Kapitel 2: "Würstchen"

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"Ups", entfleuchte ihr. "Oh sorry, alles gut bei dir? Ich hab nur die Klos gesuch-" Ihr gegenüber sah verwirrt auf ihre Hand und fing an zu grinsen, wobei seine Grübchen deutlich wurden. "Wieso hast du ein Würstchen in der Hand?" Isabelle sah hoch in sein Gesicht. Ein Typ mit mittelangen weißblonden Haaren, bei denen ihm einzeln Strähnen in die Stirn fielen, und stahlblauen Augen grinste sie an. Sie sah an ihm herunter. Er hatte eine sportliche Brust die mit einem schwarzen Hoodie verdeckt war. Sie sah auf ihr Würstchen und dann wieder zu ihm. "Das ist eine sehr private Frage, findest du nicht?" Antwortete sie frech und runzelte die Stirn. Er lächelte weiter. "Sorry, ich wollte deine Wurst-Privatsphäre nicht angreifen." Jetzt konnte auch sie sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Tadelnd wackelte sie mit dem Würstchen hin und her, als wäre es ihr Finger. "Na besser isses. Willst du auch eins?" Der blonde Typ lachte nun leise auf und sah sie mit gerunzelter Stirn an. "Ob ich auch ein ... Würstchen essen will?", fragt er ungläubig. "Tse, dann eben nicht" erwiderte Isabell und wollte an ihm vorbeigehen, doch er stellte sich vor sie. "Ey warte. Okay, ich würde gern ein Würstchen von dir essen." Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. "Na gut." Sie lief Richtung Küche, der Unbekannte folgte ihr. Nachdem sie das Würstchenglas aus dem Kühlschrank geholt hatte, setzte sie sich auf einen Tisch, der daneben stand. Der blonde setzte sich neben sie. "Bist du bereit dem heiligen Würstchenpakt beizutreten?" Sie hielt ihm die Wurst entgegen. Mit einem Lächeln nahm er sie entgegen. "Es wäre die größte Ehre für mich." Wieso sieht er so niedlich aus wenn er grinst? Die Grübchen sind unwiderstehlich. Sie reichte ihm die Wurst und ein paar Minuten aßen sie schweigend, dann fing er wieder an zu sprechen. "Warum bist du hier hinten alleine und isst Würstchen? Ist doch Party drüben." Sie zuckte mit den Schultern. "Hab keine Lust mehr auf Menschen. Bin mittlerweile auch zu ausgenüchtert um mir die ganzen besoffen zu geben." Sie blickte uzu ihm. "Außerdem bin ich ja jetzt nicht mehr allein." Er nickte langsam. "Und wieso sitzt du hier hinten und leistet einem Würstchen-essenden Mädchen Gesellschaft anstatt zu feiern?" Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als sie die Frage stellte. "Eigentlich wollte ich mich für ein paar Minuten im Klo einschließen, weil ich genauso wenig Bock auf Menschen hab wie du. Aber dem Würstchen konnte ich dann doch nicht widerstehen." Sie sah in an. Ins Klo einschließen? Sind wir Seelenverwandte?  "Klingt ziemlich traurig. Wir beide klingen ziemlich traurig." "Jap, das stimmt wohl." Beide sahen nachdenklich auf den Boden. Dann sah sie wieder zu ihm. Im Gegensatz zu seinem Hoodie war sie selbsteher knapp bekleidet, trug ein Rücken-und bauchfreies Top mit Ausschnitt und eine enge schwarze Jeans an. "Hast ja. Icht so das typische Cluboutfit an. Ist dir nicht warm?" Er blickte an sich herunter. "Schon ein bisschen." "Wollen wir rausgehen? Man kann oben aufs Dach." Seine Grübchen traten wieder hervor. "Wir?" Gespielt beleidigt schmiss sie ihre langen dunklen Haare über ihre Schulter. "Kannst auch mit deinem Würstchen alleine bleiben." Sagte sie und lief Richtung Tür. "Nope. Wäre ja noch trauriger", sagte er und ging ihr mit schnellen Schritten hinterher. Sie führte ihn zu einer Tür nach der eine Leiter nach oben führte und kletterte diese Hoch. "Ist das legal?" Murmelte er, folgte ihr aber. Oben angekommen stellte er aber beruhigt fest, dass sowohl ein Zaun als auch drei Bänke auf dem Dach standen, es konnte also nicht zu illegal sein. Sie ließ sich auf eine Bank fallen und starrte in den Nachthimmel, er tat es ihr nach. "Was ist eigentlich dein Sternzeichen?" Er schnaubte. "Dein Ernst? Du kennst meinen Namen nicht aber fragst nach meinem Sternzeichen?" Isabell begann zu kichern, und er nahm es mit Humor. "Okay, dann sag mir zuerst deinen Namen." Er verschränkte beleidigt die arme. "Nö." Das brachte Isabelle nur noch mehr zum lachen. "Hör auf jetzt sag schon." Brachte sie zwischen ihrem Kichern hervor. "Hans-Peter Rudolf." Sagte er todernst. Das gab ihr den Rest. Isabelle lachte nun aus vollem Hals. Vielleicht war das auch der Rest-Alkohol, aber sie fing an so heftig zu lachen dass sie fast vorne über kippte. Doch der blonde hielt sie fest und lehnte sie wieder zurück an die Lehne. "Hey hey hey, nicht abhauen." Beim zurücklehnen an die Lehne war sie unbewusst etwas näher an ihn gerutscht. Er riecht so gut. "Stier. Also das ist mein Sternzeichen. Mein Name ist Julian." Sie blickte ihm in seine Augen, die sogar in dem Dämmerlicht der Nacht blau zu strahlen schienen. "Gut dass du das nochmal betont hast was von beiden dein Name ist. Hätte dich sonst Stier genannt." Er lachte. "Julian also", wiederholte sie, und verlor sich letztendlich ganz seinen Augen. Er nickte und hielt ihrem Blick stand, bis er bemerkte dass sie leicht am zittern war. "Ey sag doch dass dir kalt ist." Ohne sie zu fragen hatte er schon seinen hoddie ausgezogen und hielt ihn ihr hin. Er trug nun nur noch ein weißes T-Shirt. "Ist das nicht ziemlich Klischee?" Fragte sie, nahm den Pulli jedoch an und zog ihn schnell über ihren Kopf. "Möglich. Vielleicht liegts aber auch daran dass ich ein Stier bin." Neckte er sie. Sie boxte ihm spielerisch in seine Schulter. "Man, das war doch nur Spaß mit dem Sternzeichen." Er grinste nur frech. "So, und jetzt bist du dran." "Ich bin Isabell. Achso, und Sternzeichen Skorpion falls es wichtig ist." Er lächelte sie wieder an. "Klar ist das wichtig, Isabell. Und, ist dir wärmer?" Isabell nickte. "Vergiss den nachher nicht." Er grübelte. "Du hast Recht, ich brauche Pfand." Isabell runzelte verwundert die Stirn, und Julian erklärte. "Naja Pfand halt. Irgendwas von dir, so dass wir beide dem anderen was schulden." "Hmmhm." Mit nachdenklichen Blick blickte sie an sich herunter, und entschied sich dann für einen der Ringe an ihrer Hand. Sie streifte ihn ab und nahm entschlossen seine Hand, um ihn den Ring um den Finger zu legen. Er passte sogar. Sie ließ seine hand trotzdem nicht los. Wie kann man so weiche Hände haben?  "Das ist jetzt aber noch mehr Klische, dass weißt du schon oder?"Schulterzuckend sah sie ihn an. Beide schwiegen sich ein paar Sekunden nur an, die Augen aufeinander gerichtet, als würden sie ein stillen Staring-Contest betreiben. Aus irgendeinem Grund fühlte sich Isabella wohl bei Julian. Sie kannte ihn erst seit ein paar Minuten, er war quasi fremd, doch trotzdem kam sie sich zu ihm irgendwie... verbunden vor. Als würden sie sich schon länger kennen. Sie hatte sich noch nie so schnell bei jemandem wohlgefühlt. Vielleicht war das auch der Grund wieso sie unbewusst näher an ihn kam. Aber ihm schien es nicht anders zu gehen, beide Gesichter näherten sich in zeitlupen-geschwindigkeit einander. Und vielleicht wären sie auch irgendwann aufeinander getroffen, aber Helen Fischer zerstörte den Moment, und 'Atemlos' schallt in voller Laustärke los. Isabell zuckte zusammen und kramte hastig ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Julian runzelte die Stirn. "Bist du Helene Fischer Fan?", fragte er grinsend. Isabelle riss die Augen auf und verfluchte den Moment an dem sie Emma den Klingelton für ihr Handy hatte aussuchen lassen. "Um Gottes Willen nein! Es ist ne lange Geschichte, ich... ich muss mal kurz da ran." Sie sprang auf und nahm den Anruf an. "Isabell? Wo bist du?? Larissa ist am kotzen." Emmas Stimme ertönte. Sie rollte mit den Augen. "Hat sie es wenigstens bis zum Klo geschafft?", fragte Isabelle hoffnungsvoll, aber das Schweigen am Ende der Leitung nahm ihr jegliche gute Stimmung und sie stöhnte. "Kannst du herkommen? Ihr geht's echt nicht gut. Wir sind vorm Klo." "Ja, bin gleich da." Sie legte auf und drehte sich zurück zu dem blonden jungen Mann, der wartend auf der Bank saß. "Sorry,", sie zeihte auf ihr Handy, "ich muss zu meinen Freunden." Er lächelte verständnisvoll. "Alles gut, lass uns runter gehen." Isabell verfluchte Larissa innerlich dreimal. Der Moment war so perfekt! Aber als sie unten angekommen war, konnte sie Larissa nicht mehr böse sein. Halb benommen lag sie auf der Kloschüssel und sah eher tot als lebendig aus. "Hey, Maus, trink ein bisschen was." sagte Isabell und reichte ihr ein  Glas Wasser während sie ihr sanft über den Rücken streichelte. Larissa nahm es mit zitternden Händen und setzte vorsichtig die Lippen ans Glas. "T-ut mir leid dass ich auf euren Boden ge-", sie schluckte, "gekotzt habe." Isabell lächelte Schwach und wischte ihr mit einem Blatt Klopapier einen Kotzfleck von der Wange. "Alles gut." Sie bemerkte nicht, wie der weißblonde am Türrahmen hinter ihr lehnte und sie fasziniert beobachtete. Nach ein paar Minuten in denen Larissa noch ein paar mal in die Schüssel würgte, stand Isabell auf. "Ich bestell dir mal ein Taxi." Sie drehte sich um und lief in den Flur um in Ruhe telefonieren zu können, und schon dabei fiel ihr auf dass sie Julian nirgends sehen konnte. Ist er etwa gegangen ohne Tschüss zu sagen?  Sie versuchte sich nicht verrückt zu machen sondern sorgte sich erstmal um Larissa. Als diese ins Taxi gesetzt war ging auch Emma mit um sie nach Hause zu bringen, und auch die meisten anderen Partygäste brachen auf oder waren bereits verschwunden. Es war nun fast leer im Club. Leider erblickte Isabell unter den paar verbliebenen keinen blonden Typ mit Grübchen, obwohl sie in allen Räumen nachsah. Also war er wirklich einfach gegangen. Ihre Laune war nun bei null. Und es ärgerte sie, denn sie kannte ihn doch garnicht. Wieso war sie so traurig, dass er einfach gegangen war? Ihr Cousin kam ihr entgegen. "Jo Isi, aufräumen ist angesagt. Du hast doch gesagt du hilfst, du darfst die Kotze deiner Freundin wegmachen." Er drückte ihr eine Zewa rolle und einen Eimer in die Hand. Sie funkelte ihn grimmig an, aber sie hatte es ihm versprochen. "Was hast du da eigentlich an?" Sie blickte an sich herunter, da fiel ihr ein dass die noch Julians Hoodie anhatte. Immerhin ist mir etwas von ihm geblieben.


A/N: Naa, wie war der erste Julian Auftritt? Btw, sorry an alle Vegetarier und Veganer für dieses Kapitel, aber ihr dürft euch selbstverständlich auch eine vegane Wurstalternative vorstellen. Das Würstchen hat hier halt gut gepasst. Anyways, hoffe euch hat's gefallen und wir sehen uns beim nächsten mal.

Torschuss in's Herz || Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt