6 - Etwas Normalität

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Sebastian POV

„Ominis, das war unnötig!", zischte ich meinen Freund verlegen an. Ihm verging das Grinsen absolut nicht, nachdem Eva mit einem hochroten Kopf und sichtlich aufgewühlt in Richtung ihres Zimmers aufbrach. Warum hatte er auch immer so ein elegantes Gespür, im ungünstigsten Moment aufzutauchen? Dieser wunderbare Moment mit ihr... einfach von Mister Gaunt zerrissen.„Seb, ich bin zwar blind, aber meine Ohren funktionieren dennoch hervorragend. Ich weiß genau, was ihr gemacht habt oder vielmehr womit ihr beschäftigt wart.", er stemmte seine Hände an die Hüfte und blickte mich grinsend an. Er hatte sichtlich Spaß an der Tatsache, dass er mich und Eva eiskalt erwischt hatte.
„Und nun? Ja, wir haben uns geküsst. Was gibt es da so zu grinsen?"
„Eva und du. Merkst du selber, oder?", sein Grinsen wurde immer breiter. Völlig genervt drehte ich mich um und machte mich so langsam auf den Weg zu meinem Zimmer, gefolgt von Ominis. Natürlich. Seins lag direkt gegenüber von meinem. Mir war durchaus bewusst, was er meinte. Ich musste zugeben, dass mich die Initiative von Eva richtig überrannt hatte. Nie hätte ich gedacht, dass sie sich meinem Spielchen so abrupt entziehen konnte, den Spieß herumdrehte und mich dann einfach küsste. Sie wirkte so verlegen und schüchtern. Mein Gehirn konnte gar nicht so schnell verarbeiten, was geschehen war, als sie meine Krawatte griff, mich mit einer sehr überraschenden Stärke zu sich herunterzog und mir ihre Lippen auf den Mund presste. Ich müsste lügen, dass ich in diesem Moment völlig unbeholfen mit den Händen herumgefuchtelt hätte, wenn die Felsspalte nicht so eng gewesen wäre. Doch ich hatte mich schneller wieder gefasst als gedacht und genoss einfach diesen Zweisamkeit. Es wirkte anfangs sehr unbeholfen. Mir war sofort klar, dass Eva hier völlig überstürzt gehandelt hatte. Ich legte meinen Arm um sie und zog sie näher an mich heran. Ihre weichen Lippen machten mich wahnsinnig und ich war froh, dass sie nicht spüren konnte, wie sehr sie mich in diesem Moment unter Kontrolle hatte. Ich wollte mehr von ihr. So stupste ich mit meiner Zungenspitze ganz sanft gegen ihre Lippen. Sie realisierte schnell und der scheue Kinderkuss wandelte sich in einen feurigen Zungenkuss, sodass mir doch echt ein leises Knurren entwich. Augenblicklich war ich ihr erlegen und wollte nur noch ihren Körper bei mir spüren. Noch viel schlimmer wurde dieses Verlangen als wir hier im Korridor angekommen waren und sie mich so verträumt ansah. Ich sah es ihr an. Der Kuss im Wald hatte sie genauso eiskalt erwischt wie mich und ihr Flehen nach mir überschwemmte sie. Diesem Anblick konnte ich nicht widerstehen, sodass ich sie erneut küssen musste. Aber das war nicht diese zurückhaltende Art wie zuvor. Evas Körper, ihre Gänsehaut, signalisierte mir, dass sich jeder Zentimeter nach mir verzehrte und ich wollte ihr nichts sehnlicher geben, als die Erlösung dazu. Unerwarteter Weise überrumpelte mich ihre Reaktion, als ich sie auf meinen Oberschenkel setzte. Ich hatte im Eifer des Gefechts nicht darüber nachgedacht, was dies zur Folge hatte. Meine Beinmuskeln bohrten sich regelrecht in ihr Unterleib und anhand ihres verführerischen Stöhnens und der leicht kreisenden Bewegungen wurde mir klar, dass ich ihren empfindlichsten Punkt getroffen hatte. Wäre Ominis nicht aufgetaucht, hätte ich für nichts mehr garantieren können. So sehr wollte ich sie und ich wage zu behaupten, dass es ihr ähnlich erging.


Ominis tippte mit seinem Zauberstab auf meine Schulter und holte mich aus meinen Gedanken zurück: „Kann ich dich etwas fragen?" Weiterhin genervt von ihm, weil er mir den Abend versaut hatte, zuckte ich kurz mit den Schultern und antwortet: „Mach." Jetzt nahmen seine Gesichtszüge wieder einen ernsteren Ausdruck an, aber er grinste trotzdem noch.
„Bist du in Durmstrang den Mädels auch so nah gekommen?", fragte er frei heraus ohne die Miene zu verändern. Ich blickte ihn leicht erschrocken über diese Frage an und wusste nicht so recht, was ich ihm sagen sollte. Verlegten kratzte ich mir am Hinterkopf: „Naja..."
Prompt hatte ich seinen Zauberstab im Gesicht und er sah mich finster an: „Dann lass dir eins gesagt sein, Sebastian Sallow! Eva ist ein Engel auf Erden. Sie hat... keinerlei Erfahrungen mit solchen Dingen, abgesehen von diesem lumpigen Kuss mit Amit beim Flaschen drehen. Brichst du ihr das Herz, dann bringe ich dich eigenhändig um!" Oh, das war mir neu. Ich konnte es ihm ansehen. Allein sein eindringlicher Blick verriet mir, dass er es ernst meinte. Ominis war zwar blind und wirkte so, als könne er niemanden etwas antun. Und natürlich appellierte er dies auch. Aber ich kannte ihn sowie die Gaunts eben sehr gut und wusste, zu was er fähig sein konnte, wenn er es wirklich wollte. Er war ebenso ein guter Duellant wie ich, wenn er auch mir nicht das Wasser reichen konnte, war er dennoch ein ernstzunehmender Gegner. Auch wenn er nicht stolz auf seine Familie war, solange er jemanden beschützen möchte, geht auch er über Leichen. Ein Gaunt eben.
„Sie hat noch nie-", über diese Information war ich erstaunt.
„Richtig, Sebastian, sie hat noch nie einen Mann so nah an sich heran gelassen! Noch nie!", zischte er mir entgegen und wollte offensichtlich umschreiben, dass Eva noch unberührt war. Eva war schon damals ein wunderschönes Mädchen, sie raubte mir bereits bei unserem ersten Treffen den Verstand und wuchs jetzt natürlich zu einer noch hübscheren Frau heran. Sie hatte eine wohlgeformte Figur, ihr Duft war himmlisch blumig und allein ihr Lächeln verzauberte jeden im Raum. Das war ein Grund, warum ich immer recht eifersüchtig war, weil alle Jungs in der Klasse auf sie standen. Allen voran Garreth Weasley. Und auch im jetzigen Unterricht hatte sie die jungen Männer aus dem siebten Jahr regelrecht unter Kontrolle. Zumindest die meisten davon. Ich hätte schwören können, dass sie bereits ihre Erfahrungen gemacht hat. Zumal die Initiative zum Kuss von ihr ausging. Oder vielleicht sogar genau deswegen? In mir flammten sogleich aber auch Schuldgefühle auf. In den vergangenen Jahren und während meiner Zeit in Durmstrang hatte ich natürlich die ein oder andere Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gemacht.

Shadows of SallowWhere stories live. Discover now