Kapitel 2 -Sara-

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Mir läuft es eiskalt den Rücken runter!
Was genau meint er damit, dass mein Äußeres mich gerade vor meinem Schicksal gerettet hat? Wollte er mir etwas antun? Wollte er mich verschleppen und irgendwo hinbringen?
Mein Kopf beginnt zu glühen, da furchtbare Gedanken mein Gehirn fluten.
Nein, nein, nein...!
Das hier darf nicht passieren. Ich habe mir in meinem Leben nie etwas zu Schulden kommen lassen...gut, die Miete zwar schon, aber das ist doch kein Grund, mit mir einfach machen zu können, was man will, nur weil ich nicht rechtzeitig zahlen konnte. Ist Clay wirklich so skrupellos und lässt seine Mieter verschleppen? Er wird sie doch wohl nicht getötet haben, oder? Bei dem Gedanken wird mir zusätzlich noch ganz schwindelig. Langsam wandern meine Augen zu Clay. Er lässt seine Augen, ohne Scheu, über meinen Körper wandern, als gehöre er ihm. Unter anderen Umständen, hätte Clay King mir womöglich gefallen, mit seinem Aussehen und der dominanten Art, aber jetzt hier, wo sie in meinen Trailer eingebrochen sind und mich gefangen halten, wie ein Stück Vieh, lässt mich nichts anderes als Abscheu fühlen. Wenn er es wagen sollte, mich zu berühren, werde ich durchdrehen und alles versuchen, um ihm weh zu tun.
Nachdem er mit seiner Begutachtung fertig ist, gibt er dem Glatzkopf ein Zeichen, dass ich nicht auf Anhieb verstehe. Doch als Clay dann zusätzlich in meine Richtung schnipst und sein Hündchen Anstalten macht, zu mir zu kommen, um mich zu packen, wird mir alles klar. Die wollen mich mitnehmen!
Scheiße, Scheiße Scheeeeeeeeeeeiße!!!
Als Glatzkopf mich an den Armen packt, will ich anfangen zu schreien, doch er kommt mir zuvor, indem er mir seine Hand auf den Mund presst. Ich nutze die Chance und beiße ihm volle Kanne in die Handfläche. Meine Zähne graben sich tief in sein Fleisch. Er lässt mich abrupt los und beginnt lauthals zu fluchen. Das klingt wie Musik in meinen Ohren. Ich achte nicht weiter auf Clay und renne einfach los. Paar Schritte weiter kann ich den rettenden Türgriff meiner Haustür greifen und will sie gerade aufziehen, als plötzlich eine Hand in meinem Blickfeld erscheint und die Tür so fest zuhält, sodass ich nicht raus kann. Sie ist groß und mit Sehnen übersät. Als die zweite Hand erscheint, spüre ich einen harten und warmen Körper an meinem Rücken. Ich traue mich nichts zu sagen, da es die Situation noch schlimmer machen könnte. Nach einer gefühlten Ewigkeit spüre ich weiche Lippen an meinem Ohr, als er mit mir spricht.
"Du wirst mit mir kommen, ob du willst oder nicht! Ich habe etwas gefunden, wodurch du deine Schulden begleichen kannst. Sieh es als eine nette Geste!"
Seine Stimme ist rau und dadurch einladend, aber beängstigend zugleich. Ich habe Angst nach zu fragen, aber meine Neugier siegt.
"Was...was ist es?"
Ich spüre, wie er an meinem Ohr lächelt.
"Das wirst du noch früh genug herausfinden, Sweatheart!"
Und damit entlässt er mich. Ich kann nicht mal über den Kosenamen nachdenken, da er mich kurz darauf umdreht, dann an der Taille packt und mich über seine Schulter wirft, als wäre ich ein Fliegengewicht.
Ich schreie und trommle ihm wie verrückt auf den Rücken, aber es ist ihm schlichtweg egal, da er einfach weitergeht, ohne mich zu beachten. Ich werde immer lauter, in der Hoffnung, dass meine Nachbarn mich hören, aber keiner reagiert. Ob sie Angst haben einzuschreiten?
Da mir keiner helfen will, muss ich es aus eigener Kraft versuchen. Ich winde mich so stark ich kann, aber als ich plötzlich seine Hand auf meinem Po spüre, werde ich ganz ruhig. Clay knetet ihn langsam, was mich nur noch nervöser macht. Da er anscheinend nicht vor hat, sie wieder wegzunehmen, weise ich ihn lautstark daraufhin, was ich davon halte.
"Nimm deine dreckigen Finger von meinem Hinterteil!", zische ich in seine Richtung.
Nun streichelt er noch mehr darüber, um mich zu provozieren.
"Aber wieso denn, da er doch so perfekt in meine Hand passt!"
Er sagt es ruhig, doch ich kann den lüsternen Ton heraushören.
Oh bitte, lass seine Idee nichts mit meinem Körper zu tun haben. Aber innerlich weiß ich, dass ich nicht glimpflich davon kommen werde. Clay läuft mit mir an den ganzen kleinen Trailern vorbei, bis wir an dem Anfang angelangt sind. Glatzkopf ist uns die ganze Zeit gefolgt. Meine Gegenwehr habe ich irgendwann aufgegeben, da ich schlichtweg keine Kraft mehr hatte und es ihn sowieso nicht zu stören schien. Wir halten vor einem schwarzen Kombi, in den er mich dann auch kurzerhand auf den Rücksitz verfrachtet. Als er die Tür schließt, hoffe ich auf die Chance, vielleicht wieder rausrennen zu können, da Glatzkopf mit Clay den Wagen umrundet, um auf die Fahrerseite zu gelangen. Doch gerade als ich an dem Türgriff ziehen will, kommt das nervige Geräusch, dass der Wagen abgeschlossen wurde. Ich sehe zu Clay, der den Schlüssel demonstrativ in der Hand hält und mich anlächelt. Arschloch!
Als erneut das Klicken erscheint, steigt sein Handlanger vorne ein und Clay neben mich. Ich unterdrücke ein zittern, als er sich dicht zu mir setzt.
"Fahr los, Renaldo", ertönt seine Stimme neben mir.
Renaldo heißt sein Schoßhündchen also.
Auf einmal fühle ich eine große warme Hand auf meinem Oberschenkel und nicht weit von meiner Mitte entfernt. Ich schlage sie weg, doch Clay legt sie erneut darauf. Bevor ich sie wieder wegschlagen kann, krallt er sich in mein Fleisch vom Oberschenkel, was mich vor Schmerz zischen lässt.
"Versuch noch einmal meine Hand wegzuschlagen und ich werde dich gleich hier übers Knie legen!"
Der bedrohliche Unterton zeigt mir, dass Clay King es nicht gewohnt ist, abgewiesen zu werden.
Er kommt meinem Ohr näher, um die nächsten Worte zu flüstern.
"Und bitte, gib mir einen Grund dich bestrafen zu können! Meine Hand juckt schon, seit du versucht hast, abzuhauen. Außerdem glaube ich, dass Renaldo nur zu gerne zusehen würde."
Meine Augen wandern zu Renaldo, der mich über den Rückspiegel lustvoll ansieht und anschließend zwinkert. Schnell wende ich den Blick ab und sehe aus dem Fenster. Clays Hand bleibt auf meinem Oberschenkel und ich belasse es dabei, um weiteren Ärger zu vermeiden, da ich befürchte, er könnte seine Drohung wahr machen. Wir fahren eine Weile, bis ich merke, das die Müdigkeit überhand nimmt. Die vorbeiziehenden Lichter und die Dunkelheit helfen nicht gerade dabei, wach zu bleiben. Für einen kleinen Moment schließe ich die Augen, um sie zu schonen, bis ich nach wenigen Sekunden komplett einschlafe.
Eine zarte Berührung an meiner Wange weckt mich auf. Zuerst denke ich zu träumen, bis ich das große Anwesen aus dem Fenster entdecken kann. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf, um nach Clay zu sehen. Er hat seine Hand noch gehoben und will erneut über meine Wange streicheln, doch ich zucke zurück. Ich will nicht von ihm angefasst werden! Sein Blick sagt mir, dass es ihm nicht gefällt, zurückgewichen zu sein, doch ich ertrage seine Nähe nicht. Zuerst denke ich, dass er es trotzdem tun wird, doch dann senkt er seine Hand und öffnet das Auto, um auszusteigen. Da ich sowieso nicht weiß wo ich bin und meine Chancen einfach wegrennen zu können, gleich null sind, warte ich brav, bis er den Wagen umrundet hat und mir die Tür öffnet. Er hält mir seine Hand hin, aber ich ignoriere sie. Beim aussteigen schenke ich ihm meinen bösesten Blick, den er wiederum ignoriert. Als ich stehe, fässt er an meinen unteren Rücken, um mich zum Eingang zu dirigieren. Ich aber laufe mindestens einen Schritt nach vorn, um seiner Berührung zu entgehen. Renaldo öffnet für uns die riesige und schwere Holztür. Wir treten ein und Clay nimmt erstmal einen Meter Abstand, um mir Raum zu geben damit ich mich richtig umsehen kann. Der Flur erinnert an eine große Halle. Sie ist jedoch moderner eingerichtet, als man es von draußen erwartet hätte. Schränke, wo vermutlich Wintersachen und Schuhe gelagert werden, sind schwarz. Die Wände sind alle weiß und kein einziges Bild hängt daran. Nicht mal Dekoration oder etwas in der Art steht herum. Der Boden besteht aus großen und glänzenden grauen Fließen. An einer Wand steht eine schwarze Garderobe, an der dünne Mäntel und Jacketts hängen. Meine Augen wandern zur Decke und bewundern den wunderschönen Stuck. Es gibt zwei weitere große Holztüren, die vermutlich in andere Zimmer führen. Als ich mit meiner Musterung fertig bin, tritt Clay wieder an mich heran und nimmt mir mit seiner Nähe die Luft zum Atmen. Sein Duft hüllt mich ein, der zu meinem Bedauern nicht schlecht ist. Er riecht nach Aftershave, das eine markante Note hat. Mein Puls beginnt zu rasen, als er eine Hand an meine Taille legt und zudrückt. Die nächsten Worte, die er mir zuflüstert, lassen mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Er kann das doch nicht wirklich so meinen, wie er es sagt, oder? Denn das würde meinen Untergang bedeuten!
"Willkommen zu Hause, Sweatheart!"

wrong decisionWhere stories live. Discover now