35 - Aufwärmübungen

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Ich kriege es mit. Namjoons vergnügtes Kichern weckt mich. Er krabbelt hinter mir ins Bett, deckt uns beide zu, brummt müde, entspannt und zufrieden und ist ganz schnell eingeschlafen. Ich dagegen liege wach und genieße, dass er mir so nah ist.

Bald erwacht das ganze Haus zum Leben, und so schleiche ich mich dann doch aus dem Bett und aus dem Zimmer. Yoongi ist mal wieder nicht da, aber die anderen freuen sich, dass ich mit ihnen frühstücke.
"Tae, soll ich dich gleich zu Jimin fahren?"
"Das wäre cool. Ich hab mir überlegt, dass ich mir was zum Zeichnen mitnehme. Ich soll sowieso mit ganz vielen kleinen Skizzen mein Auge und meine Hand schulen, hat Dr. Lee gesagt. Auf den Schrottbergen finde ich sicher gute Motive. Und dann fühle ich mich nicht so aufdringlich, falls Jimin Zeit braucht, sich an mich zu gewöhnen."
"Solltest du Herrn Kang da rumlaufen sehen, gib ihm deine und meine Telefonnummer. Wer weiß, was noch alles kommt. Erzähl ihm von heute Nacht. Wahrscheinlich redet Jimin normalerweise gar nicht mit ihm. Der Mann sollte aber Bescheid wissen."
Tae packt sich Stifte, seinen Skizzenblock, Essen und Trinken ein. Bald schon laufen wir los zum Auto.

Mein Blick fällt auf die zugewucherte Grundstücksgrenze rüber zum Schlösschen. Es ist still geworden bei den Nachbarn. Die Sanierungsarbeiten scheinen abgeschlossen zu sein. Nur selten steht noch ein Handwerkerauto vorm Tor, die Kräne und Geräusche sind verschwunden. Es taucht auch kein Makler auf, kein Möbelwagen, kein zukünftiger Bewohner. Das Haus erstrahlt in neuem Glanz, aber darin ist kein Leben. Ich kann mich mal wieder riesig freuen, dass wir hier schon so viel geschafft haben. Dass wir hier schon so viele Katastrophen überstanden und Weichen für die Zukunft gestellt haben. Und dass hier das Leben nicht aufgehört hat.

Die Fahrt ist entspannt und zufrieden. Viel reden wir nicht, es wird sich zeigen, was der Tag für Taehyung und Jimin bewirken kann. Das letzte Stück vor dem Schrottplatz fahre ich langsam und sehe mich gründlich um. Es sieht alles viel freundlicher aus als in der Nacht. Am ganzen Zaun entlang stehen zahllose Blumentöpfe - naja - Blumentöpfe. Vor allem Kletterpflanzen wachsen da aus den rostigen Eimern, alten Schuhen, Kotflügeln, einer sehr malerischen alten Badewanne, Einmachgläsern, Kochtöpfen, einem Motorradhelm und anderen kreativen Gefäßen und klettern am Zaun empor, dazwischen wächst alles, was bunt ist.
Der große Eingangsbereich vom Gelände ist ordentlich und sauber. Die Bagger und Greifer stehen in Reih und Glied neben der großen Presse. Um Jimins Bus liegen wie eine Mauer Stapel aus Altreifen, die auch bepflanzt sind.
Wahrscheinlich ist diese ganze Gärtnerarbeit Jimins Dank dafür, dass er hier leben darf und in Ruhe gelassen wird. Und die Reifenmauer soll ihm die Neugierigen vom Leib halten.

Da wir Jimin nicht das Gefühl geben wollen, dass wir uns anschleichen und ihn bespitzeln wollen, gehen wir ganz offen durch das große Tor über den Hof und schauen uns um

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Da wir Jimin nicht das Gefühl geben wollen, dass wir uns anschleichen und ihn bespitzeln wollen, gehen wir ganz offen durch das große Tor über den Hof und schauen uns um. Wenn er da ist, wird er uns sehen und kann dann selbst entscheiden, ob und wie er reagieren will.
An der Hecke zum Privatgebäude ist offensichtlich vor kurzem gebuddelt worden. Das Beet sieht unfertig aus, Werkzeug und ein paar Pflanzen stehen daneben.
Ist Jimin hier grade zu Gange gewesen und hat sich jetzt vor uns verkrochen? Und wo ist der Hund von heute Nacht?

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