Kapitel 35 - Vom Regen in die Traufe

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Nottinghamshire - Castle De Burgh

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Nottinghamshire - Castle De Burgh


Als Marian über das Seil, welches Robin für sie an der Burgmauer befestigte, in Garten der Burg kletterte, war die Sonne längst hinter dem Horizont versunken und Sterne blinzelten am Nachthimmel. Eilig schlüpfte sie in einen der Nebengänge. Seufzend wischte sich Marian eine Strähne aus dem Gesicht und verlangsamte ein wenig ihren Schritt, als sie der Haupthalle näherkam. Aus dem Saal strahlte tänzelnder Feuerschein an die Wand gegenüber und in den spärlich beleuchteten Gang. Wenn sie sich nicht irrte, hatte sie eben die Stimme ihres Vaters vernommen?

'Du solltest aufhören, ständig in Gedanken zu schweben und aufmerksamer sein!', schimpfte sich Marian selbst und verzog dabei die leidig die Lippen.

Sie musste nur noch an dieser Halle vorbei, den Hauptgang entlang und konnte die Dienstbotentreppe nach oben nehmen. Schon öfter hatte sie sich fort geschlichen und hatte diesen Weg als den Sichersten auserkorene. Das schwierigste und riskanteste waren die wenigen Meter vorbei am Torbogen der Halle. Ihr Herz trieb sie zur Eile an, doch ein zu rascher Schritt konnte verräterisch sein. Also zwang Marian sich dazu, nicht wie ein gehetztes Reh vorbeizuspringen.

„Marian."

Ihr Name kam so geschliffen aus der Halle, wie ein präzise geführter Schwertstreich. Sofort zuckte sie zusammen und wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert.

Als Marian aus dem Schatten ins Licht trat, verzog er für einen Augenblick verärgert das Gesicht. Sie kam gar nicht erst zu seiner Antwort. „Gott, Mädchen, wie bist Du wieder gekleidet!" Empört schlug er die Hand auf die Holzplatte vor sich und schüttelte den Kopf. „Du hast Besuch und warst nicht hier, um ihn angemessen zu empfangen."

Marian war sich nicht sicher, ob er wütend war, oder nur den Schein wahren wollte. Ihre Aufmerksamkeit legte sich auf den besagten Besuch, der sich von dem hölzernen Stuhl erhob und ihr Magen zog sich zusammen.

„Guy", entkam es ihr und ein weiterer scharfer Blick ihres Vaters ließ sie eilig das Haupt senken. „Sire", verbesserte sie sich angemessen, um wenigstens den Schein zu wahren. „Verzeiht mein Gebaren und mein Auftreten", entschuldigte sie sich und spürte den Blick von Guy wie ein Kribbeln im Nacken. Ein Hauchen, dass einem ganz und gar bewusstmachte, dass man beobachtet wurde, aber noch nicht genau zu definieren vermochte, ob der Luftzug kalt oder warm ... oder beides gewesen war.

„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Mylady", sagte er, als wären sie zwei Fremde in einem überfüllten Saal voll gaffender Adliger.

Sofort zog ihr Puls an und Nervosität breitete sich wie ein Lauffeuer in ihr aus. Vorsichtig hob sie leicht den Blick und spähte unter den langen Wimpern an den Tisch, um festzustellen, ob der Sheriff auch anwesend war.

Eine voreilige Erleichterung überschwemmte sie, als sich ihre Befürchtung nicht bewahrheitete. Aber warum war Guy jetzt und heute hier? Sicherlich hatte er schon von dem Überfall erfahren. Hatte der Sheriff ihn geschickt? Wollte er kontrollieren, ob sie hier war? Ahnte er etwas?

Die Königin von Pfeil & BogenWhere stories live. Discover now