Kapitel 3 ~ Das Bio-Projekt

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„Hallo, mein Engel. Du hast mich gerade noch richtig erwischt. Ein paar Minuten später und ich wäre auf Streife gewesen. Was gibt es denn?" Ihr Vater sprach mit einer glücklich klingenden aber zum Teil auch besorgten Stimme. „Dad, ich hatte ein Unfall...", begann Jane vorsichtig zu erklären und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „...mit deinem Mustang." Der zweite Teil des Satzes klang eher unsicher und auch ängstlich. ‚Jetzt ist es soweit, Jane. Mach dich auf eine Moralpredigt deines alten Herrn gefasst', dachte sie und kreuzte dabei die Finger. „Geht es dir gut?", wollte ihr Vater besorgt wissen. Jane konnte in diesem Moment ihren Ohren nicht trauen. Sie war verwundert, dass ihr Vater so reagiert hatte. „Ähm, ja, aber... Du bist nicht sauer?", fragte Jane nach einer kurzen Pause. Es ertönte ein kurzes Lachen durch den Hörer. „Warum sollte ich sauer sein, Jane?" „Na, weil er dein kleines Baby ist und du ihn liebst. Ich dachte du würdest total wütend werden.", gab Jane als Antwort. „Es ist nur ein Auto. Ich mache mir eher Sorgen um dich. Geht es dir gut?", entgegnete ihr Vater mitfühlend. Jane atmete tief durch und war erleichtert sowas von ihrem Vater zu hören. „Ja, Dad, mir fehlt nichts. Es war nur ein Auffahrunfall. Ein Van ist vor mir abrupt stehen geblieben und ich hab nicht mehr reagieren können. Die Stoßstange hat ne Beule und paar Kratzer abgekriegt. Womöglich brauchen wir eine Neue.", erklärte sie. „Okay... Hast du vielleicht das Kennzeichen des Wagens?", wollte ihr Vater von ihr wissen. „Nein, tut mir leid. Das ging alles so schnell. Der Van ist auch direkt wieder weggefahren, nachdem der Unfall passiert ist." „Das ist ärgerlich. Nun ja, falls du diesen Van mal wieder sehen solltest, kannst du dir ja das Kennzeichen aufschreiben und mir weitergeben. Ich werde morgen mit der Werkstatt telefonieren und alles weitere klären. Du kannst solange Mom's Volvo nehmen.", machte ihr Dad den Vorschlag. „Okay. Danke, Dad." „Wofür denn?", wollte er lachend wissen. „Fürs nicht wütend werden.", entgegnete Jane ihm schmunzelnd. „Dafür doch nicht. Also ich muss dann los. Wir sehen uns heute Abend. Mach's gut, mein Engel.", verabschiedete sich Janes Vater von ihr. „Bis dann", entgegnete Jane und die beiden legten auf.
Das war natürlich bei weitem nicht das Gespräch, das sich Jane vorgestellt hatte. Im Gegenteil. Sie war sogar ziemlich froh und erleichtert darüber, dass das Telefonat so verlief. Umsonst hatte sie sich Sorgen und Gedanken darüber gemacht, was ihr Vater denken würde. Dennoch gab es da eine kleine Stimme in ihrem Kopf, die ihr immer wieder einredete: ‚Was ist, wenn er doch enttäuscht ist und es mir nicht sagen konnte, weil er gerade auf der Arbeit war und dort keinen Wutanfall haben kann? Er ist enttäuscht, weil ich es nicht auf die Reihe kriege mit seinem Auto zu fahren oder rechtzeitig zu bremsen.' Sie schüttelte diese Gedanken ab und redete ihr ein, dass doch alles in Ordnung war und sie sich keine Gedanken machen müsse.
Jane griff erneut zum Hörer und wählte die Nummer ihrer Freundin. Schließlich hatte sie es ihr versprochen sie anzurufen.
„Parker?", ertönte es aus dem Hörer. „Hey Kylee, ich bins, Jane." „Na da guck an. Und? Wann ist deine Beerdigung?", wollte Kylee belustigt wissen. „Was meinst du?", fragte Jane verwirrt. „Ich dachte dein Dad würde dich umbringen, wenn er das mit dem Auto erfährt." „Ach das. In 60 Jahren circa." Kylee schien verwirrt und gab ein „hm?" als Antwort. Jane lachte daraufhin und klärte ihre Freundin auf. Sie erzählte ihr, dass ihr Vater ganz entspannt reagiert und sich eher Sorgen um sie als um den Wagen gemacht hatte. „Wow, deinen Vater hätt ich auch gerne. Meiner hätte mich dafür geköpft.", sagte Kylee, nachdem sie Jane gespannt zuhörte. „Ich glaube dein Vater würde sich auch Sorgen um dich machen.", stellte Jane lachend fest. „Ne, er hat nämlich noch drei andre Kinder.", entgegnete ihre Freundin ebenfalls lachend. Kylee hatte nämlich noch einen älteren Bruder, der 21 war, eine jüngere Schwester, die 10 Jahre alt war und einen jüngeren Bruder, der acht Jahre alt war.
Jane liebte es mit Kylee zu telefonieren. Überhaupt mit ihr zu reden empfand sie als ein großes Geschenk. Sie konnten sich alles erzählen und hatten auch keine Geheimnisse voreinander. Nicht jeder kann von Glück sagen, dass man eine Freundin hatte, die man seit dem Kindergarten kannte. Janes Vater hatte damals das Haus von Kylees Eltern bauen lassen und vermietet es an die Großfamilie. Dadurch hatten Janes und Kylees Eltern Kontakt zueinander, bevor die Freundinnen überhaupt geboren waren. Die beiden Eltern verstanden sich sehr gut und es entstand eine Freundschaft zueinander, weswegen es auch nicht verwunderlich war, dass sich Jane und Kylee außerhalb des Kindergartens öfters trafen. Sie hatten immer viel Kontakt, was sie zu einer starken Freundschaft entwickeln ließ. Jane war froh Kylee zu haben, denn sie war auch ihre einzige Freundin. Wer in ihrem Alter zeigte schon großes Interesse an einem reichen Superstreber? Die Wahrheit an Janes Schule war: Niemand, außer es ginge um irgendwelche Schulaufgaben. Davon wollte Kylee eigentlich nicht so viel von Jane wissen, worüber Jane sehr froh war.
Die beiden Freundinnen telefonierten noch eine ganze Weile und bemerkten dabei gar nicht, wie die Zeit verging. „Ich muss dann mal auflegen.", beendete Kylee das Gesprächsthema und verabschiedete sich von ihrer Freundin. „In Ordnung. Bis morgen Kylee", gab Jane ihr als Antwort und legte den Hörer ab.

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⏰ Last updated: Nov 07, 2023 ⏰

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2 MINUTES TO MIDNIGHT ~ Stranger Things Fan-FiktionWhere stories live. Discover now