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Jimin

*

Das Leben war etwas schönes. Es war so tief und voller Freude. Es gab Erinnerungen, an denen man festhielt und sie immer wieder hervorholte, um sich an sie zu erinnern oder sie betrachten zu können. Das Leben kann einen bereichern und etwas gutes Geben. Freunde und Familie. Jeder Punkt ist ein Baustein des eigenen Glücks.

Doch das Leben kann auch das genaue Gegenteil von “schön” sein. Es kann dich in die Tiefe des Abgrundes bringen, wo man nur sehr schwer entkommen kann. Schlechte Erinnerungen manifestieren sich in deinem Gehirn und lassen dich nicht ruhig schlafen. Bringen dich immer wieder dazu zu schreien und darauf zu hoffen, dass das Licht oder gar die Sonne die Dunkelheit erhellen möge. Doch nichts passiert.

Nur die Kraft und Mut allein bringen dich weiter und lassen dich dorthin bringen, wo du sein möchtest. Eiserner Wille nennt man es und ich war so dankbar, dass ich es schaffte. Ich war da, in einem ruhigen Ort, zwar nicht da, wo ich wirklich sein wollte, aber es war besser, viel besser, als dort, wo ich einst war.

Selbst wenn, an diesem Ort gab es nichts mehr, was übrig geblieben war. Es gab nur noch mich. Park Jimin, ein einsamer Student, der sich völlig verloren in der riesigen Stadt Seoul befand. Ich ließ einen Teil meines Lebens hinter mir. Es war besser und nur so konnte ich den Neuanfang wagen und das war das kleine fünkchen Licht in meinem Inneren.

“Wo soll das hin?”, fragte mich der Mann, der eine alte Stehlampe in der Hand hielt. Sie war so hässlich, dass ich sie eigentlich gar nicht mitnehmen wollte, aber zurücklassen konnte ich sie auch nicht. 
“Ehm, stellen Sie sie dort in die Ecke.", deutete ich ihn zu dem vorgesehenen Platz.

Ich lief aus der Tür und ging zum Gefühlten hundert Mal zum Transporter, um meine Habseligkeiten aus diesem zu holen.

Ich konnte jedoch nicht vermeiden, mich immer wieder umzusehen, diese stille Idylle war einfach herrlich. Ich bezog gerade ein altes Haus, das ich mir gekauft hatte. Es wirkte fast wie ein Lagerraum oder gar Halle, es war alles offen und wurde von dicken Balken gehalten. Es gab sogar eine zweite Etage und dort wurde mein kleines Arbeitsreich entstehen, auch meine Arbeiten für die Uni. Meine vielen endlosen Bilder brauchten Platz und ich liebte die Kunst, die sich darin widerspiegelte. Farben waren das Spiegelbild unserer Seele.

Mein Blick glitt zu meinem Haus und dann nach rechts, dort stand ein weiteres großes Haus, was sanierter aussah als meins. Wer darin wohl wohnte? Der Vorgarten sah einfach fabelhaft aus. Viele unendlich schöne Blumen in verschiedenen Farben. Jeder Farbtupfer war balsam für meine Seele und ich war kurz davor, alles stehen und liegen zu lassen, zum nächstbesten Baumarkt zu rennen und mir ebenfalls solche schönen Exemplare zu kaufen.

Mein Blick glitt zu meinem Vorgarten. Ja! Jimin, das solltest du wirklich tun, nur nicht mehr heute, es sei denn die Männer, die deine Sachen lieferten, stellen auch alles genau dahin wo du es haben möchtest.

Ich stieß ein tiefes Seufzen aus und nahm einen weiteren Karton und schaffte ihn ins Haus. Ein Blick auf den Karton und ich brachte ihn hoch, wo sich mein zukünftiges Arbeitszimmer befand.

Auch wenn ich in der Stadt Seoul lebte, lebte ich etwas außerhalb. Es war schön hier und in der Nähe war ein Hafen, aber man hörte zum Glück nichts. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich würde auf einer Insel leben, so ruhig war es hier. Das obere Stockwerk hatte eine tolle Aussicht. Hier würde ich genug Muße finden und an weiteren Werken arbeiten können.

“Mr Park?”, hörte ich es von unten rufen und ich ging schnellen Schrittes nach unten. 
“Wir wären jetzt fertig. Bitte unterschreiben Sie hier!”, überreichte mir der Fahrer die Papiere und ich unterschrieb sie.
“Sehr schön! Dann viel freude in Ihrem neuen zu Hause.”, verabschiedete er sich und ging mit seinen zwei Helfern hinaus. Ich folgte ihnen und sah, wie sie wegfuhren. Ich blickte auf meine Uhr und runzelte die Stirn.

Sollte nicht…

“...min.”, hörte ich es ganz leise. Zunächst war es so weit weg, dass ich es fast nicht wahrnahm, aber dann hob ich meinen Kopf und ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen, was immer breiter wurde, je mehr ich die drei Chaoten rennen sah. Das sah so lustig aus, dass ich einfach kichern musste.

“JIMIN!”, schrie Felix laut und kam, gefolgt von Hyunjin und Jisung angerannt, mit mehreren kleinen Beuteln in ihren Händen.
“Sorry für die Verspätung! Wir haben den Bus verpasst und Jisung hätte beinahe die Getränke vergessen.”, plapperte Felix ohne Punkt und Komma. Er trat einfach in den Vorgarten und lief die drei Stufen zu meinem Haus hoch, umarmte mich und trat ins Haus. Jisung der ihm folgte plusterte seine Wangen auf, er trat ebenfalls einfach ein.
“Was? Gar nicht! Du hast nur zu lange mit dem Verkäufer gequatscht, den du die ganze Zeit schon an schmachtest.”, steckte Jisung ihm die Zunge raus. Felix wurde rot im Gesicht.

Hyunjin schüttelte nur den Kopf.
“Hallo Jimin, wir entschuldigen uns für die Verspätung. Wir haben sogar Essen mitgebracht. Ich hoffe du hast Hunger?”, fragte er mich und legte einen Arm um meine Schulter.
“Das fragst du noch?”
Hyunjin lachte und zusammen traten wir ein.

Ich beobachte, wie die drei Chaoten alles auspacken und redeten, als hätten sie sich seit mehreren Monaten nicht gesehen, wobei wir uns erst letzte Woche gesehen haben. Ich lebte zu diesem Zeitpunkt in einem Wohnheim an der Universität, bis ich mich dazu entschloss, mir ein Eigenheim zu kaufen, was ich bis jetzt auch nicht bereute.

Leider waren meine drei Freunde nicht begeistert, dass ich unser Wohnheim verließ, aber Hyunjin konnte es verstehen. Daher unterstützte er mich und die anderen, wo sie nur konnten. Nur mit dem Auspacken konnten sie mir nicht helfen, da sie eine wichtige Vorlesung hatten. Das war nicht weiter tragisch. Ich wollte so oder so alles allein machen.

Doch jetzt würde ich den Abend mit den dreien genießen und für einen Moment das Schöne im Leben auskosten. Es war nicht alles bitter. Das hier und jetzt, war das süße. Wir konnten lachen und uns an den Dingen erfreuen, die zu Tage gebracht werden und diese Momente waren goldwert. Man konnte vergessen, vergessen was hinter einem lag, vor einem oder gar die Last, die einen zu erdrücken drohte.

“Auf dein neues Zuhause, Jimin! Mögest du hier deinen Frieden finden.”, hob Jisung sein Dose hoch.
“Hey! Sag sowas nicht, das klingt beinahe so, als würde er von uns gehen.”, schimpfte Felix und hob nun ebenfalls seinen Becher.
“Mögest du endlich Ruhe von uns haben.”, grinste Felix und Hyunjin prustete los.
“Endlich sagst du mal die Wahrheit.”

Die drei stellten ihre Getränke auf den Tisch und rangeln miteinander und ich mochte es, zu sehen, wie unbeschwert sie ihr Leben lebten. So war es richtig.

Ich hob meine Dose.

“Auf mein friedvolles Zuhause.”, sprach ich aus und die anderen hörten auf und setzten sich. Sie hoben ihre Dosen und zusammen stießen wir an.

Ja! Auf mein neues friedvolles Zuhause.

*


Hallo ihr Lieben und Herzlich Willkommen zu meiner neuen Story. :) ♥︎

Diese Story ist eine Inspiration von einer anderen Geschichte ( Canary ). Meine Anfrage an die Autorin, ob ich ihre Geschichte als Inspiration nutzen darf, wurde genehmigt.

Vielen lieben Dank FlairDeArrich ♥︎

Und falls ihr Interesse habt, schaut bei ihr doch gern mal rein. Sie ist eine meiner Liebelieblingsautoren hier auf Wattpad und ihre Geschichten haben mich immer gefesselt und habe sie auch schon sehr oft gelesen.

Ich hoffe sehr, dass sie euch gefallen wird.

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Copper-Curly

Colors of your Soul ||• Yoonmin •||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt