Kapitel 8*

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Schlecht gelaunt schleppte ich mich am nächsten Morgen zu meinem ersten Kurs

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Schlecht gelaunt schleppte ich mich am nächsten Morgen zu meinem ersten Kurs.
Als erstes Stand Botanik auf dem Plan. Der Raum war ein Gewächshaus, welches direkt am Hauptgebäude angebaut war und im Westflügel lag. Ich durfte also einmal das gesamte Labyrinth an Gängen durchqueren bis ich das Gewächshaus erreichte.
Die Schönheit des Zimmers war dabei jedoch ein kleiner Trost. Es war voll von Pflanzen und das Sonnenlicht, welches den Raum flutete, machte kleine Staubpartikel sichtbar, die im Raum umher schwebten. Kletterpflanzen und ein paar Gräßer, die in Töpfen auf dem Boden standen, machten das ganze Bild perfekt. Die friedliche Atmosphäre lullte mich für einen Moment völlig ein bis die Klingel den Zauber durchbrach und mein müden Gemütszustand erneut hervorrief.

Die Jungmagier um mich herum standen genauso wie ich selbst ein wenig verloren im Raum herum, nicht wissend, wo sie sich hinstellen sollten. Eine magere Frau mit aschblonden leicht gräulichen Haaren und von Erde beschmutzter Kleidung betrat den Raum. Sie klatschte ein paar Mal in die Hände um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen bevor sie zu sprechen begann:" Aufgepasst meine Lieben. Ich bin Professor Millington und für dieses Jahr eure Lehrerin in Botanik. Wir werden ein langes und hoffentlich erfolgreiches Jahr miteinander verbringen. Ihr könnt euch um diesen Tisch herum stellen." Sie deutete auf einen massiven Tisch, oder vielmehr eine Tafel.
Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, kam sie ans vordere Ende des Tisches und nahm eine kleine Topfpflanze in die Hand. "Das ist eine südländische Muschelblume. Der Name ist ziemlich selbsterklärend, wenn ihr euch die Blüte genauer anschaut. Sie stammt aus Äthania und ist eine sehr beliebte Hauspflanze, allerdings ist sie schwer zu halten und kann außerdem ziemlich unangenehm werden. Werden ihre Wurzeln berührt sondern sie ein kaum sichtbares Sekret ab, welches fürchterlich stinkt. Zu eurem Glück wird diese Schönheit jedoch für heute erst einmal im Topf bleiben. Stattdessen schauen wir uns ihr Herbstblühen genauer an. Wie ihr bereits wissen solltet, löst sich von den Ästen der Bäume im Herbst ein gelblicher Rindenstaub, welcher bei ein paar wenigen Pflanzen erhebliche Veränderungen auslöst. Bevor ich zu viel vorweg nehme, probiert es doch einfach selber aus."

Eine Handbewegung der Professorin löste einen enormen Wind aus und ein paar Sekunden später, schwebten Blumentöpfe mit jeweils einer dieser Muschelblumen über unseren Köpfen hinweg auf unsere Plätze zu. Ich konnte nicht anders als das Spektakel zu bestaunen. Kaum jemand in meiner kleinen Heimatstadt vermochte solche Dinge zu vollbringen. Die meisten Menschen, die ich kannte eussten ihren Alltag mit kleineren Zaubern zu erleichtern und mehr nicht.

Als hätten sie kaum Gewicht stellte sich je ein Prozellantopf vor einem Schüler ab. Eine kleine mitternachtsblaue Blume in der Form einer Muschel schaute mir nun stolz und schön entgegen. Sie hatte etwas beruhigendes, friedliches an sich. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über die zarten, samtigen Blätter.
Ein leises Klirren ließ mich umherschauen. Überrascht nahm ich zur Kenntnis, dass die anderen bereits kleine Ampullen mit dem Rindenpulver in der Hand hielten. Schnell griff auch ich nach einem der kleinen Behältnisse, darauf bedacht das dünne Glas nicht zu zerbrechen. Ich zog den Korken heraus und streute ein wenig von dem Pulver in meine Handfläche. Genauso wie die meisten anderen nahm ich eine Priese zwischen Zeigefinger und Daumen und verstreute sie anschließend auf den Blütenblättern. Ernüchtert stellte ich fest, dass rein gar nichts passiert war. Auch ein paar der anderen betrachteten enttäuscht ihre Topfpflanze. Der Rest des Kurses jedoch wirkte ganz und gar nicht frustriert, sondern verfolgte aufmerksam und gespannt jede Bewegung der Professorin. Neugierig darauf, auf was die anderen warteten, richtete nun auch ich meinen Blick nach vorne. Frau Millington grinste vergnügt und begann uns zu erzählen warum nichts passiert war:" Wie manche von euch, besonders diejenigen aus Äthania, schon wissen, spielen die Splendorfalter, auch Glanzfalter genannt, eine wichtige Rolle beim Herbstwandel. Die Splendorfalter schlüpfen in Nubion. Dort legen sie auch die Eier ab, damit es auch im folgenden Jahr Splendorfalter geben wird. Anschließend fliegen sie über das Dunkelmeer nach Äthania und setzten sich dort in Scharen auf den Bäumen ab um deren Rinde vor Sonnenlicht zu schützen. Würde zu viel Sonnenlicht auf die empfindliche Rinde fallen, wäre der Herbststaub unbrauchbar, so wie der, den ihr gerade benutzt habt. Wenn wir am 31. August das Blütenfest zum Farbenwechsel der Blüten feiern, sterben die Falter."

Ein blonder, kräftig gebauter Junge kam aus einer etwas versteckteren Tür heraus, die wahrscheinlich nach draußen zu den Ställen führte. Auf seinem Zeigefinger saß ein königsblauer Schmetterling, von dessen Sorte uns Frau Millington gerade berichtet hatte. Mit bekümmertem Gesicht erzählte uns Tian, wie der Junge hieß, davon, dass jedes Jahr ein paar von den Faltern zu Forschungszwecken gerettet werden, dieses Jahr jedoch alle bis auf das Exemplar auf seinem Zeigefinger aufgrund eines Sturms gestorben seien. Der Sturm hatte das Gewächshaus beschädigt und die nächtliche Kälte eingelassen. Am nächsten Morgen waren alle Falter erfroren. Von dem Sturm hatte auch ich gehört. Einige waren der Meinung wir hätten die Götter verärgert, andere redeten von Naturgewalten, die unkontrolliert über die Erde wüteten. Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass es hin und wieder nun einmal Stürme geben würde, Götter hin oder her.

 Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass es hin und wieder nun einmal Stürme geben würde, Götter hin oder her

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~858 Wörter

SilbergrauWhere stories live. Discover now