10 | Ein Date

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Es war Dienstagnachmittag, und ich war nervös. Gut, okay ... Ich war ein reines Nervenbündel! Ich war absolut unruhig, gereizt, und total angespannt.

Gestern hatten Anja und ich viel für die Uni zu tun gehabt, sodass wir nicht wirklich zum Reden gekommen waren. Auch wusste sie von mir nur flüchtig, dass ich die Tage mal mit Gabriel ausging.

Den ganzen Tag lang machte ich mir Gedanken darüber, was ich anziehen sollte, doch ich wusste es nicht. Sollte ich mich normal kleiden? Hübscher als sonst? Sexy?

„Anja!", plärrte ich durch die ganze Wohnung, sodass sie mich nicht überhören konnte. Keine Minute später stand sie auch schon in meinem Türrahmen, und schaute mich fragend an.

„Du weißt ja, oder vielleicht auch nicht, dass ich mich heute mit Gabriel treffe", nuschelte ich.

„Was? Heute?" Anja war nun ganz bei mir. „Das hast du mir verschwiegen." Sie deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „So etwas darfst du mir nie mehr verschweigen, hörst du?"

Ich nickte. „Ich habe ein Problem."

„Welches?" Anja war voll in ihrem Element. Seitdem sie sich mit Max am Sonntag ausgeredet hatte, war sie sowieso wie ein anderer Mensch. Sie schien glücklicher als sonst zu sein. Zwar wusste ich noch immer nicht, was sie miteinander beredet hatten, doch ich konnte erkennen, dass es beiden gutgetan hatte. Womöglich hatten sie nicht nur geredet, aber das wollte ich nicht so genau wissen!

„Ich weiß nicht, was ich anziehen soll."

„Das ist doch leicht." Anja grinste mich an, schloss die Zimmertür, und ging auf meinen Kleiderschrank zu. Sofort ergriff sie mein schwarzes Cocktailkleid.

„Bist du dir sicher? Ist es nicht ein bisschen zu ..."

„Zu sexy?" Anja hob eine Augenbraue. „Glaub' mir Schätzchen, dieses Kleid ist perfekt für einen Abend wie diesen."

„Ich bin etwas unsicher", gab ich zu.

„Naja, in deiner Jeans und einer Bluse kannst du dich nicht verstecken. Zumindest bitte nicht heute. Du solltest zeigen, dass du zu einer richtigen Frau herangewachsen bist, und, dass du verdammt gut aussiehst. Und in diesem Kleid siehst du verdammt noch einmal gut aus!" Anja drückte mir das Kleid in die Hand und lächelte mich an. „Du musst es tragen. Versprich es mir." Ihr Blick war flehend. "Gabriel wird begeistert sein, und nicht mehr aufhören können zu sabbern."

„Gut, ich werde es anziehen", meinte ich. Doch schon allein bei dem Gedanken, mich so schick für einen Jungen zu machen, schlug mein Herz schneller. Noch dazu für Gabriel. Er war für mich schon immer etwas Besonderes gewesen, und ich hatte Angst, dass dieser Abend anders werden könnte. Anders, als ich es mir in meinen Tagträumen vorstellte, und, dass ich danach enttäuscht sein würde.

Nachdem ich mich geduscht, geschminkt, und hergerichtet hatte, schlug die Stunde der Wahrheit. Würde mich Gabriel in diesem Kleid sehen wollen, oder nicht? Ich eilte ins Wohnzimmer, um noch einen Schluck Wasser zu trinken.

"Wow, Kassy", stieß eine mir bekannte Stimme anerkannt aus. Ich drehte mich zu meiner anderen Mitbewohnerin Lisa um, und lächelte sie leicht an.

"Ich habe ein Date", erklärte ich mit zittrigem Unterton.

"Das dachte ich mir." Sie stieß einen Pfiff aus. "So aufgebrezelt habe ich dich noch nie gesehen. Du siehst fantastisch aus."

"Danke."

Lisa ließ ihre blau-grünen Augen über meinen Körper wandern, und deutete mit ihrem Daumen nach oben. Während ich also in einem schwarzen Kleid vor ihr stand, und mich aufgehübscht hatte, stand sie in ihrer Jogginghose, ihrem Schlafshirt, und komplett ungeschminkt mir gegenüber. Ja, so würde ich jetzt auch aussehen, wenn ich kein Date hätte! Ihre dunkelblonden Haare hat sie zu einem unordentlichen Dutt nach oben gebunden. Sie lächelte mich breit an, und fügte hinzu: "Wer auch immer der Glückliche ist, ihm werden die Augen aus den Augenhöhlen fallen."

Play with me | ✔️Where stories live. Discover now