Drei

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Felix schleppte sich nach Hause. Seine Mutter war sehr besorgt, da ihr Sohn zu so einer späten Stunde zuhause auftauchte. „Ich war mit Freunden unterwegs", meinte er. Nie könnte er ihr erklären, dass er mit einem völlig Fremden Sex und unbekannte Substanzen eingenommen hatte.

Am nächsten Morgen kam das große Erwachen. In den frühen Morgenstunden, wo Felix für die Schule aufstand, ließ er den gestrigen Tag nochmal Revue passieren. Er erinnerte sich, dass Chan kein Kondom benutzt und in ihm abgespritzt hatte. Ein übler Verdacht formte sich in Felix Verstand: Er könnte jetzt schwanger sein. Ihm wurde bei der Vorstellung übel. Fuck, er war doch erst 15! Wieso hatte er nicht besser nachgedacht? Stimmt, weil er völlig high von den Drogen war, die ihm Chan gegeben hat. Sein Verstand glich glitzernder Masse, ohne jegliche Selbstkontrolle. Er hatte nicht einmal nach Verhütungsschutz gedacht. Auch Chan nicht. Was machte er jetzt? Felix raufte sich die Haare. Das kann nicht passiert sein. Und wie würde Chan reagieren, wenn er erfuhr, dass er vielleicht schwanger war? Würde er es gut aufnehmen oder ihn verlassen?

Felix hatte keine Nerven für ein Kind in so einem jungen Alter. Er musste es abtreiben. Dazu fehlte ihm allerdings das Geld. Ein Nebenjob dauerte viel zu lang. Bis er das benötige Geld aufgetrieben hat, würde das Baby so weit in ihm herangewachsen war, dass er es nicht mehr fortbekommen konnte. Felix brauchte einen Job, wo er in kurzer Zeit viel Geld hatte.

Den ganzen Tag über dachte Felix an nichts Anderes als an eine mögliche Schwangerschaft. Wie automatisch legte er seine Hand auf seinen Bauch. Er brauchte jetzt jemand. Jemand, der ihn verstehen könnte. Felix dachte sofort an Chan. Der hübsche junge Mann würde ihn verstehen können. Er hatte ihn so toll und geliebt fühlen lassen. Kurzerhand schrieb Felix ihn an und bekam die Adresse von Chan. Nach der Schule schrieb er seiner Mutter, dass er noch bei Jisung war. Seine Mutter war damit einverstanden.

Der schwarzhaarige Schüler klingelte an dem runtergekommenen Wohnblock, in dem Chan wohnte. Es stank nach Kot und Gras, was Felix ignorierte. Chan machte ihm die Tür auf und lies ihn an. Hier drinnen sah es nicht viel besser aus als im Treppenhaus. Der Flur war voller Müll, dessen süßlicher Geruch die schon abgestandene Luft noch mehr verpestete. „Sorry, für die Unordnung. Ich wollte noch aufräumen", meinte Chan. Felix stieg über leere Essensverpackungen und kam in eine Art Wohnzimmer an. Dort stand ein sehr zerfleddertes rotes Sofa an der Wand. Der Teppichboden zeigte schwarze Schmutzschlieren auf. Wie im Flur lag sehr viel Müll hier. Kleidung ebenfalls. Es war so stickig hier, dass Felix nur schlecht Luft bekam. „Wollen wir ficken?", fragte Chan und trat zu ihm. Nur Sekunden später spürte er Chans Hand auf seinen Hintern. „Ich habe deinen süßen Arsch vermisst."

Felix wollte sich eigentlich nur bei ihm ausheulen, weil er vielleicht schwanger war, doch die Aussicht nach Sex war zu verlockend. Vor allem, wenn Chan ihm wieder die wunderbaren Pillen von gestern geben würde. Er wusste nicht, was genau Chan ihm da gegeben hat, doch er wollte wieder so high werden und alles um sich herum vergessen. „Chan? Hast du mehr von dem, was du mir gestern gegeben hast?" Chan grinste und löste sich von ihm. Er ging an ein paar Kartons und holte etwas hervor. In seiner Hand hielt er eine kleine Tüte mit bunten Ectasypillen. „Möchte mein Baby wieder high sein?" Felix konnte nicht aufhören diese kleinen Pillen anzuschauen, die ihn so unfassbar gut fühlen ließen. Er brauchte sie auf seiner Zunge. „Ja, lass mich wieder high sein." Chan gab ihm einer der Pillen, worauf Felix sie schnell in seinen Mund steckte und runterschluckte.

Die nächsten Tage sahen für Felix gleich aus: Zuerst ging er morgens brav in die Schule und besuchte am Nachmittag Chan, wo er sich die Seele aus dem Leib ficken ließ. Manchmal gab Chan ihm ein paar Drogen, manchmal nicht. Der Drogenkonsum machte sich bereits bemerkbar: Felix fühlte sich viel besser, wenn er high war und wurde leicht aggressiv, wenn Chan ihm keine Pille gab. Das Thema Schwangerschaft schnitt Felix nie an, wenn er bei Chan war. Zu sehr genoss er den wilden Sex mit ihm. Chan ließ ihn so gut fühlen. Für ihn war er was Besonderes. Felix fing ihn an Gefühle für ihn zu entwickeln.

Sobald er von Chan weg war, kam das Thema Schwangerschaft zurück, als hätte es nur auf ihn gewartet, um ihn wieder zu frustrieren. Er hatte bisher noch keine Möglichkeit gefunden Geld aufzutreiben, damit er sich eine Abtreibung leisten konnte. Niemand durfte davon erfahren, deswegen konnte er seinen Eltern nicht fragen. Sie würden ihn für naiv und dumm halten, weil er sich mit einem völligen Fremden eingelassen hatte.

Wie so oft saß Felix auf seinem Platz in der Schule und zerbrach sich den Kopf. Jeongin kam in den Unterrichtsraum und ließ sich neben Felix fallen. Sein Kumpel hatte außerordentlich gute Laune und summte vor sich hin. Jeongin betrachtete zufrieden seine neue Rolexuhr. Der teure Schmuck riss Felix aus seinem nachdenklichen Zustand raus. Soweit er wusste, waren Jeongins Eltern nicht gerade reich und konnten ihrem Sohn nicht einfach so eine Rolexuhr kaufen. Er wurde also neugierig. „Woher hast du die Uhr? Hast du sie geklaut?" Anders könnte es Felix sich nicht erdenken. Jeongin hatte nicht mal einen Nebenjob. Jeongin schnaubte und zog seine Hand zurück. „Was denkst du von mir? Nein, ich habe sie gekauft. Hab' nen Job."

Felix hob die Brauen. Jeongin verbrachte seine Freizeit lieber mit Seungmin und Jisung, anstatt irgendwo zu arbeiten. Der schwarzhaarige junge Mann stellte Jeongin in einem Fastfoodrestaurant oder als Verkäufer irgendwo arbeiten. Unmöglich. „Du und Job?" Stolz nickte Jeongin und warf wieder einen Blick auf seine Uhr, die er sich gestern Nachmittag gegönnt hatte. „Was für einen Job?" Jeongin schaute sich um, bevor er sich zu Felix beugte, sodass er ihm ins Ohr flüstern konnte. „Du darfst es niemanden erzählen, okay? Versprichst du es mir?" Felix nickte wild. Er konnte gut Geheimnisse für sich bewahren. Außerdem fühlte er sich geehrt, dass Jeongin ihm vertraute. „Ich arbeite in einem Escortservice. Du weißt schon. Ich gehe mit älteren Männern zum Essen. Da verdient man wahnsinnig viel, wie du hier siehst." Jeongin strich über die teure Uhr.

Felix konnte es nicht fassen, was er da hörte. Jeongin war erst 14! Er hatte einiges von solchen Service gehört und fand sie widerlich. „Das ist illegal! Du bist minderjährig!", zischte Felix, worauf Jeongin zusammenzuckte, weil es viel zu laut war. „Shhh, niemand darf davon wissen. Und deswegen buchen mich viele ältere Männer. Die alten Säcke stehen auf Jungs." Jeongin kicherte, als würde er es lustig finden, was Felix noch schockierender fand. „Jeongin, ich mache mir Sorgen um dich! Bitte hör damit auf! Was wenn dich ein alter Sack begrabscht und mehr von dir will als nur ein Date?"

„Felix, man, mach dich locker. Ich bin kein Prostituierter und sollte es dazu kommen, kann ich bei der Agentur anrufen und die machen den Kerl kalt. Die trauen sich nicht mich anzurühren, weil sie genau wissen, dass es sonst Ärger gibt." Felix fragte sich, wie es Jeongin überhaupt geschafft hatte, zu so einer Agentur zu gelangen. Seriöse Escortservice würden niemals minderwertige Schüler einstellen. Es musste also eine wirklich schmierige Agentur sein. „Es kann aber passieren!" Jeongin gab ihm einen bösen Blick und rückte von Felix weg. „Überleg mal dort selber zu arbeiten, du siehst etwas...arm aus", meinte Jeongin.

Jeongins Beleidigung schnitt wie ein heißes Messer in ihm. Felix schaute auf sich herab. An ihm baumelte kein teurer Schmuck. Selbst wenn sie alle Schuluniformen tragen mussten, so zeigte Schmuck den Wohlstand des Schülers an.


Low (Lee Felix FF)Where stories live. Discover now