Kapitel 1

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Genervt packe ich mein Tablet in meine Handtasche und schalte meine Lampe auf meinem Schreibtisch aus. Mal wieder bin ich eine der letzten die aus dem Büro geht, was an einem Freitagabend schon deprimierend ist. Eigentlich sollte ich gut gelaunt sein, da ich meinen drei Wochen Jahresurlaub auf Mallorca verbringen werde. Es ist August und seit Weihnachten hatte ich nicht einen einzigen freien Tag. Noch nicht mal an meinem Geburtstag konnte ich mir eine kleine Auszeit gönnen.

Ich winke noch meiner Kollegin Carla zu, bevor ich in den Aufzug des Hochhauses steige um nach unten zu fahren. Nach meinem Studium habe ich zum Glück recht schnell eine Stelle in einem Verlag in München ergattern können. Seit mittlerweile zwei Jahren arbeite ich hier und bin auf dem besten Weg Cheflektorin zu werden. Es wird zwar noch ein paar Jahre dauern, aber meine Chefin hat es mir vor ein paar Wochen ganz klar gesagt.

Auch wenn ich jetzt Urlaub habe, werde ich trotzdem ein bisschen arbeiten müssen. Zwei meiner Autoren werden in zwei Monaten ihr Buch veröffentlichen und ich muss ihre Romane noch ein letztes Mal lesen, damit auch wirklich alles passt, bevor ich sie in den Druck schicke.

Die Sommerhitze ist erdrückend in München, vor allem da ich mitten in der Innenstadt arbeite. Trotzdem nehme ich mir einen kurzen Moment um stehen zu bleiben und einmal tief durchzuatmen. Morgen früh geht mein Flieger nach Mallorca und ich kann diesem ganzen Chaos hier für drei Wochen entfliehen.

Die Sonne ist schon fast am untergehen, es ist 20:45 Uhr ist. Der letzte Tag vor dem Urlaub ist immer unfassbar stressig für mich, da ich immer alles erledigt haben will und ich habe es geschafft! Mein Schreibtisch ist das erste Mal seit Wochen leer. Ich hab schon ganz vergessen, wie meine Schreibtischplatte eigentlich aussieht.

Mein Büro ist in einem großen Bürogebäude mit 15 Stockwerken und bietet einen tollen Ausblick auf die Münchner Innenstadt. Im Sommer scheint die Sonne immer wunderschön in mein Büro, was mir zumindest manchmal ein bisschen Sonnenschein zukommen lässt.

Meine Handtasche schlinge ich mir über meine Schulter, bevor ich meinen Weg antrete um mein Abendessen zu holen. In der Nähe meines Büros ist eine kleine Pizzeria und ich muss gestehen, dass ich mir dort eigentlich zu oft etwas zu essen hole. Nicht umsonst strahlt mich mein Lieblingsmitarbeiter dort drinnen an, sobald ich eintrete.

"Bella Emilia, wie geht's dir?" Francesco kommt strahlend auf mich zu und küsst mich auf beide Wangen. "Hast du etwa bis jetzt gearbeitet?"

"Es geht mir gut, außerdem hab ich jetzt drei Wochen Urlaub, Francesco. Kein Grund mir wieder Vorhaltungen zu machen."

Francesco und ich haben über die zwei Jahre die ich hierher komme eine kleine Freundschaft aufgebaut. Er hat etwas von einer Vaterfigur für mich. Seine schwarzen Haare sind mit grauen Strähnen durchzogen und er ist immer besorgt um mich. Meistens komme ich zu ihm, wenn ich verdammt spät arbeite, so wie heute. Ich hab mit der Zeit die gesamte Speisekarte durchprobiert, aber immer wieder esse ich die Pizza mit Parmaschinken und Rucola.

Francesco bedeutet mir mich auf einen der Barhocker zu setzen. "Du arbeitest du viel. Das hab ich dir schon oft gesagt. Und es ist auch nicht gut, dass du dieses Jahr bis jetzt ohne eine Pause gearbeitet hast."

Er beginnt wie selbstverständlich meine Pizza herzurichten und schenkt mir ein Glas Wein ein. Das kann ich heute gebrauchen. Sobald das Glas vor mir steht, nippe ich an meinem Wein und unterhalte mich mit Francesco. Er erkundigt sich nach meinem Tag, hört sich mein leichtes Gejammer an und gibt mir Ratschläge, wie ich damit am besten umgehen kann.

Zwanzig Minuten später ist meine Pizza verpackt und mein Glas Wein ausgetrunken. Gerade als ich meinen Geldbeutel herausholen will, hält mich Francesco auf. "Nein, die Pizza geht heute aufs Haus, Bella. Zur Feier deines Urlaubs."

Our summer - Carlos Sainz FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt