He knows. (8)

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„Yuna", sagte er und ging langsam die Treppen wieder hoch, „was hast du mit der Schere gemacht?" Ich sah ihn an und sagte nichts. Was soll man bitte darauf antworten? „Ich- äh- also", stotterte ich, ohne zu wissen was ich als Nächstes sagen soll. Wenigstens hatte ich das Blut von der Schere abgewaschen. „Yuna, bitte sag mir nicht, es ist, was ich denke", sagte Liam, der inzwischen vor mir stand. „Ich hab nur meine Nägel geschnitten, ja haha genau", leugnete ich alles. „Mitten in der Nacht? Yuna hör auf zu lügen", antwortete Liam auf meine Lüge. Scheiße. Ich spürte schon fast die Tränen kommen. „Yuna, bitte sag mir, dass du dich nicht selbst verletzt", sagte Liam dann. Kacke, kacke, kacke. Ich spürte schon die ersten Tränen über meine Wangen laufen. „Es tut mir leid", weinte ich und wurde von Liam's starken Armen in eine Umarmung gezogen. „Yuna, nein", flüsterte er und umarmte mich fester. „Warum?", fragte er immer noch flüsternd. Ich weinte einfach weiter gegen seine Brust. Ich fühlte mich so schwach. Wie konnte ich es jemanden erzählen?

Als ich mich wieder ein bisschen gefangen hatte erklärte ich ihm, warum ich sowas tat: „Ich will nicht sterben, aber ich will nicht so leben. Ich will nur fühlen. Ich will mich lebendig fühlen.". „Yuna, versprich mir, dass du versuchst, es nicht zu machen", sagte er und wartete auf mein Versprechen. „Versprochen", versprach ich ihm dann, es wenigstens zu versuchen. „Und wenn du es nicht aushältst, ruf mich an", sagte er dann, was ich mit einem Nicken beantwortete.

Ich war wieder zurück in Melody's Zimmer und lag im Bett. Ich realisierte jetzt erst, dass Liam wusste, was ich tat. Irgendwie fühlte ich mich so ekelig. So, als hätte ich es ihm nicht sagen sollen. Vielleicht erzählt er es der ganzen Schule. Oder meinen Eltern. Ich weiß nicht was schlimmer wäre. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Ich fühlte mich zu dreckig.

„Lass uns was essen gehen", schlug Melody vor nachdem wir eine Weile wach waren und geredet haben. Es war bereits 13 Uhr und wir gingen zusammen zum Frühstückstisch. Melody nahm Brötchen aus der Schublade und legte sie auf den Tisch. Ich holte Gläser und etwas zum trinken und schon saßen wir zu zweit am Tisch und redeten. Irgendwann fragte ich: „Wo ist eigentlich Liam?" Anstatt das meine beste Freundin die Frage beantwortet, reißt sie ihren Mund auf und schaut mich geschockt an. „Ich kann's nicht glauben", sagte sie erschrocken. Ich verstand nicht was sie meinte also fragte ich: „Was?". Sie riss nun auch ihre Augen auf und sagte: „Du stehst auf meinen Bruder". Was? Ich meine vielleicht. Ich meine nein. Ich weiß es selbst nicht. Als ich nicht antwortete, machte Melody ein Würg Geräusch und sagte angeekelt: „Wie kannst du auf ihn stehen? Er ist hässlicher als Kacke". Ich sah sie wütend an und sagte: „Stimmt doch gar nicht. Und außerdem stehe ich nicht auf ihn". Sie nickte ironisch und sagte: „Jajaja, du stehst auf ihn". „Vielleicht hast du recht", gab ich ihr dann doch recht, was sie erneut dazu brachte, ihren Mund aufzureißen.

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du auf meinen Bruder stehst", sagte Melody während wir durch die Straßen liefen, um zu unseren Lieblingscafé zu kommen. Ich ignorierte ihre Anmerkung und lief einfach weiter. Als wir da waren, setzten wir uns an unseren Lieblingsplatz am Fenster und tranken zusammen Kakao und aßen Kuchen.

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Es war Sonntag und 20:00 Uhr. Melody musste wieder nach Hause, also machte ich mich auch auf den Heimweg. Wie immer, den langen Weg durch den dunklen Park mit Kopfhörern aufgesetzt. Jedoch war der Weg leider nicht unendlich lang, denn jetzt stand ich vor meiner Haustür. Ich schloss die Tür auf und sah meinen Vater der sehr wütend aus sah.

„Was fällt dir ein einfach abzuhauen, du Hure?", schrie er mich an und kam einen Schritt auf mich zu. Ich atmete einmal tief ein. Ich wusste schon was auf mich zu kommt. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er schlug aber nicht zu. Verwirrt sah ich ihn an. „Du bist eine Enttäuschung. Deine Mutter hat dich nicht verdient. Schäm dich, du schlampe. Geh dich umbringen", sagte er leise und ging weg. Was hatte er gerade gesagt? Wow, das war ja viel schlimmer als seine Schläge.

Verdammt, diese Leere. Ich brauche es einfach. Aber ich hab Liam versprochen, es zu versuchen. Soll ich ihn anrufen? Ich weiß nicht. Er sagte ich soll, wenn ich es machen will. Ach ist doch egal. Ich nahm mein Handy und rief ihn an. Es klingelte. 1 mal, 2 mal, 3 mal. Er nahm nicht ab. Ich legte auf und fing an zu weinen. Wie konnte er jetzt nicht abnehmen? Vielleicht ist er doch wie alle anderen. Ich lag im meinem Bett und drückte meinen Kopf ins Kissen. Keine drei Sekunden später klingelte mein Telefon. Ich schaute drauf und es war Liam.

Ich nehm alles zurück was ich gesagt habe, denn als ich abnahm sagte Liam: „Kleine, alles gut? Tut mir leid, bin gerade bei einem Freund und hab deinen Anruf nicht gesehen." Hat er mich gerade ‚Kleine' genannt? Ich hatte wieder dieses Bauchgefühl, kein schlechtes, sondern ein gutes. „Ich halt es nicht mehr aus, Liam. Ich brauche es", sagte ich leise und es war definitiv hörbar das ich am weinen war. Warte. Was wenn der Freund neben ihm steht? Scheiße. „Okay, alles wird gut. Hör zu, ich komme zu dir. Ist das okay?", fragte er dann. Zu mir?! Nein, mein Vater ist unten und wird ihm die Tür auf machen. Ich antwortete: „Nein! Äh ich meine- Ich komme zu dir". „Keine Chance, du hast kein Auto und es ist schon dunkel draußen. Ich komme zu dir, wenn du willst hol ich dich nur ab und wir fahren zu uns", gab Liam mir ein Angebot, welches ich einwilligte.

Nach ungefähr 15 Minuten war Liam vor meiner Haustür und ich schlich so leise es ging die Treppen runter. Leise öffnete ich die Tür und ging zu Liam's Auto. Dann öffnete ich auch die Beifahrertür und setzte mich rein. „Hey", begrüßte ich Liam leise und schloss die Tür wieder. „Hey, kleine", begrüßte er mich zurück, „Ich will dir nur nochmal sagen, dass ich immer für dich da bin. Es ist okay, wenn du es weiter machen willst. Versuch es einfach". Seit wann nennt er mich eigentlich kleine? Nicht das ich was dagegen hätte...

„Liam, ich halt das nicht lange aus", sagte ich leise. Er sah mir in die Augen und antwortete: „Es ist okay. Wie lange hast du es nicht mehr gemacht?" Da musste ich selbst überlegen. „Ich weiß nicht, 2 Tage?", antwortete ich dann. „Das ist doch ein guter Anfang! Du schaffst das. Egal wie lange es dauern wird. Ich bin stolz auf dich", sagte er. Stolz? Mein Vater hat eben was anderes gesagt. Diese Worte. Sie lösten irgendwas in mir aus. „Ich bin stolz auf dich" Das brauchte ich.

Hey Friends <33

Wie fandet ihr das Kapitel?💕💕

Das nächste Kapitel kommt erst nach Ostern also wünsche ich euch schöne Ostern und an die, die Ostern nicht feiern, schöne Ferien 🩷

Was haltet ihr davon, dass Liam es jetzt weiß?

Was wünscht ihr euch für die nächsten Kapitel?

Ideen >>>

Daddy IssuesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt