7 - daddy issues in tears

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Unruhig tippte Yeji mit ihren Fuß auf den Boden, während sie gleichzeitig das Grünzeug vor ihr musterte. Sie nahm ein Bündel Kräuter hoch und verglich es mit dem Bild auf ihrem Handy. „Das sieht doch alles gleich aus!" Frustriert warf sie das Bündel zurück in die Auslage.

Die Nachhilfe mit Lia ließ sie immer mehr an sich selbst zweifeln und sie hasste es. Yeji wollte sich nicht fragen, ob es richtig oder falsch war, was sie tat. Doch dieser beschissene Engel, hatte sie dazu gebracht ein Abendessen für ihren Vater zu planen. Noch nie in ihrem Leben hatte Yeji die Küche betreten.

Aber vielleicht würde ihr Vater es wertschätzen und sie könnten sich ein wenig unterhalten. Etwas, was sie schon lange nicht mehr getan haben. Yeji hatte sich sogar Themen herausgesucht, über die man mit Vätern sprach und diese auswendig gelernt.

„Ich muss Sie bitten, das Gemüse lieblicher zu behandeln", wies eine Verkäuferin Yeji an. „Ach halt doch die Fresse", fuhr Yeji sie an und packte irgendein Bündel, das sie achtlos in den Einkaufswagen warf. Wird schon passen, dachte sie sich.

Sie scrollte im Rezept weiter nach unten und begab sich dann an die Fleischtheke. Ihr Vater mochte Fleisch, nahm sie zu mindesten an.

Der ganze Einkauf dauerte länger als sie es geplant hatte und das regte sie auf. Trotzig setzte sie sich in ihr Auto und ließ ihren Chauffeur alles alleine verstauen. „Beeilung", dränge sie genervt.

„Aber natürlich, Madame."

Yeji hatten ihre Köchin aus der Küche verscheucht und probierte sich jetzt selber daran. Verängstigt gab sie die unförmig geschnittenen Karotten in das heiße Wasser und sprang zur Seite, als das kochende Wasser spritzte. Besorgt beobachtete die Köchin sie dabei, traute sich aber nicht einzuschreiten.

Nach einer Zeit gab Yeji auf. „Kommen her", befahl sie. „Mach das fertig!" Sie deutete auf das Küchenchaos und ließ sich dann erschöpft auf einen Stuhl fallen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie die Angestellte, wie sie geschickt alles rettete, was Yeji falsch gemacht hatte.

„Bist du auch so", murmelte Yeji. „Kannst du das?" Sicher konnte Lia kochen, was dachte sie da überhaupt. Wer so perfekt war, musste einfach Kochen können. Für Lia war das wahrscheinlich nur eine Kleinigkeit.

Sollte Yeji sie fragen, ob sie es ihr beibringen konnte?

Träge erhob sich Yeji und schlürfte die Treppe hoch. Sie legte ihre Schuluniform ab und zog sich stattdessen ein beiges Kleid, mit Bauschen an den Schultern, an. Ihr Spiegelbild sah furchtbar aus. Würde Lia das Kleid auch tragen?

Yeji setzte sich in ihrem Ankleidezimmer an ihren Schminktisch und fing an alles nochmal neu aufzutragen. Möglichst natürlich. Ihr Vater mochte Make-up eigentlich gar nicht. Trotzdem tuschte sie sich die Wimpern.

Ein sachtes Klopfen ertönte aus ihrem Schlafzimmer. „Herein!" „Das Essen ist fertig, Madame", ließ die Köchin Yeji wissen.

Yeji stand auf und verließ ihr Zimmer, um im Speisesaal Platz zu nehmen. „Wann kommt mein Vater", erkundigte sie sich. Betreten sah die Köchin auf den Boden und druckste rum.

Abrupt blieb Yeji stehen. „Warum ist hier nur für einen Gedeckt?" Sie fuhr herum und packte die Angestellte an der Schulter. „Ihr Vater, wird nicht nach Hause kommen", rückte diese schlussendlich mit der Sprache heraus.

„Scheißdreck!"

Schwungvoll stieß Yeji die Köchin von sich. Schwungvoll stolperte sie nach hinten und schaffte es gerade noch einer Vase auszuweichen.

„Ich hab das alles gemacht für nichts!?" Eine riesige Welle an Frustration schwappte über sie und sie schleuderte die Schalle an die Wand. Nudeln und Brühe tropften auf den Boden.

Verängstigt begann die Köchin an zu weinen. Angelockt durch den Lärm kamen auch die anderen Angestellte hinzu, sie versuchten Yeji zu beruhigen. Es endete damit, das Yeji in ihrem Zimmer eingesperrt wurde. Heulend lag sie bis spät nach Mitternacht auf ihrem übergroßen leeren Bett.

Durch ihre offene Balkontür hörte sie, wie ein Auto vorfuhr. Leise drückte sie die Klinke von ihrer Zimmertür herunter und dann die Tür auf. Die Angestellten hatten sie anscheinend ohne ihr etwas davon zu sagen wieder aufgeschlossen.

Mit dem Rücken zur Wand kauerte sie sich hinter die hüfthohe Wand beim Treppengeländer und lauschte. Sie hörte, wie ihr Vater hereinkam.

„Gute Nacht, Sir. Ihre Tochter schläft bereits."

„Gut."

Kein Wort darüber, das sie sich wie eine Furie aufgeführt hatte oder in der Küche gewesen war.

„Sie", fing die Angestellte leise an, „hat Ihnen etwas gekocht". Endlich.

Ihr Vater antwortete darauf nicht, sie konnte nur hören, wie er in seinem Arbeitszimmer verschwand.

Erneut fingen Tränen an, aus ihren Augen zu quellen. Sie presste ihre Hand auf den Mund um das Geräusch zu dämpfen. War sie enttäuscht von ihrem Vater oder sich selbst?


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⏰ Last updated: Nov 20, 2022 ⏰

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