15 - Die Vergangenheit schläft nicht

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Sebastian POV


Ich hatte am großen Eingangstor auf Eva gewartet und dabei die letzten Reste des Schnees beobachtet, wie sich die feinen Eiskristalle in ihre flüssige Form verwandeln. Die Luft war immer noch sehr frisch, aber wenn die Sonne schien, spürte man deutlich die aufkommende Kraft. Ich lehnte an der kalten Mauer. Einige Schüler kamen tratschend vom Quittichspielfeld zurück zum Schloss. Wie es zu erwarten war, hatte Slytherin Gryffindor besiegt - jedoch nur ganz knapp. Entsprechend aufgeheitert war die Stimmung beiden grünmanteligen Mitschülern.
„Hallo Seb."
Etwas überrascht drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung und musste sofort lächeln. Eva stand vor mir, die Haare offen, in einen dicken Wintermantel gehüllt und einen Schal in verschiedenen Rottönen. Mein Grinsen wurde etwas frecher und ich entgegnete ihr salopp: „Du weißt aber schon, dass jetzt erstmal alles in grün gehalten ist?"
Eva erwiderte mein Lächeln und gab mir ebenso keck zurück: „Selbstverständlich weiß ich das. Aber genauso gut weiß ich, dass Slytherin mit dir in der Mannschaft haushoch verloren hätte." Mir entglitten die Gesichtszüge. Touché. Das war ein gekonnter Seitenhieb gegen meine Flugkünste. Ja, die waren noch nie sonderlich gut.
„Das war persönlich, Miss Carter."
„Und doch nur die pure Wahrheit, Mister Sallow!", gab sie mir mit einem Zwinkern zurück und schritt an mir vorbei, „Wollen wir dann?"
Ich stieß mich von der Mauer ab und hielt ihr meinen Arm hin, sodass sie sich einhaken konnte und gemeinsam liefen wir gemütlich in das kleine Dorf. Ich genoss die unerwartete Nähe, wo sie sich doch in letzter Zeit ziemlich distanziert hatte. Der Frühling lies noch auf sich warten und ich konnte das kalte Wetter zu meinem Vorteil nutzen, indem ich Eva wärmte.


In Hogsmeade angekommen, schlenderten wir ohne ein genaues Ziel umher. Wir waren gerade bei Besenknechts angekommen und schauten uns um, als mir ein wunderschöner Schal aus Seide ins Auge fiel. Ich nahm das Stück Stoff, um es mir genauer anzusehen. Der purpurfarbene Schal mit silbernen Kitteln und Glitzereffekten war samtweich und schmiegte sich um meine Hand. Und obwohl Seide eher einen kühlenden Effekt hat, war dies hier nicht der Fall. Ich drehte mich zu Eva herum und ging auf ihren Körper zu. Sie schaute sich gerade Kopfbedeckungen an und bemerkte mich gar nicht als ich ihr den Schal in meiner Hand von hinten vor ihr Gesicht hielt. Erschrocken zuckte sie zurück: „Oh! Der ist aber hübsch."
„Ich finde, er würde an dir gut aussehen."
Eva drehte ihren Oberkörper zu mir und sah mir fragend ins Gesicht.
„Das ist sehr freundlich von dir, aber im Moment kann ich mir dieses schöne Stück Stoff nicht leisten. Als Studentin verdiene ich kein Geld und das, was der Laden abwirft, reicht gerade so aus."
„Wer sagt, dass du den Schal bezahlen sollst?", mein Mundwinkel wandert automatisch nach oben als mir diese Worte über die Lippen glitten. Nun bewegte sie ihren Körper komplett zu mir und ihr Blick schwankte zwischen meiner Hand und meinem lächelnden Gesicht hin und her.
„Das kann ich nicht annehmen, Sebastian!", hauchte sie deutlich errötet.
„Warum nicht?", ich wusste, dass sie so etwas sagen würde. Ihre Wangen glühten und sie senkte beschämt den Kopf: „Seb... Ich...-"
Ich legte meinen Zeigefinger auf ihre weichen Lippen ab, damit sie schwieg. Eva hätte mich eh nicht davon abbringen können.
„Du hast in den letzten Monaten so viel für mich getan. Da werde ich mich doch wohl revanchieren dürfen?", blinzelte ich ihr zu. Ihre roten Wangen erinnerten mich sofort an unsere Nächte in London. An diese wahnsinnige Intimität zwischen uns und ich spürte, wie ich genau das vermisste. Doch Eva war sichtlich noch nicht bereit darüber zu sprechen.
„Okay."
„Okay?"
„Ich bin es nicht gewohnt, dass mir jemand etwas kauft. Und schon gar nicht so etwas teures.", sprach sie und folgte mir sodann zu Mister Besenknecht, der uns die ganze Zeit gespannt beobachtet hatte.
„Eine ausgezeichnete Wahl, junger Mann! Ihre Partnerin wird darin noch hübscher aussehen, als sie es ohnehin schon ist.", schleimt er in seiner bekannten Art. Ich gab ihm das Geld und drehte mich wieder zu Eva um, welche mich erwartungsvoll anschaute. Ihren roten Schal, der mich so sehr an Gryffindor erinnerte, nahm ich ihr ab und verstaute ihn in meiner Umhangtasche und legte ihr anschließend den purpurnen Seidenschal um den Hals und knotete ihn an ihrem Hals zu, damit ihr nicht kalt würde. Ihre schmalen Finger tänzelten über den Stoff als wir den Laden verließen und ihr Lächeln wurde immer breiter. Auch in mir wurde es warm. Ich freute mich, dass ich Eva eine Aufmerksamkeit schenken konnte, die sie auch verdient hatte und die ihr gefiel.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 26, 2023 ⏰

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