Kapitel 4

479 23 2
                                    

*zehn Jahre Zeitsprung in die Zukunft*

Es ist Abends. Ich laufe mit Tsireya zusammen am Strand lang. Es ist schon Tradition bei uns geworden. Wir setzen uns nebeneinander in den Sand und schauen uns den Sonnenuntergang an. „Zehn Jahre ist es her." erzähle ich meiner besten Freundin. „Was?" fragt sie nach. „Vor zehn Jahren bin ich hier gestrandet." erkläre ich ihr. Mein Blick ist immernoch auf den roten Himmel gerichtet. Sie nimmt meine Hand. „Das hier ist auch schon zehn Jahre alt." sie zeigt auf mein Armband. Wir müssen lächeln. Eine schöne Erinnerung. Ich starre auf den Boden. Ich muss an meine Familie denken. An den Wald. „Denkst du, sie kommen mich finden? Was wenn sie mich vergessen haben." sie bemerkt meine Tränenden Augen und legt einen Arm um mich. Ich schaue wieder auf den Horizont. „Sie werden dich nie vergessen, Elíya. Sie vermissen dich wahrscheinlich mehr als du sie." sagt sie mit einer beruhigenden Stimme. Plötzlich sehe ich, wie sich etwas im Himmel bewegt. Und das sind sicher keine Vögel. Etwas größeres. „Außerdem, sind wir deine Familie. Hier ist dein Zuhause." redet sie weiter. Dann bemerkt sie meinen verwirrten Blick. Sie schaut in die selbe Richtung wie ich. „Was ist da?" fragt sie mich. „Ich weiß nicht. Es kommt näher." jetzt ist sie auch verwirrt. Ich stehe auf. Meine Tränen sind getrocknet. „Das sind aber nicht die Himmelsmenschen, oder?" fragt Tsireya mich ängstlich. „Nein, irgendwas anderes." antworte ich ihr. Jetzt kann ich endlich erkennen was es ist. „IKRANE! DAS SIND IKRANE!" schreie ich. „Ikrane?" fragt sie. „Komm mit, sie landen dort hinten." sage ich ihr aufgeregt. Ich nehme ihre Hand und ziehe sie hinter mir her. Wir rennen gemeinsam wieder zum Dorf. „Ikrane sind Tiere aus meiner Heimat. Vielleicht ist das meine Familie!" erkläre ich ihr. Ich höre Ao'nung aus der Ferne uns zurufen: „Kommt schnell, hier sind Fremde. Die sehen so aus wie Elíya." Tsireya und ich haben kurz Blickkontakt. Kann es wirklich sein? Haben sie mich nach genau zehn Jahren gefunden? Wir rennen nun noch schneller. Dort angekommen drängeln wir uns außer Atem durch die Menge. In der Mitte angekommen finde ich aber nicht meine Familie, sondern die Sullys. Ich habe sie fast nicht erkannt. Es ist so lange her. Ich bleibe wie versteinert stehen. Jake, Neytiri, Lo'ak, Kiri, Neteyam. Und ein kleines Mädchen. Alle vor mir. Jake redet gerade mit Tonowari. Neteyam starrt mich an. Er ist warscheinlich genauso verwirrt wie ich. Lo'ak entdeckt mich nun auch und läuft auf mich zu. „Scheiße, Elíya. Bist du es wirklich?" sagt er überrascht zu mir. Er steht direkt vor mir. „Lo'ak." ich mache eine kurze Pause „Ich kann nicht fassen, dass ihr hier seid." sage ich mit einem großen Lächeln. „Wir dachten alle du wärst tot." sagt er mit einer erleichterten Stimme, während er mich umarmt. Wir merken gar nicht, dass die ganze Aufmerksamkeit auf uns gerichtet ist. Neytiri stubst Jake an, sodass er mich auch bemerkt. „Elíya." sagt er. „Ein Wunder." spricht Neytiri für ihn weiter. Beide kommen zu mir, wie Kiri auch. Alle umarmen mich. Nur Neteyam bleibt stehen. „Wer ist das?" fragt ihn das Mädchen. „Elíya. Sie gehörte mal zu unserem Clan." antwortet er ihr. Neteyam nickt mir nur zu. Er scheint nicht erfreut darüber mich hier zu sehen. „Wisst ihr, was mit meiner Familie passiert ist?" frage ich voll mit Hoffnung. „Warte, sie sind nicht hier?" fragt Jake verwundert. Ich schüttele nur den Kopf. „Wie bist du dann hier her gekommen?" fragt Neytiri. Ich erzähle ihnen von den Bruchteilen, an die ich mich noch erinnern kann. Jetzt scheint Neteyam sich wohl doch für mich zu interessieren. Er hört mir konzentriert zu aber schüttelt nebenbei seinen Kopf. Neytiri sucht Jakes Blick und dann wieder meinen. „Elíya." sagt Neytiri besorgt und legt eine Hand auf meine Schulter. Sie wollte gerade etwas sagen, aber Neteyam redet ihr ins Wort. „Mach dir keine Hoffnungen. Die sind eh tot." Kiri gibt ihm einen genervten Blick. Ich bleibe still. Seine Worte verletzen mich. Wie kann er es wagen. Ich gucke ihn entsetzt an. Neytiri redet weiter: „Elíya, er hat recht. Es ist schon ein Wunder, dass du überlebt hast. Es ist auch schon zehn Jahre her... Sie sind tot." Genau in diesem Moment fließen mir die Tränen. „Nein." gebe ich leise von mir und schüttle meinen Kopf. „Nein, sie leben!" schreie ich schon fast. Kiri und Lo'ak schauen besorgt und überfordert zu mir. Ich weine noch mehr. „Sie leben." wiederhole ich mich und breche fast zusammen aber ich stütze mich an Tsireya ab. „Das müssen sie" sage ich kaum noch verständlich. Ich zweifle schon fast an meinen eigenen Worten. Ich atme schwer. Neytiri will mich berühren aber ich schlage ihre Hand weg. Dann dränge ich mich durch die Menge und laufe los. Tränen laufen endlos meine Wangen hinunter. „Elíya!" höre ich mehrere Stimmen hinter mir rufen. Aber ich ignoriere sie. Ich schnappe mir mein Ilu und schwimme mit ihm zum Baum der Seelen.

POV NETEYAM

Ich sehe sie nur wegrennen. Ich bereue ein wenig meine Worte von vorhin. Aber es ist die Wahrheit. „Wohin geht sie?" fragt Lo'ak die Freunden von Elíya. „Keine Ahnung. Wir müssen ihr folgen." antwortet sie. „Ao'nung, komm mit." fordert sie einen Jungen auf. Lo'ak und ich stimmen zu und laufen mit ihr. Ich hatte Elíya anders in Erinnerung. Weniger stur ... und langsamer. Mir geht langsam die puste aus. Wir sehen, wie sie ins Wasser geht und sich auf ein Tier setzt. „Ich glaube sie geht zum Baum der Seelen. Der ist Unterwasser." sagt uns das Mädchen und bleibt stehn. „Und?" fragt Lo'ak. „Einer von euch muss hier bleiben, einer muss Elíyas Ilu zurückbringen. Ihr könnt noch nicht reiten und es passen nur drei drauf." erklärt uns der Junge. „Wer von euch ist stärker?". „Er." gibt Lo'ak schwer zu. Ich kann mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Wir drei steigen auf dieses ding und Atmen nochmal tief ein. Ich bin ein bisschen geschockt von der Unterwasserwelt. Es sieht irgendwie Magisch aus. Nun sind wir am Baum der Seelen angekommen. Wir beobachten sie erstmal von der Wasseroberfläche aus.

POV ELÍYA

Angekommen am Baum der Seelen zögere ich als erstes. Ich war in den letzten zehn Jahren nicht einmal hier. Ich glaube ich habe nur angst vor der Wahrheit. Aber ich muss es jetzt endlich wissen. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und schließe das Band.

—————————————————————————————————————————————————————————————
Sorry das gestern nichts kam. Dafür ist dieses Kapitel etwas länger.

Lost and foundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt