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Zurück im Beach angekommen, trennten sich unsere Wege und wir gingen jeweils in unsere Zimmer. Ich hatte nicht einmal genug Energie, um über den heutigen Tag nachzudenken, also legte ich mich einfach schlafen.

Als ich am nächsten Tag wach wurde, verließ ich mein Zimmer. Ich kam allerdings nicht weit, da wurde ich von einem lauten: "Saskia", aufgehalten. Ich drehte mich um und sah, wie Aguni vor mir stand. "Es freut mich, dass du noch lebst", lächelte er leicht. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu, er blieb stehen. Dann fing ich an ihn zu umarmen. "Ich weiß, dass du das alles nur machst, um zu überleben. Für dich, für mich und für die, die dir Nahe stehen. Ich verstehe es jetzt", sagte ich, daraufhin erwiderte Aguni meine Umarmung. "Ich stehe immer hinter dir und tu alles für dich, egal, wie sauer du auf mich bist", flüsterte er in mein Ohr. "Ich weiß", nickte ich und ein paar Tränen liefen über mein Gesicht, während ich gleichzeitig über das gestrige Gespräch mit Chishiya nachdachte.

"Wieso weinst du?", fragte Aguni, nachdem wir uns aus der Umarmung lösten. "Ach, das Spiel gestern war sehr emotional. Aber es ist alles in Ordnung." "Du baust eine emotionale Bindung zu Chishiya auf, stimmt's?" Erschrocken sah ich ihn an. Ich war so perplex von der Frage, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte. "Schon gut, du musst nichts sagen", lachte er dann. "Ich gebe zu, ich habe nicht viel von ihm gehalten und es fällt mir immer noch schwer, ihm zu vertrauen. Er ist sehr geheimnisvoll. Aber wenn du ihn magst, dann freue ich mich für dich." Ich lächelte ihn an. "Ich glaube 80 Prozent vom gesamten Beach würde dasselbe über dich sagen", antwortete ich. "Wie meinst du?" Verwirrt sah er mich an. "Na komm schon. Du bist der Anführer des Militärtrupps, läufst den ganzen Tag mit Waffen herum und bestrafst Verräter. Was denkst du, wie vertrauenswürdig wirkt das auf andere?" Aguni verstand, was ich damit ausdrücken wollte und lachte mit mir. "Am Ende zählt es nur, dass die richtigen Personen mich gut genug kennen. Takeru und vor allem du", sagte er.

Wir redeten noch eine Weile, doch dann trennten sich unsere Wege. Ich hatte Hunger und suchte deshalb das Essen auf. "Na, auch Hunger?", fragte Kuina, nachdem sie plötzlich neben mir auftauchte, ich nickte nur. "Wir haben uns gestern gar nicht mehr gesehen. Was hattest du für ein Spiel?", fragte ich. "Ich war in einem Gebäude und musste immer zwischen der Leben und Sterben Tür entscheiden. Wenn wir uns für die richtige Tür entschieden, kamen wir in einen neuen Raum. Das Ziel war es, dem Gebäude zu entkommen und in jedem Raum hatten wir weniger Zeit." "Wie viele haben überlebt?" "Mit mir zusammen fünf Leute. Drei haben leider nicht lange genug nachgedacht und sich von der Zeit unter Druck setzen lassen." "Hm", antwortete ich knapp. "Ich war mit Chishiya ganz alleine bei einem Spiel. Dort trafen wir dann auf 3 weitere Spieler, die aber alle gestorben sind", wollte ich anfangen zu erzählen, doch Kuina unterbrach mich: "Ich weiß, Chishiya hat mir von eurem Spiel erzählt. Auch von eurem Kuss." "Er hat was?" Schockiert sah ich Kuina an. "Entspann dich, er hat es nur kurz nebenbei erwähnt. Ist doch nicht schlimm, es war eine emotionale Situation für euch beide." Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben, dann nickte ich aber schnell. "Genau", stimmte ich ihr zu.

Nach dem Essen suchte ich Chishiya auf. Da ich ihn weder auf dem Gelände, noch im Beach finden konnte, suchte ich sein Zimmer auf und klopfte an der Tür. Als er sie öffnete und mir dabei direkt in die Augen sah, bekam ich nicht mehr als ein stotterndes "Hey" aus mir raus. "Hey, komm rein", sagte er. Ich wich seinem Blick aus, lief an ihm vorbei und er schloss die Tür. "Wie kann ich dir helfen?", fragte er dann. Er stand vor mir, hatte seine Hände in seinen Jackentaschen und schaute mich an. "Ich wollte sehen, wie es dir geht, nachdem sich unsere Wege gestern trennten." "Mir geht es gut. Dir auch, wie ich sehe", sprach er und ich nickte. "Ja, ich habe mich vorhin auch mit Aguni ausgesprochen." "Schön", lächelte er.

"Warum hast du Kuina von dem Kuss erzählt?" "Na weil wir uns doch geküsst haben, oder?", sagte er ganz trocken. "Ja, das ist richtig", nickte ich. "Aber.. ich, also. Ich wusste nicht, dass man das sofort anderen mitteilen muss." "War doch nur ein Kuss, nichts besonderes, oder?" Er zuckte mit den Schultern. "Nein alles gut, du hast Recht", stimmte ich ihm zu und schluckte. Seine Art war eigentlich wie immer und doch verunsicherte er mich gerade total. Dabei dachte ich, dass ich ihn mittlerweile einschätzen könnte - zumindest ein kleines Bisschen, doch gerade hatte ich den Eindruck, nichts aus ihm rauslesen zu können.

Auf einmal fing er an zu lachen. "Was ist denn so lustig?", fragte er. "Du solltest mal deinen Blick sehen, du bist total verunsichert", sagte er. Verwirrt blickte ich Chishiya an. "Ich habe Kuina von dem Kuss erzählt, weil ich ihr von dem Spiel erzählte. Als ich darüber sprach, wie wir im Bus unsere Zeit verbrachten, scheine ich wohl kurz etwas geschwärmt zu haben, zumindest hat sie das gesagt. Dann habe ich den Kuss klein gesprochen, damit sie nicht mehr hinein interpretiert und keine Gerüchte in die Welt setzt", erklärte er. "Verstehe. Das macht Sinn", nickte ich und lachte mit. Dann kam er einen Schritt auf mich zu. "Das ändert aber nichts an meinen Worten. Ich mag dich wirklich sehr, sehr gerne. Und ich fand den Kuss sehr schön." Während er das sagte, wurde er immer leiser, bis unsere Lippen erneut aufeinander lagen. Ich schloss die Augen, während Chishiya mich näher zu sich ran zog. Dieses Mal wurde der Kuss intensiver als gestern im Bus, dennoch löste ich mich wieder von ihm.

"Alles in Ordnung?", fragte er und dieses Mal war er derjenige, der mich verunsichert ansah. "Ja, es ist alles okay. Ich mag dich auch sehr gerne, aber wir sollten unseren Fokus auf das Überleben nicht verlieren", antwortete ich. "Wir können den Fokus auch gemeinsam auf das Überleben setzen, wenn du möchtest", entgegnete er. "Gerne", lächelte ich. "Aber lass uns das nicht den anderen erzählen. Noch nicht." Chishiya nickte leicht. "Ich bin ein Meister im Überspielen meiner Gedanken und Gefühle, falls du das noch nicht mitbekommen hast", lächelte er überlegen. "Ach doch, das konnte mir gar nicht entgehen", lachte ich. Chishiya kam wieder einen Schritt auf mich zu. "Es tut mir leid, einmal muss ich es noch tun", sagte er dann und fing wieder an mich zu küssen. Er legte seine Hände an meine Taille, während ich meine um seinen Nacken legte. Chishiyas Lippen waren weich und warm und ich fühlte mich wirklich geborgen bei ihm.

Magical Hearts » Chishiya || Alice in BorderlandWhere stories live. Discover now