15 | Grenzen der Kraft

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- LLOYD -

Lodernde Flammen, helle Blitze und blaues Eis. Das war das Erste, was ich sah, als meine Schwester und ich ins Dorf zurückkehrten. 

Eine Schlacht hatte begonnen.

Zahllose Menschen wuselten auf dem Marktplatz umher. Verfolgt von dunklen Dämonen. Das ganze Dorf schien von ihnen besetzt zu sein. An der einen Ecke kämpfte eine verzweifelte Mutter mutig, um ihr Kind zu schützen. An der Anderen wurden ganze Familien auseinander gerissen. Wieder an einer anderen verteidigten die Starken die Schwachen. Und in der Mitte von dem allem. Unser Ninja-Team.

Ihre Elementarkräfte sprudelten nur so vor Kraft. Jeder von ihnen war bei der Sache. Jeder wehrte sich erbittert gegen die Feinde. 

Feinde, die mein Vater geschickt hatte. Feinde, die unser Dorf zu zerstören drohten. Feinde, die scheinbar unbesiegbar waren. Und dazu auch noch unfassbar viele. 

Sie hatten uns überrascht. Mitten in der Nacht starteten sie ihren vernichtenden Angriff gegen das Menschenreich. Und Platz Nummer Eins auf der Racheliste waren ganz klar wir. Das Ninja-Team.

Garmadon hatte wohl genug. Er wollte mich, Lilly und all die anderen tot sehen. Und das so schnell wie nur möglich. Dann wäre diese Insel dran. Und danach ganz Ninjago. Er würde erst aufhören, wenn er die Weltherrschaft hat. So verbissen ist unser Vater.

Kais riesige Flammensäulen erhellten den dunklen Nachthimmel. Er hatte zusammen mit den anderen Ninjas ordentlich zu tun. Nya. Cole. Jay. Zane. Ruby. Sie alle verteidigten das Dorf auf Kosten ihres eigenen Lebens. Wie wahre Krieger. 

Auch Mura. Jetzt stellte sich heraus, dass sie wirklich unaussprechlich stark war. Jeder wusste dies natürlich, aber keiner konnte es sich vorstellen. Mühelos fegte sie große Mengen der Dämonen mit wenigen Schwerthieben weg. Doch zu unser allem Nachteil machte ihnen das nichts aus. Sie regenerierten in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit und standen in null Komma nichts wieder auf dem Schlachtfeld. Wahrhaftige Monster.

Das Bild vor mir machte mir Angst. Diese blutrünstige Schlacht wird wohl Opfer fordern.

"LLOYD!", brüllte meine Schwester plötzlich.

"Hör auf so dazustehen und beweg endlich deinen Arsch ins Getümmel!"

Stimmt. Ich stand bisher einfach nur so hier herum, während unsere Freunde dort unten ihr Leben riskieren. Jetzt ist keine Zeit, sich zu beklagen. Wir müssen ihnen helfen!

Augenblicklich ließ ich meiner Elementarkraft freien Lauf. Sie erfüllte mich bis in die kleinsten Ecken meines Körper. Ergriff von mir Besitz. Strömte durch meine Adern. Unermüdlich.

"Lloyd, Distanzangriff! Sofort!", befahl mir Lilly.

Distanzangriff war eine neue Technik von mir und meiner Schwester. Sie ermöglicht es uns immense Flächen, auch von großer Entfernung, treffen und bekämpfen zu können. Die Sache hatte nur einen Haken: So eine enorme Zerstörungskraft braucht auch viel Elementarkraft. Sie raubt uns also einen Großteil unserer Kampfkraft. Deswegen nutzt Lilly diese Attacke auch nur im äußersten Notfall. Und der hat sich gerade materialisiert.

"LOS!!"

Damit schnellte unsere vereinigte Grüne Kraft auf das Schlachtfeld zu und schlug dort wenig später ein. Eine graue Nebelwand bildete sich. Doch die Elementarkräfte der Ninjas waren trotz dessen zu sehen und schienen außerdem jetzt sehr effektiv angreifen zu können.

"Lloyd... Wir müssen dort runter und ihnen sofort helfen."

Sie atmete schwer.

"Ich werde gehen, aber du bleibst vorerst hier. Du hast schon viel Kraft verloren. Wir regeln das."

Mein Blick war stehts auf den wüsten Marktplatz gerichtet. Bis ich mich endlich bewegte und Kai, Cole, Nya und all den anderen zur Hilfe eilte. Unzählige Dämonen, die noch nicht durch unseren zuvor mächtigen Angriff gefallen waren, stürmten auf mich zu. Auch wenn unsere Attacke Wirkung zeigte und viele Gegner durch die enthaltene Schöpfungsmagie endgültig zerstört wurden, waren es trotzdem noch zu viele. Zu viele, die auch noch schwer bewaffnet waren.

Mit größter Mühe gelang es mir, mich zu meinen Freunden durchzuschlagen, die in Form eines Verteidigungskreises auf dem Forum standen.

"Man Kumpel, da bist du ja! Krasser Angriff eben!", sagte Cole schnell.

"Wie schlimm ist es?", fragte ich, auch wenn ich die Antwort eigentlich nicht hören wollte.

"Übel ist gar kein Ausdruck!",

"Nya hat recht. Die Waruis haben das komplette Dorf infiltriert und wir stoßen so langsam an unsere Grenzen",

"Ganz zu schweigen davon, lassen sich diese Dinger nicht mit herkömmlicher Elementarkraft besiegen!",

Schilderten mir Nya, Cole und Jay die Lage. Scheiße! Das hier war wirklich ein gnadenloses Massaker. 

"Mist! Hat jemand hier irgendeine Idee, wie wir dem hier ein Ende bereiten können?", fragte nun Ruby.

"Lloyd, kannst du nochmal deine Grüne Kraft einsetzten?"

"Ich befürchte nicht, Nya. Dafür habe ich zu viel verbraucht."

"Aber Lloyd, deine Elementarkraft resultiert doch eigentlich aus den einzelnen Elementarkräften. Wäre es dann nicht möglich, sie einfach alle zu vereinen?"

"Zane, das könnte uns nicht nur all unsere Kräfte rauben und uns so für lange Zeit flach legen, es ist auch gar nicht sicher, ob wir dann dadurch alle Dämonen bekämpfen können!"

"Aber einen Versuch ist es wert!",

"Stimmt, wir haben keine andere Wahl!",

Pflichteten Cole und Ruby dem Eis-Ninja bei.

Der Wall von Feinden wurde immer dichter und schwerer aufzuhalten. Es schien aussichtslos. Der Distanzangriff war wirklich unsere letzte Chance. Auch wenn wir ihn in unmittelbarer Nähe einsetzten müssen. Auch wenn ich ihn ohne Lilly ausführen muss. Auch wenn ich allein nicht mehr genug Kraft habe. Meine Kameraden stehen mir bei. Denn das was uns noch geblieben ist, ist Hoffnung.

"Okay! Leiht mir eure Kräfte, Freunde!"

Daraufhin spürte ich die Masse der gebündelten Elementarkräfte in mir. So groß. Diese Macht war so unendlich groß. Ich spürte jede einzelne Kraft genau in mir. Coles Erde. Nyas Wasser. Jays Blitze. Zanes Eis. Rubys Unsichtbarkeit. Doch eine fehlte. Kais Flammen. 

Wo war er? Dumme Frage. Er war doch sowas wie Muras oberster General. Ihr Schützling, der in ungeheurer Zeit zum hohen Krieger, in ihren Augen, wurde. Sicher unterstützt er sie. Noch ein Grund mehr jetzt nicht zu versagen. Ich, wir müssen sie retten. Die Insel. Das Dorf. Die Dorfbewohner. Mura. Kai. Lilly. Einfach alle. 

Unsere Attacke erreichte in Windeseile jeden noch so kleinen Dämonen um uns. Sie traf sie. Umhüllte sie. Vernichtete sie. Fast alle Waruis wurden durch diesen Angriff vernichtet. Fast alle. Übrig blieben die wirklich harten Brocken.

Und was mich und meine Teamkameraden schockte: Pixal und Harumi waren unter ihnen. Doch sie wirkten anders, als vor wenigen Tagen. Ihre Miene war nun hart. Gefühlskalt. Emotionslos. Sie schienen nicht mehr sie selbst zu sein. Wer auch immer sie wirklich waren. 

Wir sackten alle samt entkräftet zusammen. 

"Gehts euch gut?", fragte ich in die Runde.

"Ich kann mich nicht rühren."

"Ja, ich auch nicht."

"Sind das dort drüben wirklich noch Harumi und Pixal?"

Nya fragte sich genau die gleiche Frage wie ich auch. Allerdings verschwanden die beiden Mädchen plötzlich. Einfach so. Spurlos. Unser Kampf war beendet. 

Fragte sich nur noch, wie es bei Kai und Mura aussieht. Doch schon ein flüchtiger Blick nach rechts verriet mir, dass sie noch immer gegen die Dämonen kämpften. Aber auch die Beiden haben ihre Grenzen bereits weit überschritten...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWhere stories live. Discover now