3.) Abgeschleppt (Nadia)

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3.) Abgeschleppt (Nadia)

Ich fuhr durch die Straßen von Charming und war überrascht, das diese Stadt so normal aussah. So typisch idyllisch. Man sah es gar nicht, dass hier eine Biker-Gang ihr Unwesen treibt. Oder die waren so ruhig, dass es kein Schwein mit bekam.
    Plötzlich rumpelte mein Yenko auf. Für einen Moment dachte ich, dass ich über was rübergefahren wäre, weil ich so abgelenkt von der Stadt war. Aber als ich auf die große Motorhaube blickte, sah ich weißen und dichten Qualm austreten.
"Oh, fuck, fuck, fuck. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein!!" Schrie ich und haute gegen das Lenkrad. Ich fuhr rechts auf den Seitenstreifen und dann gab der Yenko den Geist auf. Der Motor verstummte und ich war immer noch am fluchen. Ich zog die Handbremse an und dann den Schlüssel heraus.
Sauer stieg ich aus dem Wagen aus, knallte die Tür zu und ging zur Motorhaube, die ich auf machte. Es stieg mir eine ganze heiße Wolke entgegen. Ich hustete und schlug den Qualm mit Winkbewegungen von meinem Gesicht Weg.
"Toll, und was hast du wieder für ein Problem?" Fragte ich den Yenko, als ich hilflos auf den Motor schaute. Ich hatte keine Ahnung von Autos und deren Motoren. Hauptsache ich konnte sie fahren. Mehr brauchte ich nicht um glücklich zu sein. Aber das mein Auto jetzt schlapp macht. Argh...
    Ich wartete vergeblich auf eine Antwort von meinem Wagen und seufzte frustriert.
Wieso muss mir das immer passieren. Ich kannte mich in Charming kein wenig aus und an fremden Häusern zu klopfen, da hatte ich auch keine Lust, weil ich die Menschen einfach nicht nerven wollte.
Aber das Glück ließ mich dann doch nicht im Stich, als ein schwarzer Sportwagen an mir vorbei fuhr und weiter vor mir auf den Seitenstreifen hielt.
Ich drehte mich um, als ich hörte wie die Tür eines Auto geknallt wurde.
Eine Frau Anfang 50 oder Mitte, kam selbstbewusst auf ihren Stilettos auf mich zu. Ihre Haare trug sie dunkelbraun mit blonden Highlight, ein Pony und lockig. Sie hielt eine schwarze Lederhandtasche in der Hand. Dieselbe wie ich die hatte. Die große, schlanke Frau setzte ihre Sonnenbrille ab, als sie bei mir stehen blieb und blickte mich mit hellbraunen oder Grünen Augen an, die sie schwarz geschminkt hatte.
"Siehst so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen, Schätzchen?" Fragte sie mich und ihr Selbstbewusstsein schüchterte mich ein.
Ich drehte mich genauer zu ihr um und ihr Blick veränderte sich.
"Uhm, ja." Antwortete ich. Ich war genauso irritiert wie sie. Letztendlich war sie dann auch diejenige die das peinliche anglotzen beendete.
"Wie gut, dass meine Familie eine Autowerkstatt hat. Ich ruf da an und dann schleppen wir dich ab."
"Okay, danke. Ich kenne mich hier kein wenig aus." Sagte ich erleichtert und lächelte.
Die Frau war immer noch sichtlich verwirrt und das ließ sie mich wissen.
Mein Lächeln verschwand ganz langsam und ich wurde wieder ängstlich. "Ich will ja nicht unhöflich sein, aber machen sie das per Gedankenübertragung, also der Werkstatt Bescheid geben?"
"Nein, nein." Sagte sie und kriegte sich wieder ein. Während sie in ihrer Handtasche nach ihrem Handy suchte, fragte sie mich: "und was führt dich nach Charming?"
"Ich will nur meinen Dad besuchen. Hab ihn lange nicht mehr gesehen."
"Ach, wie schön." Meinte die Frau und zog das alte Klapphandy hervor. "Warte kurz."
Sie tippte auf dem Handy herum und ging ein wenig von mir weg.
Die Frau ging auf und ab während sie telefonierte.
Dann klappte sie das Handy zu und kam wieder zu mir.
"Die Jungs werden gleich da sein. Fünf Minuten dauert das. Kann ich dich alleine lassen?"
"Klar bin ja schon erwachsen." Lächelte ich.
Die Frau lächelte zurück und nickte.
"Danke, uhm...?"
"Gemma!" Rief sie, stieg in das Auto und fuhr weg.
"Gemma." Wiederholte ich.
Und dann stand ich ganz alleine am Straßenrand. Ein paar Autos fuhren an mir vorbei und fragten, ob ich Hilfe bräuchte. Ich antwortete immer mit: "Nein Danke, der Abschleppdienst muss hier gleich auftauchen."
Dann waren die Passanten auch wieder weitergefahren. Letztlich wartete ich zehn Minuten, bis endlich ein weißer Abschleppwagen, mit Blinklicht und der schwarzen Aufschrift Teller-Morrow auftauchte. Erleichtert atmete ich auf und stellte mich wieder gerade hin, weil ich mich gegen den Yenko gelehnt hatte.
     Der Abschleppwagen hielt zehn Meter vor meinem auf dem Seitenstreifen. Auf der Fahrerseite stieg ein junger Mann, der irgendwie einen verwirrten Eindruck machte. Er hatte blondorangenes Haar und ein blasses Gesicht. Er war schlacksig, schien aber doch leicht muskulös zu sein.
Auf der anderen Seite stieg ein südamerikanisch gutaussehender Mann aus. Er hatte ein markantes Gesicht, einen kurzen Irokesenschnitt und zwei Tattoos auf den Kopf. Besser gesagt Tribals.  Er hatte ein braunes Shirt an, an seinen Armen konnte ich erkennen, das er muskulöser als der Milchbubi war.
Der Südamerikaner hatte irgendwas an sich was mir gefiel. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass er eben Südamerikaner war. Ich hatte eine Schwäche für diese  verfluchten Kerle.
"Hat Gemma wegen dir angerufen?" Fragte mich der mit dem Gesicht eines Milchbuben und die blauen Augen ruhten auf meinem Gesicht.
"Ja..."
"Siehst du hier noch einen?" Fragte der mit dem Iro auf sarkastischer Art und konnte sich kein Grinsen verkneifen. Dieses warme Lächeln, war wirklich ansteckend, sodass ich Lächeln musste, als er mit seinen dunklen Augen zu mir blickte.
"Ne-nein, nur... es hätte ja sein können, dass wir falsch sind." Stammelte er und kratzte sich am Kopf.
"Er ist neu." Klärte mich der Iro auf. "Deshalb sind wir einen drei Minuten langen Weg, rekordmäßig mit zehn gefahren."
"Aller Anfang ist schwer." Entgegnete ich grinsend.
"Er ist seit sieben Monaten dabei und kommt immer zu spät." Lachte er weiter.
"Na dann, ist es was anderes."
"Ja, macht euch nur über mich witzig." Grummelte der Milchbubi.
Der sympathische Südamerikaner und ich wandten uns voneinander ab und blickten zum Milchbubi.
"Also, was ist passiert?" Fragte der mit dem Iro und wandte sich wieder zu mir.
"Kaum war ich in der Stadt, hat das Auto gerappelt und dann hat's auch schon gequalmt."
"Springt der an?" Fragte der Milchbubi mich.
"Würde ich dann hier noch stehen und eure Hilfe erwarten?" Stellte ich die eine rein rhetorische Frage. Und auf solche Fragen will man ja keine Antworten haben. Bekanntlich.
"Ich denke nicht." Meinte der junge Mann. Der junge Mann mit dem Iro lachte sich ins Fäustchen, als er die Motorhaube schloss. "Alter, sie wollte gar keine Antwort auf die Frage. Hast du im Unterricht nie aufgepasst?"
"Ich bin in der siebten von der Schule geflogen..." Grummelte der Milchbubi.
"Das erklärt einiges." Murmelte der mit dem Iro und blickte schelmisch zu mir.
     Ich wartete geduldig, bis die beiden jungen Männer meinen Wagen auf den Abschlepper angezogen hatten. Der Milchbubi stellte das Warnblinklicht an und wandte sich zu mir.
"Wollen Sie mit, Ma'am?" Stammelte er.
"Gott, ich werde Clay sagen, dass ich nicht mehr mit dir fahre." Grummelte der mit dem Iro. "Du vergraulst uns noch die hübscheste Kundin, die ich jemals in Charming abgeschleppt hatte..."
"Hm, nur das es das Auto sein wird." Stellte ich flirtend klar.
"Oh, nee." Sagte er panisch. "Ich hab's ehrlich nur auf die Autos bezogen... Mit dem abschleppen."
Jetzt hab ich auch noch den Kerl mit dem Iro zum stammeln gebracht. Entschuldigend blickte er mich mit einem Dackelblick an.
"Schon gut. Schon gut." Beruhigte ich ihn. Der Junge Mann seufzte erleichtert.
"Also, Ma'am?" Hakte der Milchbubi nach.
Hatte er das nicht kapiert. Ich drehte mich wieder zu dem blonden hin und ließ es mir nicht nehmen, den armen Kerl weiter zu ärgern.
"Ich bin 20, spar dir das Ma'am. Und ich muss ja mit, wäre blöd wenn ich hier stehen bleibe." Sagte ich streng.
"O-okay." Stammelte er.
Der mit dem Iro lachte wieder.
"Ich fahre, sonst kommen wir erst morgen in der Werkstatt an." Sagte der mit dem Iro und zog den blonden zurück, der zum Fahrersitz schlenderte.
Der mit dem Iro zog seine Hose nach oben die leicht nach unten gerutscht war und begab sich zum Fahrersitz. Der blonde meinte, das ich mich auch in den Wagen schmeißen sollte. Ich setzte mich in die Mitte. Der Milchbubi wiederum meinte es mit dem reinschmeißen zu ernst und landete wenig später mit seinem Gesicht auf meine nackten Oberschenkel. Erschrocken ließ ich meine Handtasche fallen und riss die Arme nach oben.
"Half-Sack!" Fluchte der mit dem Iro peinlich berührt auf.
"Oh, fuck. Sorry. Sorry. Sorry. Sorry." Meinte er panisch und setzte sich gerade hin. Er knallte die Beifahrertür zu und sein Gesicht färbte sich rot, während ich ihn perplex anstarrte.
Der mit dem Iro hatte bereits meine Handtasche aufgehoben und mir zurück auf den Schoß gelegt.
"Danke." Meinte ich zu ihm.
"Ich helfe immer gerne." Entgegnete er fröhlich, und lächelte mich an, ehe er los fuhr.

[1] Lean On Me [SOA] ✔️. Where stories live. Discover now