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„Ich hasse Weihnachten."

„Nein, tust du nicht." Niall schiebt Louis vor sich her durch die Türen der Notaufnahme und Louis gibt ein weinerliches Geräusch von sich.

„Au, Niall, pass doch auf", beschwert er sich und Niall verdreht hinter seinem Rücken die Augen und geht zum Empfangstresen.

„Guten Abend", begrüßt er die etwas müde aussehende Arzthelferin und lächelt charmant.

„Tut mir Leid, dass wir so spät noch kommen, aber mein Kumpel hier hat sich die Schulter ausgekugelt oder so."

Sie lächelt nur und wirft Louis einen Blick zu. „Kein Problem", sagt sie. „Genau dafür ist unser 24 Stunden Service ja da." Sie greift nach einem Formular und einem Stift und schiebt es über den Tresen zu Louis. „Einfach einmal ausfüllen, mir zurückbringen und im Wartezimmer Platz nehmen, bitte. Und ich bräuchte noch Ihre Krankenkassenkarte."

Louis nickt. „Niall?", fragt er dann und schiebt seine Hüfte in Richtung seines besten Freundes, der seufzt und Louis' Portemonnaie aus dessen Hosentasche zieht. Er sucht die Karte heraus, gibt sie der immer noch geduldig lächelnden Frau und nimmt das Formular, um es Louis hinzuhalten. Der sieht ihn nur an.

„Mr. Ich bin superschlau", sagt er dann und klingt immer noch genauso genervt wie vor fünf Minuten. „Ich kann meinen Arm nicht bewegen."

Oh. Das ergibt tatsächlich Sinn.

„Richtig", sagt Niall und dreht das Klemmbrett zu sich selber. „Okay, ich füll's für dich aus. Wir setzen uns schonmal, ja?", fragt er die Arzthelferin, die nur nickt und auf die Milchglastür ihr gegenüber zeigt, auf der „Wartebereich" steht.

Mit einem letzten Lächeln ihr gegenüber öffnet Niall die Tür und Louis geht hindurch. Niall folgt ihm und die beiden setzten sich auf die unbequemen Stühle.

Abgesehen von einem jungen Mann, etwa in ihrem Alter, der in der Ecke sitzt und ein Buch liest (und ehrlich gesagt nicht wirklich verletzt aussieht) sind sie die Einzigen. Aber es ist auch viertel nach zwölf. Nachts, wohlgemerkt.

Niall senkt seinen Blick auf das Formular und schreibt die Dinge, die er zu hundert Prozent weiß (wie Louis' vollständigen Namen und seinen Geburtstag) einfach schon mal auf. Den Rest geht er zusammen mit seinem besten Freund durch und merkt wie Louis zwischendurch immer mal wieder tief durchatmet und sich auf die Lippe beißt.

„Scheiße, du hast echt Schmerzen, oder?"

Louis lässt seinen Kopf an die Wand hinter sich fallen und beißt die Zähne zusammen. „No shit", presst er hervor und holt tief Luft.

„Ich brauch noch deine Unterschrift." Niall sieht ihn mitleidig an und ist sich sicher, wenn Louis nicht solche Schmerzen hätte, würde er ihm an die Gurgel gehen.

Louis löst seinen linken Arm aus dem Griff um den verletzten und nimmt den Stift in die Hand. „Ist ja egal ob ich jetzt mit links unterschreibe", murmelt er und setzt eine wackelige Unterschrift auf das Papier. Niall springt sofort auf, nimmt den Stift und verschwindet aus dem Raum. Louis lehnt sich wieder zurück und versucht an irgendwas zu denken außer seinen kaputten Arm. Aber es tut einfach scheiße weh.

Kurz darauf kommt Niall wieder rein, mit Louis' Krankenkassenkarte. Er nimmt das Portemonnaie, das er eh noch in der Hand hat, steckt die Karte rein und setzt sich wieder.

„Hast du-"

„Bitte", unterbricht Louis ihn. „Sag einfach nichts."

Niall hebt die Hände. „Okay, okay."

Tatsächlich wird Louis nur zwei Minuten später aufgerufen. Aber sie sind ja auch die einzigen (abgesehen von dem Typen mit dem Buch).

Louis erhebt sich, wirft Niall noch einen Blick zu und folgt der Arzthelferin (eine andere als die am Empfang) in einen Behandlungsraum.
„Der Arzt ist gleich bei Ihnen", sagt sie und lächelt, Louis ringt sich ebenfalls zu einem Lächeln ab, sieht dabei aber vermutlich eher aus, wie ein angefahrener Hund.

larry adventskalender 2o21Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt