Teil 24

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Ana


Gemeinsam mit meinem Bruder mache ich mich auf den Weg in die Rosen Klink, um unsere Mutter zu besuchen. Ich weiß gar nicht warum, aber ich bin ein bisschen nervös sie zu sehen. Lange, habe ich sie, seit ihrer Krankheit, nie alleine gelassen und jetzt sind es schon zwei Tage. Deswegen habe ich auch ein schlechtes Gewissen und kann gar nicht die schöne Sonne genießen.

Tief durchatmend, versuche ich mich zu entspannen und nicht so viel darüber nach zu denken. Zu meinem Glück sind wir zehn Minuten später auch schon da und betreten das chice Foyer. Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so aus, wie eine Klink, aber das äußere kann ja bekanntlich immer täuschen. Am Empfang lächelt uns eine ältere Dame zu und begrüßt uns. "Wie kann ich Ihnen helfen?", fragt sie höflich und wartet auf eine Antwort. "Wir würden gerne unsere Mutter besuchen.", antworte ich ihr ebenfalls höflich und gucke kurz rüber zu meinem Bruder.

Tino guckt sich geistesabwesend das Foyer an und scheint nicht bei der Sache zu sein. "Der Name ihrer Mutter?", fragt die ältere Dame und tippt in ihrem Computer rum. "Olivia Petrov.", nenne ich ihr den Namen meiner Mutter und werde von Sekunde zu Sekunde immer nervöser. Verdammt. "Dürfte ich bitte ihren Ausweis sehen?", fragt die ältere Dame plötzlich und scheint ebenfalls nervös zu werden.

Verwirrt schüttele ich den Kopf und suche in meiner alten Tasche nach meinem Ausweis. Natürlich habe ich kein Glück und habe meinen Ausweis nicht dabei. Wo ist der eigentlich? "Entschuldigung, den habe ich nicht mit.", sage ich leicht gereizt und verstehe nicht, warum ich meinen Ausweis brauche. Sie ist meine Mutter. "Dann kann ich sie leider nicht durch lassen.", erwidert sie höflich und guckt mich entschuldigend an.

Fassungslos gucke ich sie an und gehe zu meinem Bruder. "Hast du deinen Ausweis mit?", frage ich ihn ernst und verschränke die Arme vor meiner Brust. Tino schüttelt abwesend den Kopf und guckt mich nicht einmal an. Was ist los mit ihm? Entschlossen gehe ich wieder auf die ältere Dame zu und stützte mich mit den Armen am Tresen ab. "Ich verstehe nicht warum ich einen Ausweis brauche, um meine Mutter zu sehen, aber ich will zu ihr. Fragen Sie sie doch und sie wird ihnen das bestätigen können.", sage ich aufgebracht und warte nicht mal bis sie mich anguckt.

"Miss, es tut mir wirklich leid, aber mir sind die Hände gebunden.", sagt sie ernst und ist nicht mehr so höflich drauf. "Bitte gehen sie jetzt.", weißt sie mich an und zeigt auf den Ausgang. "Sie veraschen mich?", sage ich sarkastisch und schlage mit der flachen Hand auf den Tresen. "Gehen sie oder ich rufe den Sicherheitsdienst.", sagt sie ernst und nimmt schon den Hörer in die Hand.

Stur wie ich nun mal bin, verschränke ich die Arme und ziehe eine Augenbraue hoch. So leicht bekommen sie mich von meiner Mutter nicht weg. Sie redet kurz russisch in das Telefon, legt auf und verschränkt ebenfalls die Arme vor der Brust. War sie vorhin nicht noch nervös? Warum jetzt nicht mehr?

Zwei Minuten später kommen auch schon zwei breit gebauten Typen in Anzügen und gucken mich böse an. "Sie möchte nicht gehen.", erklärt die ältere Dame, den Herren in den Anzügen und setzt sich wieder auf ihren Stuhl. Ohne etwas zu sagen, packt mich der eine Typ am Arm und zerrt mich nach draußen. Scheiße. Wütend trete ich um mich und versuche mich aus seinen Griff zu befreien. Doch erfolgslos. "Ey.", ertönt Tinos Stimme. Anscheinend ist er aus seiner Gedanken Reise zurück.

Er versucht den Typen von mir zu reißen, doch der andere packt Tino ebenfalls am Arm und zerrt ihn nach draußen. "Abhauen, sonst Ärger.", zischte der eine Typ mit gebrochen Englisch und schubst mich grob ein Stück von sich weg. Aufgebracht stemme ich die Arme in die Seiten und sammle mich kurz. "Ihr gehört nicht zu Sicherheitsdienst, oder?", kommt mir ein Gedanke, den ich aber absolut hasse.

Ernst gucken sie mich an, reagieren aber nicht auf meine Frage. "Was machen wir jetzt?", fragt Tino mich von der Seite und guckt die Gorillas wütend an. "Hast du dein Handy mit?", frage ich ohne den Blick von den Gorillas zu nehmen. "Ja.", und damit reicht er mir sein Handy. Ich krame die Visitenkarte von Aiden aus meiner alten Handtasche und tippe die Nummer ein.

"Ivanov?", geht Aidens tiefe Stimme dran und klingt nicht erfreut jetzt telefonieren zu müssen. Sein Pech. "Warum lassen mich deine Leute nicht zu meiner Mutter?", frage ich aufgebracht und ohne Umschweife. "Ana?", sagt Aiden verwirrt und klingt gleich nicht mehr so genervt. "Nein der Präsident von Russland. Natürlich du Arsch oder wie viele Ana's kennst du?", zische ich sarkastisch und hoffe, aber auf keine ernste Antwort. Sonst ist er doch auch so schlau. "Hör auf so frech zu sein.", knurrt Aiden durch den Hörer und atmet tief durch.

Hysterisch lache ich auf und schüttele den Kopf. "Aiden, ich will zu meiner Mutter.", sage ich eindringlich und versuche mich zu beruhigen. Das ganze ist doch so eine Zeitverschwendung. "Natürlich, gibt mir die Männer die dich rausgeschmissen haben.", sagt er ernst und hat anscheinend in den Arbeitsmodus gewechselt.

Ohne aber zu zögernd reiche ich den einem Typ das Handy und grinse sie gehässig an. "Eure Boss.", sage ich belustig und freue mich schon auf deren Gesichter. Schluckend nimmt der Typ, der Tino rausgeschmissen hat, das Handy in die Hand und führt es sich zu seinem Ohr. Genausten betrachte ich sein Gesicht und muss mir das lachen verkneifen, als ich sehe das er ganz blass um die Nase wird. Seid wann bin ich so böse?

Schnell reicht er mir das Handy wieder und deute nach drinnen. "Bitte folgen mir.", sagt er ernst und versuchte, die anscheinend, harte Standpauke, zu vertuschen. Aber sein Pokerface ist lange nicht so gut, wie das von Aiden. "Geht doch.", murmelt Tino neben mir und grinst mich dämlich an. "Aber darüber müssen wir später nochmal reden.", sagt Tino plötzlich ernst. Was ist aus meinem Bruder geworden? Sonst war ich immer die Erwachsene und er das Kind. Aber ich will mich nicht beschweren.

"Die Betonung liegt auf später, jetzt geht es um Mama.", sage ich ehrlich. Zustimmend nickt Tino und gemeinsam betreten wir wieder die Lobby. Tino hat recht, Aiden ist viel zu sehr in unsere Leben involviert und das ist nicht gesund.



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