Kapitel 19: Sol

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Arm in Arm schlenderten wir entlang am Delaware River ohne ein Ziel vor Augen

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Arm in Arm schlenderten wir entlang am Delaware River ohne ein Ziel vor Augen. Eliah hatte es geschafft, dass ich heute den ganzen Müll, der in meinem Kopf lagerte, einmal vergessen konnte. Ich musste mir keine Gedanken über Amy machen, da diese überraschenderweise ihre vorlaute Klappe gehalten hatte oder über die Tatsache, dass jede verstrichene Sekunde mich näher an mein Ende brachte. Er hatte mich vergessen lassen, dass die Zeit stetig weiterschritt und ich mich nur für einen Tag unendlich fühlen durfte.

Ich warf Eliah einen Seitenblick zu und lächelte. Sein Arm lag in meiner Beuge und er pfiff leise eine Melodie. Sie war schräg und es fehlte jegliche Melodie, doch er ließ sich nicht beirren. Eliah strahlte in diesem Moment eine Unbeschwertheit aus, die ich am liebsten zu meiner eigenen gemacht hätte. Doch je weiter die Sonne am Horizont hinabwanderte, um Platz für die Nacht zu machen, umso mehr kehrten die Schatten meiner Ängste zurück.

Trotzdem wollte ich der Dunkelheit nicht nachgeben. Ich war noch nicht bereit dazu, den Tag als Erinnerung abzustempeln.

,,Sport war nie deine Stärke, oder?''

Ich stupste Eliah an, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Endlich hörte er auf zu pfeifen, und schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an.

,,Du willst doch nicht sagen, dass Billard ein Sport ist, oder?'', fragte er mich und ich dachte an die Spielhalle zurück, in der wir den Nachmittag verbracht hatten.

,,Warum nicht? Immerhin wird es auf jedem Sportsender ausgestrahlt. Ich denke, dass muss eine tiefere Bedeutung haben.''

Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich bemerkte, wie Eliahs Mundwinkel zu zucken begannen.

,,Okay, okay. Du hast mich erwischt. Ich war immer schon eine Niete im Sport. Hätte nie gedacht, dass ich Billard einmal dazu zählen würde...'', murmelte er.

,,Na ja, das Ziel des Spiels ist es eben, die schwarze Kugel zuletzt zu versenken und nicht zuerst.''

,,Es bedarf die Fähigkeiten eines Meisters, dieses Kunstwerk zu beherrschen'', entgegnete Eliah mit hochgezogener Nase. Ich prustete los und hielt mir meinen vor Lachen schmerzenden Bauch. Ich erinnerte mich nicht, wann ich das letzte Mal so frei gelacht hatte.

,,Okay, das war eindeutig ein Punkt für dich.''

Eliah verzog seine Mundwinkel zu einem siegessicheren Schmunzeln.

,,Ich hoffe, du hattest heute einen schönen Tag. Wir werden noch viele solcher Tage verbringen. Das verspreche ich dir.''

Vielleicht war es die kleine Gewissheit, dass die Anzahl dieser Momente für mich beschränkt sein würde und ich einen Stich im Herz verspürte, den ich aber ignorierte.

Ich nickte und wanderte mit den Augen dem Horizont entlang. Der Himmel war voller unterschiedlicher Farben geschmückt. Er war getränkt in einem Farbverlauf von dunkel zu hellblau und gezeichnet von rosa-roten Farbstreifen, die sich der untergehenden Sonne lechzend entgegenstreckten. Wie oft ich wohl noch dieses Himmelsspektakel mit eigenen Augen sehen würde?

Soulless - Auf ewig verbundenWhere stories live. Discover now