12.) '87 (Chibs)

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12.) '87 (Chibs)

Ich war mit dem PickUp zum Motel gefahren. Sorgte dort für klarschiff, in dem ich die Sachen da zurück stellte wo sie hingehörten und die Schmiererei vom spiegel wischte. Ich stopfte die Sachen meiner Tochter zusammengelegt in ihre Reisetasche und kleine Dinge wie ihr Portmonee und den iPod in die Handtasche. Dann bezahlte ich die Miete bei Mansons und machte mich auf dem Weg zurück zu TM.
    Kaum war ich aus dem PickUp gesprungen, und ging mit Nadias Sachen auf das Clubhaus zu, kam mir Gemma entgegen.
"Chibs." Sagte sie vorsichtig. "Die haben Nadia nichts weiteres getan, hätte Juice nicht gehandelt. Bedank dich bei den Jungen. Das tut ihm auch mal ganz gut."
Ich nickte und Gemma ließ mich stehen. Seufzend trat ich ins Clubhaus. Die anderen blickten mich alle komisch an. Half-Sack wich eingeschüchtert meinen Blick aus.
"Danke." Sagte ich zu Juice, der am Tresen der Bar saß und auf seine Hände starrte. Er blickte zu mir und nickte. "Du hast was gut bei mir."
"Okay." Meinte er.
Ich klopfte den Jungen auf die Schulter und atmete tief durch.
Damit ging ich nach hinten. Das Zimmer neben Juice war noch frei. Da war meine Tochter also. Ich klopfte an, bevor ich reinstürzte.
"Ja?" Hörte ich sie leise Fragen. Ich öffnete die Tür und Nadia setzte sich im Bett auf.
"Hab deine Sachen." Sagte ich und hob die Taschen hoch. Mit den Füßen machte ich die Tür zu und stellte die Taschen an Nadias Bettende ab. Sie saß da in Juice Riesen Jacke gekuschelt.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich fragen kann wie es dir geht, ohne einen zickigen Kommentar zu erwarten..."
"Wie Mom, mit ihren zickigen Antworten- So bin ich nur einmal im Monat drauf... Mir ging es schon mal besser." Sagte Nadia. Ich setzte mich auf den Stuhl neben das Bett. Ein Pflaster zierte ihre linke Wange und sie hatte eine kleine Platzwunde an der linken Seite ihrer Unterlippe.
Ich wollte nicht auf das Entführungsdrama rumhacken, sondern fragte sie wieso sie nach Charming gekommen war.
"Ich wollte dich sehen." Antwortete sie. "Wollte wissen, wieso du mir nie auf meine Briefe geantwortet hast. Wieso du niemals zu meinen Geburtstag angerufen hast? Wieso du dieses Versprechen gebrochen hast?" Fragte sie mit zittriger Stimme und ihr schossen schon wieder Tränen in die Augen.
"Ich habe auf Briefe von dir gewartet. Aber es kam nichts. Ich wollte dich immer anrufen. Die Nummern die ich immer herausgefunden hatte waren dann immer wieder falsch oder ich konnte euch gar nicht erreichen." Sagte ich und mich machte es fertig mein Kind so verletzt zu sehen.
Sie blickte mich eindringlich an. "Lügst du? Sag es mir: lügst du?" Fragte sie mich und wurde leicht wütend. Die erste Träne kullerte ihrem Gesicht herunter, die ich wegwischte, bevor sie es tat.
"Nein. Ich sage dir die Wahrheit, Nadia. Weißt du wie mich das alles fertig macht, das ich dich Jahre nicht gesehen habe. Du bist mein Fleisch und Blut. Ich werde dich niemals verstecken. Nur wenn du in Gefahr bist." Sagte ich und setzte mich zu ihr aufs Bett- legte meine Hand auf ihre. Ich hätte damit gerechnet, dass sie sie wegzog- tat sie auch, aber nur um Ihre in meine zu legen und fest zu umschließen.
"Aber wieso hast du nie meine Briefe bekommen. Mom hat sie doch bei der Post..."
Nadia hielt inne, als sie meinen Blick sah. Natürlich. Nora hatte die Briefe zur 'Post' gebracht. Das erklärt doch einiges.
"Wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen." Sagte Nadia und ihr fielen die Gurken von den Augen. "Mama hat die Briefe nie abgeschickt."
"Teilweise kann ich das verstehen. Sie wollte dich von mir beschützen."
"Du bist mein Dad. Du hättest mir nie was getan."
"Ja. Aber das war nicht der einzige Grund. Der MC, Kleines. Ich bin verheiratet. Meine Frau wohnt mit unserer Tochter in San Francisco. Es ist gut das du hier nicht in Charming bist. Wir haben Feinde."
"Ich habe eine Schwester?" Fragte sie nur und blickte mich komisch an.
"Lily ist 15. Wurde 1992 geboren. Sie wissen beide nichts von dir."
"Ja, bin ja auch ein Resultat aus einer bedeutungslosen Affäre."
"Deine Mutter mag eine Affäre gewesen sein. Aber du bist kein bedeutungsloses Resultat." Sagte ich und zog den Ärmel meiner Lederjacke hoch. Ich zeigte ihr das Nadia-Tattoo mit ihrem Geburtsjahr '87.
"Das hat meine Frau gesehen. Ich hab gesagt, das ist das Geburtsjahr und der Name von der Urgroßmutter eines Kameraden aus der Armee, die uns viel Kraft gegeben hat, durch die Bibeln die sie an uns verschenkt hatte."
"Armee?" Fragte sie und starrte vom Tattoo zu mir auf.
"Royal Army. Deshalb hab ich auch die Narben." Sagte ich und zeigte auf mein Gesicht. Ich log sie deswegen an.
Eigentlich war das mit den Namen eine ganz andere Geschichte. Aber das werde ich ihr später erklären. "War einer meiner Jungs aus Schottland. Hab nen üblen Scherz über seine Frau gerissen, das nahm er mir sehr übel."
"Oh." Machte Nadia. "Shit."
Ich nickte. "Ja, shit."
"Und deine Frau hat's dir mit dem Tattoo abgekauft?"
"Ich hoffe es." Lachte ich.
Nadia schmunzelte. "Ich bin froh, dass du noch lebst, auch wenn du in einem MC bist."
"Ich bin froh, dass es dir gut geht und das du hier her gekommen bist."
"Ich wollte dich einfach nur mal Wiedersehen." Sagte sie und lächelte. "Zwar ist das ein wenig schräg geworden. Aber du bist da und ich rede mit dir."
"Das ist wie Weihnachten und mein Geburtstag zusammen." Lächelte ich. "Wie lange bleibst du?" Fragte ich.
"Bis Samstag." Sagte sie und legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab. Ich legte ein Arm um sie herum und zog sie näher an mich heran.
"Wie findest du eigentlich Juice?" Fragte ich neugierig hinten herum. Diese Konstellation war mir einfach ein Dorn im Auge. Und sowieso muss Juice die Finger von meiner Tochter lassen.
Die Tochter eines Sons-Bruder war striktes Sperrgebiet.
"Dad!" Sagte sie mahnend.
Und für diesen Moment kam es mir so vor, als ob wir niemals getrennt waren.

[1] Lean On Me [SOA] ✔️. Where stories live. Discover now