Kapitel 66

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Mein Herz tippelte

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Mein Herz tippelte.
Das traf es vermutlich am besten. Weder war ich aufgeregt, sodass es rasen würde, noch fühlte ich mich entspannt, als die Fingerspitzen des Jungen hinter mir meine Haut
berührten. Es fühlte sich an, als stände ich unter Strom.
Bedacht darauf möglichst respektvollen Abstand zu halten, öffnete mir Anouk den Reißverschluss am Rücken meiner Kleidung. Wäre jemand nun in unser Zelt maschiert, wäre er vermutlich auf der Stelle wieder umgedreht im Verdacht in etwas Privates geplatzt zu sein.
Ich jedoch wusste was kommen würde und so starrte ich gebannt in den Spiegel, als mein Oberteil herunterrutschte.
Mein Atem stockte.

"Es ist einzigartig und es zeichnet dich als Überlebende, als Kämpferin."

Ich trat meinem Ebenbild entgegen.
Fasziniert strich ich mit den Fingerspitzen über das Gebilde, dass sich über meinen Brustkorb zog. Wie die Äste eines Baumes überzogen rot violet farbene Spuren meine Haut. Ich zeichnete sie nach bis hin zu meinem Herzen.
"Es ist-" Mir fiel nichts ein womit ich die Lücke füllen könnte.
Noch nie hatte ich soetwas gesehen. Selten war ich so ratlos darüber gewesen wie ich mich fühlen sollte.
"atemberaubend.", vollendete Anouk meinen Satz. Ein lautloses Lachen entwich mir.
Ich hätte keine bessere Beschreibung dafür finden können.

~

Ich saß auf einem Sitzkissen, welches mein Gewicht unbequem auf die rechte Seite verlagerte. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, während die wichtigen Leute um mich herum wichtige Gespräche führten.
In der Mitte unseres Sitzkissen Kreises war eine Karte ausgebreitet. Sie zeigte die gesamte Erde, Zariobien im Zentrum.
"Zuerst reisen wir östlich, machen dann einen Bogen um Riana -als Grenzstadt wird dort stark kontrolliert- und gehen dann steil südlich nach Valas."
Valas..., Valas! Das war in der Nähe meiner Heimatstadt!
Ich räusperte mich, was sofort alle Augepaare auf mich zog. Frühere Generäle, untergetauchte Politiker und Gründer der Rebellion, allesamt sahen streng und adrett aus. Doch mit dem strengen Dutt und der ordentlichen schwarz-goldenen Uniform sah ich ihnen ähnlich. Und so straffte ich meine Schultern und trug meinen Vorschlag selbstbewusst vor.
"Auf dem Weg Richtung Süden könnten wir leicht östlich ausweichen und in meiner Heimatstadt für eine Nacht rasten. Ich könnte eine Unterkunft für die gesamte Gruppe organisieren."
Ein älterer Herr mit mehreren längt ungültigen iregonischen Orden auf der Uniformsjacke lächelte mir zu. Wenn ich mich nicht täuschte hieß er General Ven Kuns. Sein weißer Schnurrbart bewegte sich leicht als er in großväterlichem Ton sprach:
"Und du würdest die Chance bekommen deine Familie wiederzusehen. Ich bin dafür." Unter Kopfnicken und Gemurmel stimmten auch die anderen zu. Ein Stein fiel mir vom Herzen als niemand etwas einzuwenden hatte.
"Und in Valas bringt uns die Kontaktperson auf ein Schmugglerschiff nach Äthania?", fragte eine schwarzhaarige Frau. "Um dort nach Möglichkeit die Königsfamilie zur Allianz zu bewegen, ja", ergänzte eine andere, womit die Besprechung beendet schien.

"Über was haben sie geredet? Wie war die Atmosphäre?", empfing mich Kiana, als ich wieder ans Tageslicht trat. Sie wäre am liebsten selbst dabei gewesen, doch man hatte nur ausgewählte Mitglieder teilhaben lassen. Warum ich dabei gewesen war, konnte ich mir selbst noch nicht erklären.
Wenn ich die Situation richtig deutete, stand ein Krieg bevor, nicht irgendeiner, sondern ein Weltkrieg, der entscheiden sollte wie die Zukunft unserer Länder, unserer Königreiche und unserer Heimat aussehen würde.

Ich zuckte mit den Schultern, zu müde um zu antworten. "Ach komm schon", bettelte das braunhaarige Mädchen, während sie neben mir hertrottete.
Kianas Haare waren nun schulterlang und offenbarten einen Verband, der sich von ihrer Schulter bis hin zum Ellenbogen wickelte. Ihre Augenbraue hatte nun einen Schlitz, doch das freche Grinsen hatte sie behalten.
Dieses verließ selten ihr Gesicht seit sie umgeben von Soldaten, Spionen und Regierungsverrätern und zudem noch behangen von der ein oder anderen Waffe war. Dies war ihr Spiel und sie war mehr als bereit die Karten auszuteilen.
"Wer wird dabei sein?"
Diese Frage allerdings schien eine Antwort zu verdienen.
"Eine Reihe auserlesener Kämper und Soldaten, drei ehemalige Generäle, vier Mitgründer und zwei dutzend Flüchtlinge, die in Äthania Deckung suchen werden", ich pausierte und unterdrückte in schadenfrohes Grinsen, während ich mit ihr spielte. "Achso und du bist auch dabei. Es sei denn, du möchtest nicht?"
Die angespannte Haltung ihres Körpers entlud sich in erleichterte Ekstasie, die bis in ihre Augen wiederspiegelte.
Schließlich konnte ich das Grinsen nicht mehr unterdrücken, diesmal jedoch nicht aus Schadenfreude.
Kiana war wohl das Menschlichste, was mit einer Supernova vergleichbar war, so schön wie gefährlich, so explosiv wie leuchtend.

Kiana war wohl das Menschlichste, was mit einer Supernova vergleichbar war, so schön wie gefährlich, so explosiv wie leuchtend

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~765 Wörter

Falls ihr das Brandmal gerne verbildlicht hättet, könnt ihr im Internet nach der 'Lichtemberg Narbe' schauen. Sie tritt dann auf, wenn eine Person vom Blitz getroffen wurde.

SilbergrauWhere stories live. Discover now