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Den Nachmittag verbringen James und Lily komplett alleine. Sie hatten schon lange keine Zeit nur zu zweit, ohne Prüfungsstress. Doch nun sind alle Prüfungen geschafft. Sie sitzen aneinander gekuschelt auf einem Sofa und genießen einfach nur die Ruhe und die Nähe des anderen.
,,Also, du wirst Heilerin.", bricht James irgendwann das Schweigen. Lily nickt. ,,Bleibst du zuhause wohnen?", will er weiter wissen. Die Rothaarige zuckt mit den Schultern. ,,Ich denke erstmal schon. Ich werde alleine keine Wohnung halten können. Mary, Marlene, Alice und ich haben überlegt, eine WG zu gründen, aber da Alice Frank im Sommer heiratet, fällt sie schonmal raus. Marlene überlegt, erstmal eine Weltreise zu machen, hat sie letztens gesagt. Vielleicht wird das also was mit Mary, mal sehen. Ich werde sie mal drauf ansprechen. Warum fragst du?", fragt sie. ,,Nur so. Vielleicht könnten wir ja auch mal über ein gemeinsames Heim nachdenken. Nicht unbedingt direkt nach der Schule aber... ach, nur so ein Gedanke.", druckst James herum. Ein wenig verlegen fährt er sich durch die Haare. Er hätte nicht gedacht, dass es doch so schwierig und verunsichernd sein könnte, mit Lily über eine mögliche gemeinsame Zukunft zu sprechen. Die junge Hexe kichert allerdings und meint: ,,Nun Mr. Potter, vielleicht kann man ja wirklich mal darüber nachdenken." Sie schaut ihm tief in die Augen. ,,Ich würde mich sehr darüber freuen, mir mit dir ein gemeinsames Leben aufzubauen. Egal, wie kurz oder lang es sein mag." Ihre Worte lösen in James ein unfassbares Glücksgefühl aus. ,,Das wäre wunderbar.", haucht er hervor und legt seine Lippen auf Lilys. Dann zieht er sie hoch von der Couch. Er ist sich sicher, dass das hier nun der passende Augenblick ist. Er hatte es anders geplant, vor allem wollte er eigentlich erst noch Mr. und Mrs. Evans kennenlernen, aber manchmal kommt es eben anders. ,,Lily, ich weiß, dass wir noch jung sind und eigentlich noch unser ganzes Leben vor uns haben, schließlich sind wir gerade mal siebzehn. Aber wer weiß, was uns die Zukunft bringt, das ist alles noch unklar. Für mich ist jedoch klar, dass ich mein ganzes restliches Leben mit dir verbringen möchte." Lilys Augen werden mit jedem Wort von ihm größer. Der Schwarzhaarige holt tief Luft, sein Herz klopft. Jetzt ist es soweit. Und so geht James Potter vor Lily Evans auf die Knie. ,,Willst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?" Durch einen Schlenker mit seinem Zauberstab fliegt eine kleine schwarze Schachtel in James' Hand. Er öffnet sie, wodurch ein filigraner silberner Ring mit einem kleinen silbernen Glitzerstein zum Vorschein kommt. Lily stockt der Atem. Auch ihr Herz schlägt nun unkontrolliert schnell. ,,Oh mein Gott.", haucht sie fassungslos. Sie braucht einen Moment, schließt die Augen. ,,Ja." Mehr bekommt sie in diesem Moment nicht zustande, sie traut ihrer Stimme nicht. Ihrer Stimme der Vernunft. Sie ist achtzehn. Und nun verlobt. Diese Entscheidung ist ein großer Schritt. Doch sie hat ihr Herz sprechen und für sie die Antwort finden lassen. Erleichtert atmet James aus. Er nimmt den Ringt und schiebt ihn auf Lilys Ringfinger. Dann erhebt er sich und zieht die rothaarige Hexe in eine Umarmung. ,,Weißt du eigentlich, dass du mich zum glücklichsten Zauberer der Welt machst?", fragt er und wirbelt sie herum. Lily kichert.

Beim Abendessen ist es schließlich Mary, der Lilys Ring auffällt. ,,James, hast du? Ich meine, ist das?", stottert sie los. Lachend antwortet der junge Zauberer: ,,Ja, Mary. Ich habe Lily gefragt." Ein Strahlen bildet sich auf Lilys Gesicht, als ihre Freundinnen vor Freude jubeln. Auch Sirius, Remus und Peter beglückwünschen das junge Paar lauthals. Das bleibt bei den anderen Schülern und auch bei den Lehrern nicht unbemerkt. Ein Murmeln geht durch die Menge, immer wieder hört man die Wortfetzen ,,Lily Evans", ,,James Potter" und ,,verlobt". Dies scheint sogar bis zu den Lehrern durchzukommen, denn Professor Dumbledore hebt schmunzelnd sein Glas und prostet ihnen zu. Auf die Reaktion ihres Schulleiters hin fangen die übrigen Schüler und Lehrer an, zu applaudieren. Nun, bis auf ein paar Slytherins.
Doch an Severus kann Lily gerade nicht denken, sie schwebt gerade gedanklich über allen Wolken. Sie fühlt sich glücklich, hier mit James und ihren Freunden zu sitzen, mit einem Verlobungsring an ihrer Hand. Nicht einmal die Aussicht, dass sie bald Hogwarts für immer verlassen werden, kann ihre Stimmung in diesem Moment trüben. Außer vielleicht der Gedanke daran, dass sie ihren Eltern erzählen müssen wird, dass sie sich verlobt hat. Sie kann sich nicht wirklich vorstellen, wie sie reagieren werden, schließlich hat Petunia ebenfalls jung geheiratet, und schon bei ihrer Hochzeit hatten ihre Eltern gemischte Gefühle. Wie werden sie dann wohl bei ihrer jüngeren Tochter reagieren? Lily schiebt diesen Gedanken jedoch erstmal beiseite, sie möchte den Augenblick genießen.
Nach dem Essen zieht James Lily mit sich raus auf das Schulgelände. Draßen holt er seinen Zauberstab hervor. ,,Accio Besen." ,,Was wird das, James? Wir haben gleich einen Rundgang.", protestiert Lily, wenn auch lachend und auch bloß halbherzig. Der Schwarzhaarige zieht sich hinter sich auf den Besen. ,,Wir werden pünktlich wieder da sein. Halt dich fest." Lily tut, was er sagt und james stößt sich vom Boden ab. Oben in der Luft steuert er auf das Quidditchstadion zu. Erst zieht er ein paar Kreise darüber, dann fliegt er auf die Höhe der Zuschauerreihen hinab. Lily hatte dasStadion bislang aus noch keiner Anderen Pespektive betrachtet, doch kann sie sich bei diesem Anblick gut vorstellen, dass James es sehr vermissen wird, Teamkapitän von Gryffindor zu sein.
Langsam geht die Sonne unter, doch James macht keine Anstalten, zurück zum Schloss zu fliegen, stattdessen steuert er nun den schwarzen See an. Er fliegt ganz knapp über der Wasseroberfläche, sodass Lily ihr Spiegelbild in dem glitzernden Wasser ausmachen kann. Irgendwann fliegt er wieder weiter oben. ,,Schau mal.", sagt er und Lily schaut in die Richtung, in die er zeigt. ,,Oh mein Gott.",entweicht es ihr. Sie schaut der untergehenden Sonne entgegen, vor welcher Hogwarts majestätisch über den im Sonnenlicht funkelnden See ragt. ,,Es ist wunderschön.", haucht Lily. James nickt zustimmend. Er greift nach Lilys Hand, an deren Finger der Ring steckt, und küsst sie. ,,Wir sollten langsam zurück.",sagt er dann. Etwas wehmütig schaut er noch einmal auf die atemberaubende Kulisse, bevor er den Besen zurück zum Schloss manövriert. Dort angekommen sagt er zu seiner nun Verlobten: ,,Ich bringe noch schnell den Besen weg. Möchtest du mitkommen?" Doch Lily schüttelt den Kopf. ,,Ich werde schon in den Turm gehen und mir einen Pullover holen. Es wird heute glaube ich noch recht schattig." ,,Okay, aber pass auf dich auf." Er will sich schon umdrehen, doch dann überlegt er es sich anders. ,,Warte. Steig auf" James schwingt sich wieder auf den Besen. Lily, die zwar etwas verwirrt ist, steigt wieder hinter ihn auf den Besen und schon schwingt er sich in die Höhe. Sie fliegen an den Mauern des Schlosses entlang, bis sie an ein Fenster des Schulsprecherturms gelangen. James zückt seinen Zauberstab: ,,Alohomora." Das Fenster öffnet sich und James manövriert den Besen so, dass Lily durch das Fenster in den Turm steigen kann. Mit leuchtenden Augen dreht sie sich zu ihm um. ,,Das war wundervoll, James. Danke." Der Schwarzhaarige lächelt. ,,Ich bin so schnell wie möglich zurück.", sagt er noch, bevor er davonfliegt. Lily schaut ihm nach und als sie ihn nicht mehr sehen kann, schließt sie das Fenster. Sie dreht sich um und schaut in den Raum. Unglaublich. Da steht sie nun. Vor nicht ganz einem Jahr waren sie und James nichts weiter als zwei Menschen, die die gleiche Schule besuchen. Sie konnte ihn nicht ausstehen mit seiner Art. Dann sind sie beide zu den diesjährigen Schulsprechern ernannt worden. So hat sich das Blatt dann gewendet, sie mussten lernen, als Team zu arbeiten. Aus diesem Team ist Freundschaft entstanden und als dieser Freundschaft schließlich etwas Großes, das noch lange nicht mit diesem Ring an Lilys Finger enden wird. Nein, ihre Zeit in Hogwarts mag sich nun dem Ende neigen, doch Lilys und James' gemeinsame Zeit beginnt gerade erst.

Nachdem James seinen Besen verstaut hat, macht er sich auf den Weg zurück ins Schloss. Dabei betrachtet er den gerade aufgehenden Mond. Vor dem offiziellen Ende ihrer Schulzeit würden die Rumtreiber noch einen gemeinsamen Vollmond hier auf den Ländereien von Hogwarts verbringen. James seufzt. Wie es wohl für Remus weitergehen wird? Nicht mal Remus weiß das. Doch James weiß, dass er seinen Freund so gut es geht unterstützen wird.
In den Gängen von Hogwarts ist es beinahe ganz ruhig. Einmal kommen ihm ein paar jüngere Schüler entgegen, die er anspricht: ,,Die Sperrstunde beginnt gleich, also geht bitte in eure Gemeinschaftsräume, ja?" Die Schüler nicken und gehen eilig weiter.

der Hirsch, der mich das lieben lehrteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt