Teil 35

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Ana

Unter dröhnenden Kopfschmerzen wache ich auf. Keuchend halte ich mir die Stirn und versuche die Augen zu öffnen. Alles erscheint so hell, obwohl nur die Sonne durch die riesige Fensterfront scheint. Langsam versuche ich mich aufzurichten, doch alles schmerzt so sehr, das ich wieder in das große Kopfkissen sinke.

Na wenigsten bin ich nicht im Keller gefangen.

"Guten Morgen.", ertönt eine männliche Stimme und lässt mich erschrocken hochfahren. Doch wegen meiner Kopfschmerzen, fasse ich mir zischend an den Kopf und lasse mich wieder ins Bett zurück fallen. "Ihre Dosis war zu hoch bzw. sind sie, wenn ich so direkt sein darf, ziemlich abgemagert und dadurch wirkt das Beruhigungsmittel stärker.", erklärt die Stimme ruhig.

Erschöpft versuche ich mich aufzurichten und die Augen zu öffnen. Kraftlos lasse ich mich an die Kopflehne fallen und suche den Raum nach der Stimme ab. Der Mann, der gerade gesprochen hat, sitzt auf einem Sessel gegenüber des Bettes. Er hat die Beine übereinadergeschlagen und seine Hände im Schoß gefaltet.

Sein graues Haar liegt glatt nach hinten gegelt und alles an seinem Aussehen wirkt sehr gepflegt. "Warum bin ich hier?", frage ich als erstes und versuche die Kopfschmerzen zu ignorieren. "Weil sie wichtig sind.", antwortet der Kerl ernst und erhebt sich aus dem grauen Sessel. "Ich habe ihnen Kopfschmerztablett hingelegt. Gehen sie sich frisch machen und ich hole sie in zwanzig Minuten ab.", sagt er geschäftsmäßig und ist dabei das Zimmer zu verlassen.

"Denken sie ich höre auf das was sie mir sagen?", frage ich zickig und gucke ihn wütend an. Sofort dreht er sich wieder zu mir um und guckt mich monoton an. "Nein, aber sie wollen doch sicher nicht in ihrem jetzigen Zustand an eine gedeckte Tafel setzen?", weißt er mich spitz drauf hin und verschwindet endgültig durch die Tür.

Seufzend greife ich nach den Kopfschmerztabletten und dem Glas Wasser, was daneben steht und kippe es gierig runter. Tief durchatmend schwinge ich die Beine über die Bettkante und warte kurz bis sich mein Kreislauf dran gewöhnt hat. Langsam stehe ich auf und laufe auf die Tür zu, durch die der Mann verschwunden ist.

Wie soll es auch andres sein, ist sie verschlossen. Entschlossen, diesem Mistkerl das Leben zur Hölle zu machen, drehe ich mich um und verschwinde im Badzimmer. Erstmal entleere ich meine Blase und wasche dann mein Gesicht, mit kaltem Wasser. Ich betrachte meine Erscheinung im Spiegel und überlege was ich jetzt machen kann.

Die werden nicht so dumm sein und mich in die Nähe technischer Geräte zu lassen. Naja vielleicht habe ich ja Glück. Deprimiert setze ich mich auf den Boden vor die große Fensterfront und muss unweigerlich an Mama und Tino denken. Sie haben Mama mitgenommen und was mit Tino ist, weiß ich auch nicht. Hoffentlich haben sie ihn einfach übersehen.

"Miss?", ertönt die gleiche Stimme von diesem großen Kerl und lässt mich zur Badzimmertür gucken. Er klopft an und wartet auf eine Reaktion von mir. Doch sie kommt nicht. "Kommen sie raus oder muss ich die Tür eintreten?", fragt er mich ruhig. Wie kann der immer so entspannt wirken? Er wirkt wie ein Serienkiller.

Brummend erhebe ich mich und laufe auf die Tür zu. Mit Schwung öffne ich sie und lasse sie gegen die Wand knallen. Zufrieden stelle ich fest das die Klinge ein Loch in den Putz geschlagen hat und die Krümel zu Boden fallen. "Sind wohl Nachwirkungen der Beruhigungsmittel.", trotze ich grinsend und dränge mich an dem breiten Typ vorbei.

"Warum dachte ich auch nur, das sie weniger Feuer hat?", murmelt der Typ, überholt mich schnell und hält mir zuvorkommend die Tür auf. Er kennt mich gar nicht und weiß noch nicht mal annähernd wie viel Feuer in mir steckt. "Hier entlang.", sagt der grau Haarige und deute in den langen Flur.

Selbstbewusst folge ich ihm und verschränke die Arme vor der Brust. So leicht werden die mich nicht einschüchtern. Durch Aiden bin ich ein bisschen was gewöhnt und das werde ich ihnen auch so zeigen. "Wie heißen sie?", unterbreche ich die unangenehme Stille und laufe ein bisschen schneller, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

Er ignoriert mich einfach und läuft stur weiter. Wir gehen eine Treppe hinunter und kommen in einer großen Eingangshalle an. "Habe ich erwähnt das ich reiche Arschlöcher nicht leiden kann?", sage ich belustigt und bleibe in der Riesen Eingangshalle stehen. Einmal drehe ich mich um meine eigene Achse und gucke mir die helle Halle an.

Ein großer Kronleuchter hängt von der Decke und lässt es majestätisch wirken. "Dafür das sie reiche Arschlöcher nicht leiden können, finden sie aber sein Haus sehr faszinierend.", sagt der ältere Herr und betrachtet mich mit verschränkten Armen.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und versuche meine Begeisterung zu verstecken. Immerhin würde ich entführt und das darf ich nicht vergessen. "Nein, ich überlege nur wie viele umgebracht wurden sind, damit man sich sowas leisten kann.", antworte ich zynisch und setze ein gefaktes lächeln auf.

Belustig schüttelt er den Kopf und kommt auf mich zu gelaufen. "Du solltest dein Zunge hüten, wenn du am Tisch sitzt. Sonst bist du die nächste Anzahlung auf die Renovierung des Anwesens.", sagt er ernst und legt seine Hand auf meinen unteren Rücken. Bestimmend schiebt er mich ein paar Meter voran, bis ich mich aus seiner Geste drehe und bockig stehen bleibe.

"Ihre unterschwellige Drohung können sie sich sparen. Ich bin mir bewusst in welcher Lage ich mich befinde. Das müssen sie mir nicht immer wieder unter Beweis stellen.", sage ich wütend und verschränke wieder die Arme vor der Brust. Diesmal ändert sich seine Miene und er wirkt nicht mehr ganz so ruhig und entspannt.

Plötzlich kommt er mir einen bedrohlichen Schritt näher und flüstert gefährlich. "Sie machen aber nicht den Eindruck als wüssten sie in welcher Lage sie sich befinden." Schluckend versuche ich seinem Blick stand zu halten und recke trotzig mein Kinn. "Ich habe Hunger.", erwidere ich provozierend und laufe einfach weiter.

Zähne knirschend läuft er mir hinterher und überholt mich wieder. Wir kommen vor einer Flügeltür an und elegant öffnet er die beiden Türen. Er führt mich zu meinem Platz und zieht mir einen Stuhl zurück. Skeptisch lasse ich mich auf ihm sinken und begutachte den mehr als gut gefüllten Tisch.

Alles was man sich wünschen könnte steht auf dem Tisch. Frisches Obst, Orangensaft und vieles mehr. Aber mein Innere sture Stimme sagt mir das ich aus trotz nicht essen soll. Genervt über mich selbst lasse ich mich in den Sitz zurück fallen und warte was als nächstes passiert.



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