Kapitel 5 - Butterbier und Grinsekater

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Ich beschloss den restlichen Nachmittag und den Abend bei Hagrid zu verbringen. So konnte ich Gilderoy aus dem Weg gehen, denn ich verspürte heute nur mehr wenig Lust mich beim Abendessen voll quatschen zu lassen. Sollte doch Severus in den sauren Apfel beißen.

Gegen Neun Uhr machte ich mich auf den Weg zurück ins Schloss und als ich gerade durch die Eingangshalle ging, flog die Tür zum Lehrerzimmer auf und niemand geringerer als Gilderoy Lockhart kam heraus.
Toll, so viel zu aus dem Weg gehen.

Ich versuchte ihn gekonnt zu ignorieren und mit zu Boden gerichtetem Blick marschierte ich schnell Richtung Treppe. Ich war gerade auf der ersten Stufe angekommen, als ich seine Stimme hinter mir hörte. Genervt schloss ich die Augen und wandte mich um, wieso war ich nicht Zehn Minuten länger bei Hagrid geblieben.

„Tanita! Ich dachte schon du wärst krank. Ich habe dich beim Abendessen vermisst." rief Gilderoy und kam mir mit großen Schritten entgegen.

„Ich war bei Hagrid zum Essen. Also keine Sorge, alles gut." entgegnete ich mit einem gekünstelten Lächeln und drehte mich bereits zum gehen um.

Da spürte ich wie seine Hand nach der Meinen griff und schon wieder schoss mir ein elektrisierendes Kribbeln durch den Körper und für eine Millisekunde sah ich einen winzig kleinen Goldfunken.
Erschrocken riss ich meine Hand nach hinten, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht, rutschte über die Treppe und ehe ich es mich versah landete ich in Lockharts Armen.

Wunderbar, das fehlte mir gerade noch.

„Na, na, du bist wohl von der stürmischen Sorte, was? Gefällt mir." schäkerte Gilderoy mit einem Lächeln und zwinkerte mir schelmisch zu.

Natürlich was auch sonst, der aufgeblasene Großkopf dachte ich hätte mich absichtlich in seine Arme geworfen.

Mit Schwung stemmte ich mich zurück auf meine Beine und verengte meine Augen zu Schlitzen.
„Bilde dir ja nichts ein, Grinsekater. Ich bin nur gestolpert."
und ohne mich noch einmal umzudrehen stapfte ich die Treppe nach oben. Ich wollte ganz schnell möglichst viel Abstand zwischen uns bringen.

In meinem Zimmer angekommen warf ich mich auf das Bett und versenkte den Kopf in mein Kissen und ließ einen gedämpften Schrei los.

Dieser blöde, arrogante, eingebildete, goldgelockte Schaumschläger. Wieso hatte ich ihn Grinsekater genannt? Der dachte jetzt bestimmte auch noch ich flirte mit ihm.
Und warum durchfuhr mich bei seiner Berührung dieses Kribbeln? Noch nie hatte ich sowas erlebt, es war fast wie eine undefinierbare Spannung zwischen uns. Grauenhafter Gedanke.

Ich rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich fragte mich wie ich das ein ganzes Jahr lang durchstehen sollte, ohne den Verstand zu verlieren.

Wieder einmal ein gut durchdachter Plan von Albus Dumbledore der alle anderen zu Spielsteinen machte, während der große Zauberer selbst in seinem Büro saß, Brausebonbons lutschte und sich in seinen Bart lachte.

Aber was solls, was der Herr befahl wurde ohne wenn und aber ausgeführt. Auch wenn es mir dezent gegen den Strich ging, meine Zeit mit Gilderoy Lockhart zu verbringen. Es musste nun mal sein.

Im Laufe der restlichen Woche wurde mir bewusst, dass selbst wenn ich Gilderoy aus dem Weg gehen wollte. Ich es nicht konnte. Der Kerl tauchte nämlich ganz zufällig immer dort auf wo ich mich gerade befand.

Ich half Pomona mit den Alraunen, wer kam keine zehn Minuten später an den Gewächshäusern vorbei? Gilderoy!

Minerva und ich sortierten Unterlagen in ihrem Büro, wer steckte seinen Kopf durch die Tür? Gilderoy.

Severus und ich machten eine Pause im Lehrerzimmer, wer gesellte sich augenblicklich dazu? Gilderoy.

Der Kerl war einfach überall und ich konnte nichts dagegen machen.
Als ich mich am Samstagabend mit Hagrid in den Drei Besen verabredete, war ich also nicht übermäßig erstaunt, dass Gilderoy bereits dort war als ich durch die Tür trat. Umringt von einem Grüppchen Hexen im mittleren Alter, machte er Fotos und gab seine abenteuerlichsten Geschichten zum Besten. Na wenigstens war er abgelenkt und ich konnte unbemerkt vorbei schlüpfen.

Ich erspähte Hagrid in einer der hinteren Ecken und steuerte sogleich auf den Tisch zu, ließ mich auf den Stuhl fallen und schaute kurz zu Gilderoy. Er hatte mich tatsächlich nicht bemerkt. Glück gehabt.

„Ja der sitzt hier schon ne Weile und posaunt groß herum von irgendwelchen Werwölfen und Vampiren die er erledigt hat." dröhnte Hagrid als er meinem Blick folgte.

„Hier für dich. Hab schon mal bestellt." fuhr er fort und reichte mir einen Krug Butterbier.
„Danke Hagrid." antwortete ich und trank mit kräftigen Zügen. Das hatte ich nach dieser Woche wirklich nötig.

Wir tranken eine Weile schweigend. Schließlich beugte sich Hagrid erwartungsvoll zu mir hinunter: „Sag mal. Hab ich was verpasst oder warum wirkst du leicht angespannt?" Seine dunklen Augen musterten mich fragend. Es brachte nichts ihn anzulügen, deswegen erzählte ihm von meiner Woche und je mehr ich redete, desto breiter wurde Hagrids Grinsen.

„Jetzt hör schon auf. Da gibt es nichts zu lachen." entrüstete ich mich, als er bei der Stelle mit der Treppe in seinen Bierkrug prustete.

„Mädel, ich sag es dir ja nur ungern. Aber es scheint als steht er auf dich." entgegnete Hagrid mit erhobenen Augenbrauen.
„Blödsinn, du siehst ihn doch dahinten mit den ganzen Weibern flirten. Das ist seine Masche, das macht er mit jeder. Wahrscheinlich ritzt er sich dann Kerben in den Bettpfosten." antwortete ich kühl.

„Also ich sehe nur eines, nämlich, dass er seit er hier herein gerauscht ist seinen Blick nicht von der Tür abgewendet hat bis du gekommen bist und seitdem schaut er unablässig zu uns hinüber. Und verzeih mir, aber ich denke nicht, dass es meinetwegen ist." erklärte Hagrid und zwinkerte mir zu.

„Wer weiß, vielleicht hat er einen Faible für Halbriesen." scherzte ich.

In dem Moment kam die Kellnerin und stellte mir einen weiteren Krug Butterbier vor die Nase.
„Das habe ich doch gar nicht bestellt." ich sah sie fragend an, eigentlich waren Hagrid und ich schon in Aufbruchsstimmung gewesen.
„Das ist von dem Herren da drüben." antwortete sie und deutete über meine Schulter. Ich wusste bereits wen sie meinte, bevor ich mich umdrehte.

Gilderoy Lockhart winkte mir fröhlich lächelnd zu und hob sein ebenfalls volles Glas an. Ich formte mit meinen Lippen das Wort „Danke" und deutete auf das Butterbier am Tisch. Diese Geste verstand Gilderoy offenbar als Aufforderung zu mir zu kommen. Mit einem kurzen Lächeln, ließ er die verwunderten Hexen stehen und kam durch den Raum auf mich zu.

„Hallo, hallo! Wie ich sehe bin ich nicht der Einzige den es heute in die Drei Besen verschlagen hat. Darf ich mich setzen?" er zeigte seine perlweißen Zähne.

Bevor ich etwas sagen konnte fiel mir Hagrid ins Wort „Aber sicher doch, ich wollte gerade gehen." er wuchtete seinen massiven Körper nach oben und fügte hinzu: „Dass sie mir Tanita aber wohlbehalten ins Schloss zurück bringen, Lockhart."

Seine Augen ruhten für einen Moment auf Gilderoy, der leicht nervös wurde, dem Blick aber stand hielt und mit breitem Lächeln antwortete: „Aber selbstverständlich. Sein sie versichert guter Mann, in meinen Händen ist sie Bestens aufgehoben." und er ließ sich auf den freien Platz gegenüber von mir nieder.

Hagrid gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und ließ uns alleine.
Ich kochte innerlich und irgendwann, in naher Zukunft, würde ich mich dafür rächen.
Darauf konnte sich Hagrid verlassen.

True Colors - Seelengebunden Where stories live. Discover now