits die einzelnen Tropfen wie vereinzelte Tränen die Scheiben hinunter.
Die Spiegelung mit bloßem Auge kaum bemerkbar, aber dennoch deutlich Gestiken von mir selbst erkennbar.
Meine Hand streifte bereits die hundert zwanzigste Seite meines Romans entlang, während mein Blick noch stets an der Scheibe verweilte.
Atemberaubendes Naturspiel und unterlegt durch das leise Prasseln vom Regen, auf die Regenrinne des Dachs.
Durch die grauen Wolken wurde die Stadt in eine trübe Farbenpalette getaucht, ohne jeglichen Schein von Leben.
Mir entwisch ein leiser Seufzer und mein Kopf neigte sich nun wieder hinab zu meinen Zeilen.
Als Ablenkung nahm ich es mir vor.
Das Buch sorgte dennoch nicht für die erhoffte Ablenkung, die ich mir ausgemalt hatte.
Stattdessen schweifen meine Gedanken stets zu den unkonventionellen Dingen, die meine Gedanken nicht füllen sollten.
Ferner wurde meine Laune vom Wetter zusätzlich gestützt, dass es beinahe unmöglich wurde, nicht zurück denken zu können.
Erinnerungen die als wertlos empfunden werden sollten, brennen sich wortwörtlich in mein Gedächtnis.
Schlussendlich überleben nur die starken in dieser Welt, somit sollte ich sämtliche Gefühle in Vergessenheit geraten lassen.
Sie Abschalten und verdrängen.
Mit dem Zufluchtsort meiner Träume.
Der Ort an dem ich mich wohlfühle und fähig bin, mich meinen Interessen zuwidmen zu können.
Gemeinsam mit meinem Buch und einer Tasse frisch gebrühtem Schwarztee, dessen Duft mit herrlich zu Nasen steigt.
Intensiv und aromatisch, verführt er mich mit seinem Duft, unbedingt von ihm kosten zu sollen.
Die Tasse, getaucht in tiefes Grün, wartet bereits sehnsüchtig darauf in die Hände genommen zu werden.
Von ihr einen Schluck zu nehmen, würde meine Feuchtigkeit wohl möglichst zügig anregen, da ich bereits die Trockenheit zu spüren beginne.
Die Wärme, diese meine Zunge spürt erwärmt gar meinen Geist, denn der Ort war nicht gerade einer mit Wärme spendender Quelle ausgerüstet.
Der Verstaubte Kamin, neben den Regalen schreit beinahe schon nach einer ordentlichen Reinigung.
Wobei nicht nur er selbst eine Tracht Säuberung benötigen würde.
Bücher, Möbel und Fenster verfärben sich allmählich und verlieren an herkömmlicher Farbe.
Bleich und pastellig scheinen sie mir in Augen, während ich sie kurzzeitig mit beiden Augenpaaren beobachte und meine Aufmerksamkeit dann wieder auf den Text richte.
Kläglich schließen sich stattdessen meine Lider und eine plötzliche Müdigkeit überkommt mich.
Der Tee tat seinen Job.
Ich war schließlich nie einer dieser Starken gewesen und war es bedauerlicherweise auch nie.
Somit entschloss ich mich, mich an diesen Ort zu begeben.
Der Ort an dem wir uns vor 52 Jahren kennengelernt hatten, bis du mich zurück gelassen hattest.
Nun war der Tag gekommen, mein Alter selbst bereits weit heran geschritten und ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Die Gedanken nurnoch darauf fokussiert mit dir vereint zu werden, weile ich nun langsam vor mich hin und döse allmählich ein.
Mit einem letzen Atemzug, mit baldigem Wiedersehen im Paradies, bevor sich alles in pechschwarzes schwarz verfärbt.

- Heinrich Friedrich (87)

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